Parlamentskorrespondenz Nr. 502 vom 21.05.2024

E-Control verzeichnete 2023 mehr Anfragen als je zuvor

Wien (PK) - Trotz der gesunkenen Preise bei Strom und Gas und der Stromkostenbremse ist der Verbrauch bei Strom und beim Gas 2023 im Vergleich zu 2022 substanziell zurückgegangen, hält Energieministerin Leonore Gewessler im Vorwort zum Tätigkeitsbericht der Energie-Control Austria (kurz: E-Control) für 2023 fest (III-1162 d.B.). 2023 sei die Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie außerdem auf 87 % angehoben worden. Zurückzuführen sei das auf einen Photovoltaik-Boom sowie auf ein Plus bei der Windkraft bei gleichzeitiger Senkung der fossilen Erzeugung. Österreich rangiere damit im EU-Vergleich auf Platz zwei. Der Zuwachs bei Photovoltaik von 0,98 (2022) auf 2,35 Terawattstunden (TWh) sei mit einem "Rekord-Budget" des Bundes von 600 Mio. € gefördert worden. Der Ausbau der Netze, Netzzugangsregeln, Stromabnahmeverträge sowie die steigende Anzahl an Energiegemeinschaften würden den Netzbetreibern und Energieversorgern allerdings sehr viel abverlangen.

Seitens des Vorstands der E-Control Wolfgang Urbantschitsch und Alfons Haber heißt es im Bericht, dass die Beratungsstelle der E-Control im vergangenen Jahr mehr Anfragen als je zuvor zu bewältigen hatte. So sei mit rund 42.700 Anfragen und Beschwerden ein Plus von 29 % gegenüber 2022 verzeichnet worden. Die Anträge bei der Schlichtungsstelle wuchsen um 35 % an. Die Besuche auf der Seite des Tarifkalkulators seien vom ohnehin bereits extrem starken Jahr 2022 von 1 Mio. auf 2 Mio. und somit auf das Doppelte im Jahr 2023 gestiegen.

Trotz der nach wie vor schwierigen Lage sei die Energieversorgung der österreichischen Bevölkerung auch im Jahr 2023 durchgängig gewährleistet gewesen. Die Gasspeicher seien so gut gefüllt gewesen wie selten zuvor. Alle Indikatoren würden auf eine weiterhin stabile Versorgung hindeuten. Trotzdem gelte es gerade bei der Gasversorgung schon jetzt, den Blick auf die nächsten Winter zu richten.

Aktionsplan Netzanschluss der E-Control zum Photovoltaik-Boom

Bereits im Jahr 2022 sei das Interesse an der Errichtung von Photovoltaikanlagen (PV) enorm gestiegen, so der Bericht. Dieser Trend habe sich im Jahr 2023 fortgesetzt, was das Netz – und damit auch die Netzbetreiber – vor große Herausforderungen gestellt habe. Die E-Control habe im Jahr 2023 daher einen Aktionsplan Netzanschluss entwickelt, damit Photovoltaikanlagen rascher und deutlich einfacher ans Netz angeschlossen werden und so den gewünschten Beitrag zum Ausbau der Erneuerbaren in Österreich leisten können.

Die österreichischen Ausbauziele für erneuerbare Stromerzeugung sehen laut Bericht einen Zuwachs von 11 TWh PV-Erzeugung bis 2030 vor. Um das zu erreichen, werden pro Jahr rund 100.000 zusätzliche PV-Einspeise-Zählpunkte notwendig sein. Ein anhaltender Zuwachs dieser Größenordnung werde das Strom-Verteilernetz und damit die Verteilernetzbetreiber auch weiterhin vor große Herausforderungen stellen. Allerdings bleibe trotz der Zuwächse bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen derzeit der tatsächliche Zubau hinter den EAG-Zielen zurück, wonach bis 2030 über das Jahr gesehen 100 % des Stromverbrauchs durch erneuerbare Erzeugung gedeckt werden soll, so der Bericht.

Stabile Erwartungen bei Strom- und Gas-Preisentwicklung

Ausgehend von einem hohen Niveau 2022 entspannten sich die kurzfristigen Großhandelspreise für Strom und für Gas 2023 wieder deutlich, heißt es im Bericht weiter. Gegen Jahresende hätten sich auch die Preise des Terminhandels jenen des Spothandels angenähert, was auf stabile Erwartungen des Marktes hindeute. Auf dem Haushaltsmarkt sei der Aufschlag von Bestands- zu Neuverträgen im Herbst 2022 am höchsten gewesen und seither wieder im Sinken begriffen. Außerdem hätten die diversen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen wie die Stromkostenbremse eine erhebliche kostensenkende Wirkung für Haushalte bewirkt.

Trotzdem sei das Vertrauen in die Energiemärkte und vor allem in die handelnden Unternehmen noch lange nicht wieder vollständig hergestellt, heißt es im Bericht seitens des E-Control-Vorstands. Hier brauche es die Anstrengung aller Beteiligten, damit sich die heimischen Konsument:innen nicht nur weiterhin auf eine sichere Versorgung mit Strom und Gas verlassen können, sondern damit diese auch leistbar ist und bleibt.

Gasdiversifizierung und Wasserstoff als Gas-Alternative

Wasserstoff hält dem Bericht zufolge als Gas-Alternative immer konkreter Einzug in die Zukunftspläne der Energiewelt und werde so auch als neues Regulierungsgebiet für die E-Control relevant. Bis 2040 sollen laut österreichischer Wasserstoffstrategie 70 TWh klimaneutraler Wasserstoff eingesetzt werden. Um die Lücke zwischen Eigenerzeugung und Bedarf zu decken, sollen langfristig ca. 70 % davon importiert werden. Neben Themen wie dem Aufbau der Infrastruktur und der Produktion sowie der Ausgestaltung des Regulierungsrahmens sollte aus Sicht der E-Control für den Aufbau und Betrieb eines Wasserstoffnetzes ein nationaler Netzbetreiber eingesetzt werden.

Mit 75,6 TWh verbrauchte Österreich im Kalenderjahr 2023 um 12,5 % weniger Gas als noch 2022. 2023 wurden einer Abschätzung zufolge 72 TWh russisches Erdgas auf den österreichischen Markt gebracht und hier direkt an heimische Kunden oder über den Großhandelsmarkt an nationale und internationale Händler verkauft. Auf gesamteuropäischer Ebene kamen in früheren Jahren über 40 % der Gasimporte durch russische Pipelines nach Europa. Im Jahr 2023 bewegte sich diese Zahl nur bei etwa 8 %.

Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine verfolge sowohl Österreich als auch die EU insgesamt das Ziel der Gasdiversifizierung. Um die Gas-Bezugsquellen zusätzlich über den Import rein durch Gasleitungen hinaus zu erweitern, bedürfe es neuer Routen über den internationalen LNG-Markt, so der Bericht. Auf Seiten der Infrastruktur genehmige die E-Control außerdem Projekte, die die Erhöhung der Importe von Gas aus nicht-russischen Quellen ermögliche, wie beispielsweise den sogenannten WAG-Teilloop. Dieses Projekt sei vom Netzbetreiber eingereicht und im Mai 2023 als Umsetzungsprojekt von der Regulierungsbehörde genehmigt worden. Damit sollte das Projekt WAG-Teilloop laut Bericht bis Mitte 2027 umgesetzt werden. (Schluss) mbu

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