Parlamentskorrespondenz Nr. 457 vom 10.05.2024

Bericht zum Waldfondsgesetz 2023: Starke Nachfrage nach Förderung klimafitter Wälder

Wien (PK) – Der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft Norbert Totschnig hat dem Nationalrat den aktuellen Bericht zum Waldfondsgesetz für das Jahr 2023 (III-1163 d.B.) vorgelegt. Er gibt laut dem Landwirtschaftsminister Auskunft über eines der größten Maßnahmenpakete der vergangenen Jahre für die heimischen Wälder. Zur Gewährleistung des Beitrages des Waldes zur regionalen Entwicklung, zum Klimaschutz und zur Sicherung seiner nachhaltigen Bewirtschaftung sei 2020 das Maßnahmenpaket für den Forst- und Holzsektor in der Höhe von 350 Mio. € beschlossen und aufgrund steigenden Bedarfs 2023 um weitere 100 Mio. € aufgestockt worden. Nach diesen Mittel bestehe eine große Nachfrage, hält der Bericht fest.

Die Maßnahmen des Waldfonds zielen laut dem Bericht auf die Entwicklung klimafitter Wälder, die Förderung der Biodiversität im Wald und auf eine verstärkte Verwendung des Rohstoffes Holz als aktiver Beitrag zum Klimaschutz ab. Um die Ausbreitung des Borkenkäfers in den österreichischen Wäldern zu reduzieren, werden Wiederaufforstungen und Pflegemaßnahmen, die Errichtung von Nass- und Trockenlagern für Schadholz sowie die mechanische Entrindung als Forstschutzmaßnahme gefördert. Der Waldfonds umfasst zudem Maßnahmen zur Waldbrandprävention und Forschungsmaßnahmen zum Thema "Holzgas und Biotreibstoffe".

Mit Stand 29. März 2024 sei der Großteil der Mittel, rund 317,1 Mio. €, bereits für eine der zehn Maßnahmen des Pakets gebunden gewesen. Dies entspreche einem Umsetzungsstand von rund 70,46 %. Teilweise sei auch bereits eine Ausbezahlung erfolgt. Eine der Maßnahmen des Waldfonds, die Abgeltung von durch Borkenkäferschäden verursachten Wertverlust, sei mit 1. Juli abgeschlossen worden, informiert der Landwirtschaftsminister.

Ausgangssituation für die Einrichtung des Waldfonds

Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft verweist im Bericht auf die zentrale Bedeutung der Forst- und Holzwirtschaft für den ländlichen Raum. Sie sichere Arbeitsplätze für mehr als 300.000 Menschen in rund 172.000 Betrieben und Unternehmen. Zudem sei der Wald Lieferant von erneuerbarer Energie und als CO2-Speicher unverzichtbarer Bestandteil der Klima- und Energiestrategie zur Erreichung der Pariser Klimaziele. Mit seinen vier Funktionen erfülle der Wald wesentliche Aufgaben für die gesamte Gesellschaft.

Allerdings seien die österreichischen Waldbäuerinnen und Waldbauern seit Jahren mit klimawandelbedingten Herausforderungen konfrontiert. Der Klimawandel bedingt etwa das vermehrte Auftreten von Schädlingen, wie insbesondere von Borkenkäfern. Auch die mit dem Klimawandel verbundenen langdauernden Trockenperioden und vermehrten Stürme verursachen zunehmende Schäden am Österreichischen Wald. Das habe etwa dazu geführt, dass 2019 von den 18,9 Mio. Erntefestmetern des Holzeinschlags 62 % bzw. 11,73 Mio. Erntefestmeter Schadholz waren, hält der Bericht fest.

Im Detail kam es in den Bundesländern Niederösterreich und Oberösterreich vor allem bedingt durch Trockenheit zu einer massiven Ausweitung der Schadflächen ab dem Jahr 2017. Die durch den Borkenkäfer verursachte Schadfläche in den Jahren 2017-2020 betrug in Niederösterreich 56.085 Hektar und in Oberösterreich 11.918 Hektar. Bedingt durch die Sturmkatastrophe Vaia im Jahr 2018 und ungewöhnlich hohe Schneemengen, die Schneebrüche verursachten, kam es dann in Südösterreich (Kärnten und Osttirol) ab dem Jahr 2021 zur explosionsartigen Ausbreitung von Borkenkäferschäden. Die durch Borkenkäfer verursachten Schadfläche in den Jahren 2021-2023 betrug in Tirol 8.339 Hektar und in Kärnten 8.116 Hektar.

Die in Folge des Klimawandels eingetretenen akuten Schadereignisse würden die Fördermöglichkeiten zu Wiederaufforstung und Waldpflege im Rahmen des Programms Ländliche Entwicklung bei Weitem übersteigen, hält das Ministerium fest. Aufgrund der Größenordnungen der Schadflächen und deren Entwicklung zeige sich, dass der Bedarf die gegebenen finanziellen Ressourcen mittel- und langfristig bei weitem übersteige. Daher gebe es dringenden Bedarf, die österreichische Forstwirtschaft zu unterstützen, damit Österreichs Wälder weiterhin bewirtschaftet und vital und klimafit gemacht werden können.

Klimawandel begünstigt Waldbrandgefahr

Der Klimawandel verursache auch längere Dürreperioden, sodass sich die Waldbrandgefahr erhöhe. Der Waldfonds unterstütze daher auch Vorbeugungsmaßnahmen gegen Waldbrände und ermögliche die Umsetzung zahlreicher innovative Projekte im Bereich der verstärkten Verwendung von Holz. Vermehrte Holzverwendung durch Stärkung vorhandener und Erforschung neuer Absatzkanäle sichere langfristig die nachhaltige Waldbewirtschaftung und sei damit auch eine wichtige Maßnahme für den Klima- und Umweltschutz.

Die Mittel des Waldfonds sollen in diesem Sinne möglichst rasch die finanzielle Unterstützung der betroffenen Waldeigentümer:innen garantieren. Weitere Ziele sind die Verbesserung der Schädlingssituation, die Aufforstung und Entwicklung widerstandsfähiger sowie klimafitter Wälder und der Ausbau der Verwendungsmöglichkeiten für den Rohstoff Holz.

Weiters werde die Forschung zum Thema "Klimafitter Wald" weiter forciert, damit den Waldeigentümerinnen und Waldeigentümern zweckmäßige Anleitungen zur Waldbewirtschaftung hin zu klimaresilienten Wäldern gegeben werden können. Insbesondere solle die dynamische Waldtypisierung als zukunftsweisendes Forschungsprojekt für die Waldbewirtschaftung österreichweit durchgeführt werden. Zur Förderung der Biodiversität erfolge im Rahmen des Waldfonds u. a. die Ausweisung von sogenannten Trittsteinbiotopen, die eine wichtige Rolle für die Habitatvernetzung und Artenvielfalt spielen.

Evaluierung bestätigt Wirksamkeit der Maßnahmen des Waldfonds

Dem Bericht liegen auch die Ergebnisse der Evaluierung des Waldfonds und der einzelnen Maßnahmen durch unabhängige Expert:innen vor. Diese haben laut dem Landwirtschaftsministerium bestätigt, dass zum einen ein hoher Bedarf an den Waldfondsmaßnahmen besteht und zum anderen die Maßnahmen sehr gute Wirkungen hinsichtlich der jeweiligen Zielsetzungen erreichen. Die Evaluierung habe unter anderem festgestellt, dass aufgrund der geförderten Projekte langfristig eine Steigerung der Baumartenvielfalt, die Verbesserung der Biodiversität, Reduktion des Risikos von Schäden durch Borkenkäferbefall, Stärkung der Klimaresilienz der Waldbestände sowie eine verstärkte und nachhaltige Verwendung des Rohstoffes Holz zu verzeichnen seien. Da der Klimawandel aber rasch voranschreite, könne jedoch auch der Waldfonds mit seiner derzeitigen finanziellen Ausstattung mittel- bis langfristig nicht den gesamtem nationale Bedarf an Fördermitteln abdecken, heißt es im Bericht. (Schluss) sox