Parlamentskorrespondenz Nr. 198 vom 04.03.2024

KMU als Rückgrat der österreichischen Wirtschaft

Wien (PK) – Im Jahr 2022 gab es in Österreich rund 601.300 Klein- und Mittelunternehmen (KMU), was einem Anteil von 99,8 % aller Unternehmen der marktorientierten Wirtschaft hierzulande entspricht. Mehr als 2,4 Mio. Personen und damit zwei Drittel aller Beschäftigten in der Wirtschaft hatten 2022 ihren Arbeitsplatz in einem KMU. Darüber hinaus wurden rund sechs von zehn Lehrlingen in Klein- und Mittelbetrieben ausgebildet. 2022 belief sich der Umsatz der KMU auf 626 Mrd. € bzw. auf 58 % der gesamten Umsätze der marktorientierten Wirtschaft. Diese Zahlen sind dem Bericht "KMU im Fokus 2023" über die Situation und Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen der österreichischen Wirtschaft zu entnehmen, den Wirtschaftsminister Martin Kocher vorgelegt hat (III-1123 d.B. und III-848-BR/2024 d.B. ).

Angemerkt wird im Bericht, dass die Daten zur Struktur der KMU zum überwiegenden Teil auf der Leistungs- und Strukturstatistik der Statistik Austria basieren. Dabei habe es Änderungen der Datenerhebung gegeben, sodass methodische Änderungen bei der Berichterstellung unter anderem zu einer deutlich höheren Zahl an erfassten Unternehmen führe – erfasst seien beispielsweise auch Unternehmen unter 10.000 € Jahresumsatz, die bisher nicht berücksichtigt worden seien.

Erholung bei KMU nach Corona-Pandemie

2021 und 2022 habe bei den KMU nach der Corona-Pandemie eine deutliche Erholung eingesetzt. Die Anzahl der KMU sei um rund 4 % (2021) bzw. rund 2 % (2022) gestiegen. Die Beschäftigung lag in beiden Jahren um jeweils rund 3 % über dem Niveau des jeweiligen Vorjahres. Im Jahr 2023 habe sich die Konjunktur wieder abgeschwächt. Prognosen der Europäischen Kommission zufolge sei 2023 etwa die Bruttowertschöpfung der KMU zwar nominell gestiegen (+8 %), real jedoch zurückgegangen (-1 %).

Aktuelle Herausforderungen für KMU und Maßnahmen

An zentralen Herausforderungen österreichischer KMU werden im Bericht etwa die Digitalisierung, E-Commerce Aktivitäten, Nutzung von KI-Technologien oder ein Aufholbedarf bei Eigenkapital- und Risikokapitalfinanzierung genannt. Besonders schwierig gestalte sich für kleine und mittlere Betriebe derzeit der Zugang zu Fachkräften. Auch die Inflation, Energie- und Rohstoffpreise sowie Vorleistungen stellen die Unternehmen vor Herausforderungen.

Demgegenüber habe sich der Anteil innovativer KMU im langfristigen Vergleich von rund 54 % (2010 bis 2012) auf rund 60 % (2018 bis 2020) erhöht. Im Zeitraum 2018 bis 2020 haben laut Bericht 44 % dieser Unternehmen Innovationen eingeführt, die nach eigener Einschätzung eine bedeutende positive Auswirkung auf die Umwelt hatten. Besonders innovations-affin seien beispielsweise Start-ups oder Kreativwirtschaftsunternehmen.

Um Innovationshemmnissen entgegenzuwirken, werden im Bericht einige Fördermaßnahmen zum Thema Innovation angeführt. Genannt wird etwa die Transformationsoffensive der Bundesregierung, günstige Kredite und Garantien der AWS oder der öffentliche Venture Capital Fonds für österreichische Start-ups. Zu den wichtigsten nationalen Förderstellen für innovative KMU zählen dem Bericht zufolge die FFG sowie die AWS. Was eine Verbesserung des Zugangs zu Finanzierungsmöglichkeiten für KMU betrifft, würden AWS und die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (OeHT) in Österreich eine breite Palette an Instrumenten zur Verfügung stellen.

Zum Abbau regulatorischer Hürden und für eine Verbesserung des Marktzugangs werden im Bericht etwa Maßnahmen wie die Internationalisierungsoffensive "go-international", die Einführung der Flexiblen Kapitalgesellschaft (FlexKap) sowie abgabenrechtliche Erleichterungen bei Mitarbeiterbeteiligungen angeführt.

Dem KMU-Bericht beigelegt ist auch der Bericht zu "Fort- und Weiterbildung von Selbstständigen – Evaluierung steuerlicher und sonstiger Maßnahmen zur Unterstützung und Förderung der Selbstständigen". Damit werde erhoben, welche entsprechenden Maßnahmen es aktuell in anderen europäischen Ländern gibt und welche davon in Österreich umgesetzt werden könnten. Der aktuelle Bericht enthält eine Reihe von Maßnahmen aus Deutschland, der Schweiz, der Niederlande, Irland und Dänemark. (Schluss) mbu

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