Parlamentskorrespondenz Nr. 602 vom 01.06.2023

Neu im Unterrichtsausschuss

Wien (PK) – SPÖ und NEOS präsentieren in ihren jeweiligen Entschließungsanträgen an Bildungsminister Martin Polaschek ein breites Spektrum an Forderungen, die im Unterrichtsausschuss des Nationalrat diskutiert werden sollen. Themen dabei sind unter anderem eine Neuausrichtung der Unterrichtspraxis mit Bedacht auf neue Technologien (Künstliche Intelligenz), die Finanzierungsicherheit von Volksgruppenschulen sowie Missbrauchsprävention in Kindergärten und Schulen.

Künstliche Intelligenz im Unterricht

Säumigkeit im Bereich Digitalisierung attestieren die Sozialdemokrat:innen dem Bildungsministerium. Neben unzureichend vorhandenen Laptops und Tablets kritisieren sie, für den Umgang mit dialogorientierten Softwareprogrammen vulgo Künstlicher Intelligenz (KI) wie ChatGPT gebe es keine konkreten Vorgaben für Lehrer:innen und Schüler:innen. Die SPÖ-Mandatarinnen Katharina Kucharowits und Petra Tanzler richten deswegen einen Antrag (3418/A(E)) auf Erstellung einer umfassenden KI-Strategie für den Schulbereich an den Bildungsminister. Unter anderem sollten künftig stärker die Lernentwicklungen von Schüler:innen und weniger punktuelle Leistungsmessungen bei der Benotung zu berücksichtigen sein, regen sie eine neue Unterrichts- und Prüfungskultur an. Anstatt ChatGPT als "Schummelhilfe" grundsätzlich abzulehnen, sollten auch die Chancen der neuen Technologien beim digitalen Lernen genutzt werden. Dementsprechend brauche es unbedingt eine Pädagog:innenaus- und Weiterbildung, die aktuelle Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz berücksichtigt, sehen die Antragstellerinnen hier großen Reformbedarf.

Wissen über Datenschutz im Internet

Ebenfalls mit der Digitalisierung im Schulbereich befasst sich SPÖ-Angeordneter Christian Drobits gemeinsam mit seiner Fraktionskollegin Tanzler. In ihrem Antrag (3412/A(E)) thematisieren die Sozialdemokrat:innen die Vermittlung von Persönlichkeitsrechten und Datenschutz im Internet. Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auf das EU-finanzierte Forschungsprojekt "privacy4kids - Rising awareness about privacy of children in the digital age", das für Kinder und Jugendliche zielgruppenorientierte Erklärungen über Datenschutz, speziell auf Social Media-Kanälen, anbiete. Auf dieser Grundlage sei in den Unterricht von Schüler:innen der Altersgruppen 6 bis 10 und 10 bis 14 Jahren eine angemessene Wissensvermittlung über Datensicherheit und Datenschutz zu implementieren, so der Appell von Drobits und Tanzler. Ein gleichlautender Antrag erging an den Justizausschuss des Nationalrats.

Digital zur Elementarpädagogik

Auf die Schaffung eines Online-Tools zur Orientierung über mögliche Ausbildungsprogramme in der Elementarpädagogik drängen SPÖ-Bildungssprecherin Tanzler und ihr Fraktionskollege Christian Oxonitsch. Ein derartiger elektronischer Wegweiser durch die föderal unterschiedlich gestalteten Angebote in diesem Bereich sollte Interessierten auf Basis ihrer personenbezogenen Daten einen abgestimmten Überblick über Elementarpädagogik-Ausbildungsprogramme bzw. Aufbaulehrgänge samt Dauer, Kosten und Berufsberechtigungen bieten (3420/A(E)), lautet ihr Forderung.

Kinderschutz: Schulen brauchen Ressourcen

Für die von der Regierung angekündigten Kinderschutzkonzepte an Bildungseinrichtungen gebe es im Bildungsministerium kein zusätzliches Budget, nicht einmal zur Erarbeitung dieser Konzepte gemeinsam mit Expert:innen, hält SPÖ-Bildungssprecherin Tanzler Minister Polaschek vor. Jedenfalls bräuchten die Schulen für die Implementierung institutionsangepasster Präventionsmaßnahmen gegen Missbrauch und Gewalt – wie anonyme Anlaufstellen - ausreichend finanzielle und materielle Ressourcen (3419/A(E)). Darüber hinaus fordert Tanzler von Polaschek, auch in der Lehrer:innenausbildung einen Schwerpunkt auf Gewaltprävention zu legen und rasch gemeinsam mit den Ländern verpflichtende Kinderschutzkonzepte für den elementarpädagogischen Bereich zu erarbeiten.

Volksgruppen: Schulfinanzierung sicherstellen

Den NEOS-Abgeordneten Michael Bernhard und Martina Künsberg Sarre ist die finanzielle Absicherung von Schulen der sechs österreichischen autochthonen Volksgruppen ein Anliegen, wie sie in ihrem diesbezüglichen Antrag (3400/A(E)) an Bildungsminister Polaschek aufzeigen. Konkret fordern sie, für das Volksgruppen-Schulwesen ein Pilotprojekt für ein autonomiefreundliches und chancengerechtes Schulfinanzierungssystem zu entwickeln, unabhängig davon, ob ein Standort öffentlich oder in privater Trägerschaft ist. Als Kernpunkte dieses Finanzierungsmodells skizzieren die NEOS neben einem Pauschalbetrag pro Schüler:in auch Zusatzmittel für soziale oder geografische Herausforderungen, wobei den Schulen im Rahmen von Globalbudgets die volle finanzielle und personelle Autonomie zu gewähren sei.

Neuausrichtung der Deutschförderung an Schulen

Die Deutschförderklassen an Österreichs Schulen sind aus Sicht von NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre und ihrem Fraktionskollegen Yannick Shetty ein Hindernis der schulischen und gesellschaftlichen Integration von Kindern mit Migrationshintergrund. Besonders die Trennung der Kinder mit Deutschförderbedarf von ihrer Stammklasse führe zahlreiche Probleme mit sich. In ihrem Antrag (3398/A(E)) zur Verbesserung der Sprachvermittlung im Bildungsbereich treten die Mandatar:innen dafür ein, dass punktuelle Sprachstandsfeststellungen am Übergang vom Kindergarten in die Volksschule durch Langzeitbeobachtungen ersetzt werden. Die Schulen sollten außerdem autonom über Art und Methodik ihrer Deutschförderung entscheiden und nur Lehrpersonen mit entsprechender Ausbildung sollten aus Sicht der NEOS zur Deutschförderung herangezogen werden dürfen. (Schluss) rei

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