Parlamentskorrespondenz Nr. 947 vom 25.09.2023
Neu im Tourismusausschuss
Wien (PK) – Mit einem Initiativantrag setzt sich die SPÖ für eine regelmäßige Überprüfung von Lehrausbildungsbetrieben ein. Außerdem brauche es eine Studie zur Individualisierung im Tourismus. ÖVP und Grüne sprechen sich für eine Weiterentwicklung der Erfolgsmessung im Tourismus aus. Die NEOS fordern eine Streichung der Kammerumlage 2, die FPÖ wiederum ortet Bedarf an einer dringenden Erhöhung der Förderung der alpinen Infrastruktur.
SPÖ für regelmäßige Überprüfung von Lehrausbildungsbetrieben
Eine regelmäßige Überprüfung der Ausbildungsqualität bei Lehrberufen sei für alle Branchen von Bedeutung, macht die SPÖ geltend. Mit einem Initiativantrag fordert sie daher eine Änderung im Berufsausbildungsgesetz (BAG), wonach die Ausbildungsqualifikationsvoraussetzungen in Zukunft alle drei Jahre stichprobenartig überprüft werden sollen (3624/A). Es sei nicht nachvollziehbar, dass noch immer keine automatischen, niederschwelligen Kontrollen der Lehrbetriebe festgesetzt sind, meinen die Sozialdemokrat:innen. Im Tourismus gebe es eine besonders hohe Lehrabbruchquote, was die Antragsteller:innen unter anderem auf zum Teil nicht mehr zeitgemäße Rahmenbedingungen für die Auszubildenden zurückführen. Hingewiesen wird in den Erläuterungen auch darauf, dass allgemein versucht werde, die Qualität der Ausbildung der Lehrlinge, auch im Tourismus, zu gewährleisten.
ÖVP und Grüne: Weiterentwicklung der Erfolgsmessung im Tourismus
Für eine Weiterentwicklung der Erfolgsmessung im Tourismus durch langfristige und zielgerichtete Erhebungen zur Tourismusakzeptanz in der Bevölkerung haben ÖVP und Grüne einen Entschließungsantrag vorgelegt (3607/A(E)). Die Tourismusakzeptanz, also die Einstellung der Bevölkerung gegenüber den Gästen, sei ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Zukunft des Tourismusstandorts. Einerseits gelte es, die Sorgen der Bevölkerung ernst zu nehmen, andererseits die zahlreichen positiven Aspekte des Tourismus aufzuzeigen. Die bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema sei aber nur dann möglich, wenn eine aussagekräftige Datengrundlage über längere Zeiträume hinweg erhoben wird, so die Antragsteller:innen. Ein Pilotprojekt zur Erhebung der Tourismusakzeptanz sei vom Wirtschaftsminister zunächst für die Jahre 2020 bis 2023 initiiert worden. Demnach bewege sich die Tourismusakzeptanz nach wie vor auf sehr hohem Niveau. Dennoch müsse die Entwicklung auch weiterhin aufmerksam beobachtet werden.
Konkret zielt der Antrag darauf ab, die Tourismus-Nachfragestatistik-Verordnung zu überarbeiten, um darin eine langfristige und regelmäßige Messung der Tourismusakzeptanz auch über das Jahr 2023 hinaus zu verankern. Andererseits sollen Erfahrungswerte aus dem erwähnten Pilotprojekt genutzt werden sowie gemeinsam mit Stakeholdern Formate entwickelt werden, um Befragungsergebnisse noch umfassender zu analysieren. Zudem soll Österreich auch den Erfahrungsaustausch mit anderen europäischen Staaten intensivieren und eine Vorreiterrolle bei der Messung der Tourismusakzeptanz anstreben.
NEOS fordern Streichung der Kammerumlage 2
Die NEOS fordern "eine echte und nachhaltige Entlastung" der Unternehmen von mindestens 410 Mio. € pro Jahr durch die Streichung der Kammerumlage 2 (3575/A(E)). Die jährlich steigenden Löhne der Arbeitnehmer:innen führen den NEOS zufolge zu ebenso jährlich steigenden Einnahmen für die Wirtschaftskammer. Während dadurch die Unternehmen in erheblichem Ausmaß belastet würden, generiere die Wirtschaftskammer über die Kammerumlagen beträchtliche Summen. Im Jahre 2022 haben diese den NEOS zufolge 1,2 Mrd. € betragen, davon allein aus der Kammerumlage 2 die genannten 410 Mio. €. Demgegenüber stelle Wirtschaftskammerpräsident Mahrer den "Zwangsmitgliedern" nur eine geringe "Scheinsenkung" der Kammerumlagen von 35 Mio. € in Aussicht. Angesichts der herausfordernden Zeiten sei hier schnelles Handeln unbedingt erforderlich, damit das gesamte Geld der Kammerumlage 2 in den österreichischen Betrieben bleibt, so die NEOS. Ein gleichlautender Antrag wurde auch dem Wirtschaftsausschuss zugewiesen.
FPÖ: Dringende Erhöhung der Förderung der alpinen Infrastruktur
Die FPÖ wiederum fordert den Wirtschafts- und den Finanzminister auf, in Verhandlungen zu treten, damit eine dringend erforderliche Erhöhung der Bundesförderung der alpinen Infrastruktur ab dem Jahr 2024 auf 3,8 Mio. € sichergestellt werden kann (3604/A(E)). Laut Bundesvoranschlag 2023 sei die Förderung der alpinen Infrastruktur einmal mehr auf den Betrag von 2,72 Mio. € festgeschrieben worden. Diese habe damit nicht zuletzt infolge der hohen Inflation massiv an Wert verloren. Die Budgetverhandlungen für das Jahr 2024 gelte es nun zum Anlass zu nehmen, die Bundesförderung der alpinen Infrastruktur auf zumindest 3,8 Mio. € für das Jahr 2024 zu erhöhen und in weiterer Folge eine automatische Valorisierung dieses Betrags sicherzustellen.
Die alpinen Regionen erfreuen sich stets zunehmender Beliebtheit und sind ein maßgeblicher Faktor für die heimische Tourismus- und Freizeitwirtschaft, so die FPÖ. Der Erhalt der alpinen Infrastruktur erfolge weitestgehend ehrenamtlich und werde von Jahr zu Jahr aufwändiger und schwieriger. Medienberichten zufolge hätten sich die Kosten dafür in den letzten Jahren massiv erhöht und der Ruf nach einer dringenden Erhöhung der Unterstützung durch die öffentliche Hand werde zurecht lauter.
SPÖ für Studie zur Individualisierung im Tourismus
Der Trend zu mehr Privatheit und individualisierten Angeboten werde in den nächsten Jahren die Tourismus- und Freizeitwirtschaft nachhaltig verändern, zeigt sich die SPÖ überzeugt. Neben Airbnb oder dem globalen Gastfreundschaftsnetzwerk Couchsurfing zeige auch die zunehmende Anzahl von Apartmenthotels und Zweitwohnungen, die der Freizeit- und Erholungsphase dienen, einen Trend zu "Wohnen anstelle von Übernachten". Aus Sicht der SPÖ sei davon auszugehen, dass jene Übernachtungs- und Reisevarianten, die traditionell eher im finanziell niedrigeren Sektor angesiedelt waren, eine Neudefinierung erfahren. Das werde eine positive Herausforderung für die Hotel- und Tourismusbetriebe mit sich bringen, die jedoch gleichzeitig mit begleitenden Anpassungsmaßnahmen, Beratungen und Hilfestellung für die Betriebe verbunden sein müssten. Der Entschließungsantrag der SPÖ zielt daher auf eine Studie zum Thema "Individualisierung und Tourismus" ab, die diesbezügliche Auswirkungen und Herausforderungen für die heimische Tourismus- und Freizeitwirtschaft abbilden soll (3628/A(E)). (Schluss) mbu
Themen
Stichworte
Format
Links
- 3624/A - Berufsausbildungsgesetz
- 3575/A(E) - Echte Entlastung statt Mahrer-Show: Streichung der Kammerumlage 2
- 3604/A(E) - Dringende Erhöhung der Förderung der alpinen Infrastruktur
- 3607/A(E) - die Weiterentwicklung der Erfolgsmessung im Tourismus durch langfristige und zielgerichtete Erhebungen zur Tourismusakzeptanz in der Bevölkerung
- 3628/A(E) - Individualisierung und Tourismus