Parlamentskorrespondenz Nr. 1388 vom 12.12.2023
Sobotka: Sprache und Kultur der Roma müssen aufgezeigt und bewahrt werden
Wien (PK) – Mit der Eröffnung der Ausstellung "Das österreichische Romanes" endete der heute im Parlament begangene Tag der Volksgruppen, der ein umfassendes Programm bot. In der Ausstellung steht die Geschichte und Vielfalt der Sprache der Roma im Mittelpunkt, die vor 30 Jahren als autochthone Volksgruppe in Österreich anerkannt wurden. Es sei ein langer Weg bis zur Anerkennung gewesen, hob Bundesratspräsidentin Claudia Arpa in ihren Begrüßungsworten hervor, und erinnerte auch an die "furchtbaren Geschehnisse" während der Zeit des Nationalsozialismus. Umso wichtiger sei es nun, sich im Sinne der Vielfalt für den Erhalt der Kultur und der Sprache einzusetzen.
Das österreichische Romanes sei die Sprache der größten und vielfältigsten Minderheit Europas, betonte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. Das Aufzeigen und die Bewahrung dieses Erbes sei Aufgabe einer demokratischen Gesellschaft. Die Ausstellung biete für viele Menschen eine Möglichkeit, erstmals in die vielfältige Kultur und Sprache der Roma einzutauchen, die seit dem 15. Jahrhundert auf dem österreichischen Territorium präsent sei, erklärte Sobotka in seinen Eröffnungsworten. Er wünschte sich mehr Anerkennung und Akzeptanz dafür und sah die Politik gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen. Laut einem einstimmigen Beschluss des Nationalfonds-Gesetzes soll ein Mahnmal für all jene Roma und Sinti errichtet werden, die Opfer des Nationalsozialismus geworden sind, führte er weiter aus. Man habe bereits Kontakt mit der Stadt Wien aufgenommen, um einen geeigneten Gedenkort zu finden.
Ausstellung: Würdigung einer gefährdeten Sprache
Mit der Volksgruppenanerkennung am 16. Dezember 1993 bekannte sich die Republik Österreich zum Schutz und zur Pflege des Romanes als integraler Bestandteil der ethnokulturellen Vielfalt Österreichs. In der im Auftrag des Parlaments gestalteten Ausstellung wird ihre Verankerung in Indien und Europa beschrieben, ihr besonderer sprachlicher Reichtum beleuchtet sowie das literarische Schaffen in Romanes dargestellt. Gezeigt wurde auch ein Film, in dem Roma und Romnja zu Wort kommen und ihre Perspektive auf ihre Sprache schildern.
Die Ausstellung wurde auf Basis des digitalen Forschungsarchivs (https://romani-project.org) zusammengestellt, das noch viele weiterführende Informationen enthalte, erläuterte die Kuratorin Astrid Kury. Die Sprache Romanes umfasse insgesamt sechs Varietäten und enthalte Lehnwörter aus verschiedenen Herkunftssprachen. Trotz zahlreicher Aktivitäten der Vertreter:innen der Volksgruppe, die von der Student:innenorganisation bis hin zu Theatergruppen reichen, sei der Assimilationsdruck noch immer sehr hoch. Es müsse mit aller Kraft dagegengehalten werden, um diese "alte und ehrwürdige Kultur" zu bewahren und um ihr einen Platz einzuräumen. Der Vorsitzende des Volksgruppenbeirates für die Roma, Emmerich Gärtner-Horvath, machte darauf aufmerksam, dass erst 1993 mit der Kodifizierung der Sprache und der didaktischen Umsetzung begonnen wurde, sich seither aber viel getan habe. Derzeit gebe es allerdings nur drei Pädagog:innen und zwei Mediator:innen, die im Romanes-Unterricht tätig seien, gab die Lehrerin Rabie Perić zu bedenken. Hier bräuchte es noch mehr Unterstützung.
Die Ausstellung kann noch bis 20. Dezember 2023 im Auditorium des Parlaments besucht werden. Die Veranstaltung wurde von Katja Gasser moderiert und von Ivana Ferencova und einem Chor musikalisch begleitet. (Schluss) sue
HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung sowie eine Nachschau auf vergangene Veranstaltungen finden Sie im Webportal des Parlaments.