Parlamentskorrespondenz Nr. 1281 vom 28.11.2023

Vertrauen von Jugendlichen in Demokratie sinkt

SORA-Jugendstudie führt Inflation und andere Krisen als Faktoren an

Wien (PK) – Die anhaltenden Krisen prägen das Vertrauen der jungen Menschen in das politische System. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse der SORA-Jugendstudie, einer Sonderauswertung des Demokratie Monitors 2023 im Auftrag des Parlaments.

Rund die Hälfte (48 %) der befragten 16- bis 26-Jährigen denkt demnach, dass das politische System in Österreich gut funktioniert. Das sind gleich viele wie im vergangenen Jahr, allerdings um 21 % weniger als bei der ersten Befragung im Jahr 2018. Am geringsten ist der Wert bei jungen Menschen in prekärer finanzieller Lage: Nur etwas mehr als ein Drittel (34 %) ist überzeugt von der Funktionalität des politischen Systems. Die Einschätzung der Stärke der Demokratie geht bei den Befragten auseinander: 39 % sind überzeugt, dass die Demokratie eher stark ist, 40 % denken das Gegenteil. Mehr als die Hälfte der jungen Menschen (54 %) fühlt sich im Parlament kaum oder gar nicht vertreten. Bei den Befragten in prekärer finanzieller Situation sind es sogar 67 %.

Gesunken ist auch das Vertrauen in demokratische Institutionen. Dem Parlament etwa vertrauen 41 % der Befragten eher oder sehr. 2020 waren es noch 55 %. Auch der Bundesregierung vertrauen aktuell nur noch 39 %, während der Wert 2020 noch bei 51 % lag. Der Einbruch der Werte im Zuge der Corona-Pandemie konnte demnach noch nicht aufgeholt werden, wie die Studienautor:innen betonen. Von der Wirksamkeit ihrer politischen Beteiligung sind 44 % der jungen Menschen überzeugt. Jene, die mit ihrem Haushaltseinkommen kaum oder nicht auskommen, glauben nur zu 36 % an ihre politische Selbstwirksamkeit.

Mediennutzung und politische Beteiligung von jungen Menschen

Teil der Zusatzbefragung ist als Berührungspunkt mit dem politischen Geschehen auch die Mediennutzung von jungen Menschen in Österreich. Die aktuelle Erhebung zeigt, dass sich rund sechs von zehn (58 %) Befragten zumindest einmal wöchentlich in sozialen Medien über Politik informiert. An Bedeutung zugenommen haben dabei die Kanäle YouTube und TikTok. Künstliche Intelligenz (KI) haben 93 % der Befragten bereits benutzt. Zur Bildung einer politischen Meinung ziehen nur 7 % KI-Systeme heran. 42 % der Befragten vertrauen den von KI gelieferten Ergebnissen nicht, 41 % sind besorgt über das Manipulationspotenzial. Die Hälfte der jungen Menschen wünscht sich einen rechtlichen Rahmen für den Einsatz von KI. Im direkten Austausch sprechen Jugendliche und junge Erwachsene vorrangig mit den Eltern (46 %), Freund:innen (43 %) und Kolleg:innen (39 %) über Politik.

Bei der politischen Beteiligung stehen Wahlen mit 70 % an erster Stelle. 61 % haben sich bereits in ihrem direkten Umfeld für ein Thema eingesetzt. 30 % der Befragten haben schon einmal an einer Demonstration teilgenommen. Rund vier Fünftel (79 %) kamen bereits mit dem Parlament oder einzelnen Parlamentarier:innen in Kontakt. Sie haben etwa eine Nationalratssitzung verfolgt oder sich vor Ort bzw. über die Online-Kanäle des Parlaments ein Bild vom Hohen Haus gemacht. Bei der politischen Bildung in der Schule orten die Befragten Handlungsbedarf. Jede bzw. jeder Zweite fühlt sich von der Schule nicht ausreichend vorbereitet. 59 % der jungen Menschen finden etwa, dass die Fertigkeit, politische Debatten zu führen, in der Schule zu wenig vermittelt wird.

Über die Studie

Die Untersuchung ist Teil des Demokratie Monitors, mit dem das Sozialforschungsinstitut SORA jährlich erhebt, wie die Menschen in Österreich über das politische System denken. Für das österreichische Parlament führt SORA seit 2018 eine Sonderauswertung und Zusatzbefragung für die Gruppe der Jungwähler:innen durch. 343 Personen zwischen 16 und 26 Jahren wurden im Herbst 2023 in Telefon- und Onlineinterviews zu ihren Gedanken über das politische System und ihren Berührungspunkten mit der Politik befragt. Studienautor:innen sind Karoline Bohrn und Martina Zandonella. Der Vertrag der Parlamentsdirektion mit dem Forschungsinstitut läuft noch bis Ende der aktuellen Gesetzgebungsperiode. Die gesamte Jugendauswertung sowie Informationen zum Demokratie Monitor sind auf der Fachinfo-Seite des Parlaments verfügbar. (Schluss) kar