Parlamentskorrespondenz Nr. 682 vom 19.06.2024

Tourismus 2023: Rekordsommer mit 80,9 Mio. Übernachtungen

Wien (PK) – Die österreichische Tourismusbranche hat 2023 nach Aufhebung aller Corona-Restriktionen einen deutlichen Wiederaufschwung erlebt. Mit einer Rekordzahl von insgesamt 80,9 Millionen Nächtigungen in der Sommersaison 2023 und 151,2 Millionen Nächtigungen im Gesamtjahr befinde man sich beinahe wieder auf dem Niveau von 2019, also vor der COVID-19-Pandemie, geht aus dem aktuellen Tourismusbericht (III-1176 d.B. und III-858-BR/2024 d.B.) hervor. Im Winterhalbjahr führte demnach eine überdurchschnittliche Dynamik zu 69,3 Millionen Übernachtungen bzw. zur bislang drittbesten Saison. Die Zahl an Gästeankünften ist vergangenes Jahr auf einen neuen Höchstwert von 45,2 Millionen angewachsen; 2022 lag dieser Wert bei rund 40 Millionen.

Kocher und Kraus-Winkler loben Tourismus-Resilienz

Mit Verweis auf die Erfolgszahlen attestieren Wirtschaftsminister Martin Kocher und Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler dem heimischen Fremdenverkehr ein erstaunliches Durchhaltevermögen. Immerhin habe man in den vergangenen zwei Jahren neben Reisebeschränkungen auch die Auswirkungen zahlreicher Krisen zu bewältigen gehabt, nennen Kocher und Kraus-Winkler im Bericht den Krieg in Europa, die Teuerung und den Arbeitskräftemangel als Herausforderungen für den Tourismus.

Angesichts der erfreulichen Wachstumszahlen im Fremdenverkehr müsse das Urlaubsland Österreich allerdings auf nachhaltigen Tourismus setzen, um die Akzeptanz in der Bevölkerung und die heimische Natur zu bewahren, hält das Wirtschaftsministerium fest. Man unterstütze daher Tourismusdestinationen bei der Entwicklung eines "Balanced Tourism", wird auf entsprechende Forschungs- und Förderungsaktivitäten verwiesen. Ziel ist, die laut Umfragen positive Bewertung des Tourismus als Wohlstandsgenerator der Republik zu verfestigen. Im Sinne des Naturschutzes soll durch Maßnahmen wie dem "Nachhaltigkeitsbonus" für nachhaltige Investitionen das Österreichische Umweltzeichen noch stärker als Qualitätsfaktor etabliert werden. 604 Tourismusbetriebe wurden laut Bericht bereits damit zertifiziert.

Volkswirtschaftsmotor Tourismus in Zahlen

Die bedeutende Rolle von Tourismus und Freizeitwirtschaft in der österreichischen Volkswirtschaft stellt der Bericht anhand von Zahlen dar. So generierte die Tourismuswirtschaft 2023 mit 29,5 Mrd. € an direkten und indirekten Wertschöpfungseffekten 6,2 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und bot 7,6 % der Erwerbstätigen einen Arbeitsplatz. Zu den 1.357 Beherbergungsbetrieben im Tourismusjahr 2022/23 zählt das Wirtschaftsministerium neben Hotels und privaten Unterkünften auch Campingplätze.

Die touristische Nachfrage in Beherbergung, Gastronomie, Transport und Dienstleistungen – abgebildet im sogenannten Tourismus-Satellitenkonto – belief sich im Vorjahr auf 35,9 Mrd. €. Direkte und indirekte Effekte der Freizeitwirtschaft trugen dem Bericht zufolge mit 37,3 Mrd. € zu 7,8 % des BIP bei. 9 % der Erwerbstätigen waren in den insgesamt 21.426 gewerblichen Freizeit- und Sportbetrieben – wie im Tourismus vor allem Klein- und mittelständische Unternehmen – beschäftigt. Nach ersten Schätzungen wuchsen die Konsumausgaben für Freizeitzwecke 2023 bei anhaltend hoher Inflation (+7,8 %) nominell um +9,3 % auf 53,2 Mrd. € an (2022: 48,7 Mrd. €). Auch real dürfte das Volumen von 2022 übertroffen worden sein (+1,3 %).

Fachkräftemangel auch 2024 ein Thema

Einem Szenario des Wirtschaftsforschungsinstituts vom März 2024 zufolge soll im heurigen Sommer das hohe Nächtigungsniveau vom Vorjahr (80,9 Mio.) gehalten werden, heißt es im Bericht. Maßgeblich dafür sind vor allem ausländische Gäste; beim Binnentourismus wird ein Stagnieren auf hohem Niveau erwartet. Weniger positiv sieht das Wirtschaftsministerium die Entwicklung in der Personalausstattung der Tourismusbetriebe. Obwohl Beherbergung und Gastronomie 2023 um 3,3 % mehr Beschäftigungsverhältnisse als ein Jahr zuvor aufwiesen, besteht in der Tourismusbranche weiterhin Arbeitskräftemangel. Zurückgeführt wird dies im Bericht darauf, dass das Stundenausmaß pro Job im Durchschnitt gesunken ist und somit der Zuwachs bei Arbeitsstellen hinter der Entwicklung des Arbeitsvolumens zurückblieb.

Um dem bestehenden Arbeits- und Fachkräftebedarf beizukommen, regt das Ministerium unter anderem die verstärkte Bereitstellung von Ausbildungsangeboten an. Damit wäre die Verfügbarkeit an qualifiziertem Personal zu erhöhen. Zusätzlich sollten die Arbeitsbedingungen im Tourismus attraktiver, flexibler und familienfreundlicher gestaltet werden, sodass Fachkräfte an ihrem Arbeitsplatz bleiben, heißt es im Bericht.

Von staatlicher Seite habe man zudem die Kontingente für Saisonarbeitskräfte 2023 schrittweise von 3.389 auf 4.295 erhöht, wobei in Saisonspitzen eine Überschreitung um 50 % möglich ist. Im Dezember waren von 2.503 vorhandenen Stammsaisoniers 1.072 Personen in einem Tourismusbetrieb beschäftigt. Zur Erleichterung der Zuwanderung von touristischen Fachkräften aus Drittstaaten habe eine entsprechende Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte gedient. Folglich konnte das Arbeitsmarktservice 2023 insgesamt 1.064 positive Gutachten zur Ausstellung von Rot-Weiß-Rot-Karten für Fach- und Schlüsselkräfte in Beherbergung und Gastronomie ausstellen. 2022 waren es lediglich 348 gewesen.

Österreichische Hotel- und Tourismusbank erwartet weniger Investitionen

Ihr 75-Jahre-Jubiläum feierte 2023 die Österreichische Hotel- und Tourismusbank Gesellschaft m.b.H (OeHT). Diese als Bank und Förderstelle für Tourismusbetriebe agierende Einrichtung unterstützt seit Jahrzehnten mit Krediten, Haftungen und Zuschüssen kleine und mittlere Unternehmen im Tourismus und der Freizeitwirtschaft. 2023 ermöglichte die OeHT mit ihren geförderten Finanzierungsprodukten Investitionen mit einem Gesamtvolumen von rund 412 Mio. €. Allerdings geht die OeHT davon aus, dass angesichts des hohen Zinsniveaus und der inflationsbedingten Kostensteigerung bei Löhnen und Waren die Investitionsfreudigkeit im Tourismus abnehmen wird.

Seit dem Vorjahr sind die Themen Nachhaltigkeit, Jungunternehmer und Betriebsnachfolge die Schwerpunkte in der gewerblichen Tourismusförderung des Bundes. So soll der neue Nachhaltigkeitsbonus als einmaliger Investitionskostenzuschuss in Kombination mit einem geförderten OeHT-Investitionskredit Maßnahmen zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz unterstützen. Der Zugang zur Jungunternehmerförderung der OeHT im Rahmen von Betriebsübergaben wurde dem Bericht zufolge erleichtert und die Summe der förderbaren Kosten von Bund und Ländern angehoben. (Schluss) rei

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