Parlamentskorrespondenz Nr. 983 vom 02.10.2023
Wildschadensbericht 2022: Österreichs Wälder nach wie vor stark von Wildschäden betroffen
Wien (PK) – Trotz umfangreicher Bemühungen, bundesweit ausgeglichene Wald-Wild-Verhältnisse herzustellen, zeigen die Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur 2017-2022 im Vergleich zur Vorperiode 2007-2009 immer noch eine Verschlechterung der Schadenssituation durch Wildverbiss, heißt es im Wildschadensbericht für 2022 (III-1011 d.B.). Der Anteil verjüngungsnotwendiger Waldflächen mit Wildschäden ist sowohl im Wirtschaftswald als auch im Schutzwald angestiegen. Bei den Schälschäden zeigt sich ein differenziertes Bild. Im Wirtschaftswald ist der Anteil der geschälten Stämme nach einem sehr hohen Stand 2007-2009 gesunken. Im Schutzwald sind die Schälschäden allerdings noch immer über dem Niveau der Vorperiode.
Schädigungen des Waldes können durch Verbeißen von Keimlingen, Terminal- oder Seitentrieben, durch Schälen der Rinde, durch Verfegen des Geweihs an jungen Bäumen oder in Form von Trittschäden erfolgen. Bei entsprechender Häufigkeit und Schwere können diese Beeinträchtigungen zu wirtschaftlichen und ökologischen Schäden führen. Laut dem Bericht sind überhöhte Schalenwildbestände, zu intensive Waldweide und mangelnde Berücksichtigung der Bedürfnisse des Wildes bei der Waldbewirtschaftung sowie Beunruhigung und Verdrängung des Wildes durch Tourismus und Erholungssuchende, Siedlungstätigkeit oder Verkehr dafür verantwortlich. Es bedürfe daher verstärkter Anstrengungen zur Verringerung der Wildschäden, um die rechtzeitige Verjüngung der Schutzwälder, die Wiederaufforstung geschädigter Wälder, die Erhaltung der Funktionalität der Wälder und deren notwendige Anpassung an den Klimawandel nicht zu gefährden. Ein nachhaltiger Erfolg werde nicht zuletzt davon abhängen, inwieweit es auf lokaler Ebene gelinge, in partnerschaftlicher Zusammenarbeit Lösungen für ausgeglichene Wald-Wild-Verhältnisse zu finden, heißt es im Bericht.
Wildverbisse gefährden nachhaltige Entwicklung des Schutzwaldes
Laut den Ergebnissen der Österreichischen Waldinventur 2017-2022 weisen von den 1,37 Mio. Hektar verjüngungsnotwendiger Fläche 40 % bzw. 550.000 Hektar Wildschäden auf. Davon entfallen 113.000 Hektar auf den Schutzwald. Zu hohe Wildbestände würden eine rechtzeitige Verjüngung und somit eine nachhaltige Entwicklung des Schutzwaldes gefährden.
Auch die Ergebnisse des Wildeinflussmonitorings 2019-2021 sind wenig zufriedenstellend. Während sich in 40 % der Bezirke Verbesserungen zeigen, ist in 44 % der Wildeinfluss auf die Waldverjüngung angestiegen. Damit hat sich die Gesamtsituation gegenüber der Vorperiode 2016-2018, in der noch 62 % aller Bezirke Verbesserungen aufwiesen, verschlechtert. Generell weisen Regionen mit vorwiegend Mischwäldern einen höheren Wildeinfluss auf. So konnten sich Mischbaumarten wie Tanne und Eiche in vielen Bezirken nicht oder kaum über 1,3 Meter Höhe entwickeln. Neben den natürlichen Konkurrenzverhältnissen und der waldbaulichen Behandlung spielt dabei Verbiss eine wesentliche Rolle, informiert der Bericht.
Weiterhin differenziertes Bild bei Schälschäden
In Bezug auf Schälschäden, die sich vor allem auf Gebiete mit Rotwildvorkommen beschränken und hauptsächlich in jüngeren Beständen im Stangenholz wie Fichte vorkommen, zeigen die Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur 2017-2022 ein differenziertes Bild. Im Wirtschaftswald kann eine Abnahme der Schälschäden verzeichnet werden, allerdings auf hohem Niveau. Dort sind 8,1 % aller Stämme geschält. In der Vorperiode von 2007 bis 2009 waren es noch 9,5 %. Im Schutzwald haben die Schälschäden mit 5 % leicht zugenommen und beeinträchtigen seine Schutzwirkung. Laut den im Bericht erwähnten Einschätzungen der Forstaufsichtsdienste der Bezirksverwaltungsbehörden schätzen die meisten Bezirke die Schälschädensituation gleich wie vor sechs Jahren ein. (Schluss) med