Parlamentskorrespondenz Nr. 783 vom 03.07.2023
Inflationsentwicklung von steigenden Preisen für Dienstleistungen getrieben
Wien (PK) – Die Expert:innengruppe zur Beobachtung und Analyse der Inflationsentwicklung (EBAI) geht von einer Inflation zwischen 7,5 % und 6,0 % für das Jahr 2023 aus (III-970 d.B.). Ausgehend von hohen Inflationsraten zu Jahresbeginn 2023, wird im dritten Inflationsbericht mit einem Rückgang der Inflationsrate im kommenden Jahr 2024 auf 3,5 % - 4 % und einer weiteren Reduktion in den Folgejahren gerechnet. Nach dem ersten Bericht von Juni 2022 und dem zweiten Bericht von November 2022, liegt nun dem Parlament der dritte Bericht, datiert mit Juni 2023, vor.
Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) geht nach aktuellen Prognosen von einer Inflationsrate von 7,1 % für 2023 aus, das Institut für Höhere Studien (IHS) von 7,5% und die Österreichischen Nationalbank (OeNB) von 6,9 %, so die zugrundeliegenden Daten. Während 2022 insbesondere der Energiesektor für die Preisentwicklung verantwortlich gemacht wird, treiben 2023 speziell Dienstleistungen die Preise, so die Beobachtung der Expert:innen.
Der kräftige Preisauftrieb seit 2020 auf den internationalen Energie- und Rohstoffmärkten führte bis 2022 mit +8,6 % zur höchsten Inflationsrate seit den 1970er-Jahren. Getrieben überwiegend von der Kerninflation bleibt die Inflation 2023 mit +7,1 % noch sehr hoch, und geht laut Analyse der Expert:innen 2024 jedoch auf 3,8 % zurück. Bis 2027 soll sie sich dem 2 %-EZB-Zielwert annähern. Die Inflationsprognosen seien jedoch stark von den Annahmen zum weiteren Verlauf des Ukraine-Krieges und zur Entwicklung der europäischen Energieimporte aus Russland abhängig, betonen die Expert:innen.
Energiepreise bleiben weiterhin hoch
Trotz der nun deutlich niedrigeren Preisannahmen wird im Bericht von mittelfristig teureren Energiepreisen ausgegangen. Gegenüber vor dem Energiepreisschock 2021/2022, dürften die Erdgaspreise 2024 3,25-mal (2027: doppelt) so viel, Strom 4,25-mal (2027: 3,5-mal) so viel kosten, wie im Durchschnitt der Jahre 2018/2020, so die Einschätzung. Die Strompreisbremse laut Stromkostenzuschussgesetz von Dezember 2022 verringert laut WIFO die Inflationsrate 2023 um rund 1 %. Mit Auslaufen ab Juli 2024 wird wieder mit stärkeren Auswirkungen auf die Teuerung in der zweiten Jahreshälfte 2024 und im 1. Halbjahr 2025 gerechnet.
Die Strom- und Gaspreise für Haushalte seien seit September 2022 um 60 % bzw. 70 % gesunken. Dies sei auf Basis der sinkenden Spot- und Terminmarktpreise geschehen. Neukundenangebote würden teilweise merklich unter den Bestandstarifen liegen. Eine weitere wesentliche Preissenkung sei nicht in Sicht, da die Großhandelspreise relativ konstant auf dem aktuellen Niveau verbleiben.
Österreich habe im letzten halben Jahr im Vergleich mit dem Euroraum höhere Inflationsraten bei Energie und nicht-industriellen Gütern zu verzeichnen. Bei den Dienstleistungen weist Österreich höhere Inflationsraten aus als der Schnitt des Euroraums, betonen die Expert:innen. Im Bereich der Lebensmittel hingegen liege Österreich sehr nahe am europäischen Mittel. Dienstleistungen zur Bewirtung sind im österreichischen Warenkorb stark vertreten. Während die Preise im Euroraum in diesem Bereich um 8,5 % gestiegen sind, lag die Inflation in Österreich bei 14 %. (Schluss) gla