Parlamentskorrespondenz Nr. 580 vom 26.05.2023

Statistik Austria: Statistikrat fordert ausreichende Mittel für zukunftsorientierte Projekte

Wien (PK) – Die Statistik Austria hat nach Meinung des Statistikrats die besonderen Grundsätze für die amtliche Statistik wie Objektivität und Unparteilichkeit auch im Jahr 2021 in hohem Maß erfüllt und qualitativ hochwertige Statistiken vorgelegt. Allerdings braucht es nach Meinung des Gremiums ausreichende finanzielle Mittel, um die vorgegebenen Qualitätsnormen weiterhin erfüllen und notwendige Qualitätsverbesserungen vornehmen zu können. Das hebt der Statistikrat in seinem Tätigkeitsbericht 2022 (III-946 d.B.) hervor, den die Bundesregierung vor kurzem dem Nationalrat vorgelegt hat.

Vor allem was zukunftsorientierte, innovative Projekte betrifft, sieht der Statistikrat offene Finanzierungsfragen. So sei zwar die infrastrukturelle Grundausstattung des neuen Austrian Micro Data Center (AMDC) gesichert, die variablen Kosten müssten jedoch von den die Daten nutzenden Forschungseinrichtungen getragen werden, was eine Zugangshürde für die Forschung darstelle, hält das Gremium kritisch fest. Zudem brauche es zusätzliche Ressourcen, um die Statistik Austria in die Lage zu versetzen, neue Digitalisierungsmöglichkeiten und technische Innovationen wie Machine Learning im statistischen Produktionsprozess zu nutzen. Man dürfe die in den letzten Jahren erreichte hohe Qualität und internationale Reputation der Statistik Austria nicht aufs Spiel setzen, warnt das Gremium.

Auch die bessere Einbettung einzelner Statistikprodukte in ein statistisches Gesamtsystem sowie die Berücksichtigung der Bedürfnisse der Datennutzer:innen sind dem Statistikrat nach wie vor wesentliche Anliegen. Bei letzterem kommt ihm zufolge der Umgestaltung der Website der Statistik Austria eine Schlüsselrolle zu. Ebenso hebt er erneut die Bedeutung der regelmäßig durchgeführten Feedback-Gespräche für die Qualitätskontrolle hervor und regt unter anderem an, Non-Response-Analysen durchzuführen, um die Genauigkeit von Statistiken zu verbessen. Kooperationen mit der Wissenschaft sowie mit externen Partnern auf nationaler und internationaler Ebene sollten weiter ausgebaut werden.

Bei der Nutzung neuer Datenquellen misst der Statistikrat dem erleichterten Zugang zu Daten privater Datenhalter hohe Bedeutung bei. Das sei derzeit auch auf europäischer Ebene gerade Thema, hält er im Bericht mit Verweis auf den in Verhandlung stehenden Data Governance Act (DGA) fest und begrüßt in diesem Zusammenhang das diesbezügliche internationale Engagement der Statistik Austria. Es brauche eine legistische Verankerung, um die umfassende Nutzung aller verfügbaren Datenquellen nachhaltig abzusichern, meint er. Als innovatives Projekt in diesem Zusammenhang nennt er etwa die Nutzung von Mobilfunkdaten zur Qualitätssicherung in der Tourismusstatistik.

Inhaltlich drängt der Statistikrat unter anderem darauf, die im Zuge der Corona-Pandemie gemachten Erfahrungen bei der Datenerhebung und der Datenbereitstellung eingehend zu evaluieren, um daraus Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Außerdem spricht er sich dafür aus, das integrierte Statistische Informationssystem STATcube weiterzuentwickeln sowie einen statistischen Blick auf die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine zu werfen, etwa was die Bereiche Energie, Teuerung und Migration betrifft. Auch müssten die zunehmende Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen statistisch gemessen werden.

Ausdrücklich begrüßt wird vom Statistikrat die erweiterte Themenabdeckung im sozialstatistischen Bereich, insbesondere was die Erfassung der Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung und von Zuwandernden samt ihrer Nachkommen, die Auswirkungen von Telearbeit sowie die Erhebung der Zeitverwendung betrifft. Im Rahmen der Erfassung von Behinderungen sollte dabei auch der Migrationshintergrund berücksichtigt werden, fordert er. Bei der gebotenen europaweiten Harmonisierung von Unternehmensstatistiken gilt es dem Gremium zufolge darauf zu achten, dass methodische Errungenschaften Österreichs und die bestehende Informationsvielfalt nicht verloren gehen.

Aufgabe des derzeit aus 16 Mitgliedern bestehenden Statistikrats ist die umfassende und fachliche Beratung und Kontrolle der amtlichen Statistik in Österreich. Den Vorsitz hat WIFO-Chef Gabriel Felbermayr inne. (Schluss) gs