Parlamentskorrespondenz Nr. 852 vom 29.07.2024

Forschungs- und Technologiebericht 2024: Österreich hält Position als "Strong Innovator"

Wien (PK) – Österreich ist es in den letzten Jahren gelungen, seine Position vom "Innovation Follower" zum "Strong Innovator" auszubauen und konnte seine Position zuletzt halten bzw. leicht verbessern. Indikatoren dafür sind laut dem Österreichischen Forschungs- und Technologiebericht 2024 (FT-Bericht) die Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die deutlich über dem EU-Schnitt liegenden, die Erfolge von Forscher:innen bei der Bewerbung um ERC-Grants sowie exzellente wissenschaftliche Publikationen in den Life Sciences. Der Bericht, der im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF), des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) und des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) entstanden ist, gibt einen Überblick über die aus Bundesmitteln geförderte Forschung, Technologie und Innovation (FTI) in Österreich (III-1170 d. B. und III-857-BR/2024 d.B.).

Forschungsquote erreicht 2024 einen neuen Rekordwert von 3,34%

Der Globalschätzung der Statistik Austria zufolge werden die F&E-Ausgaben in Österreich im Jahr 2024 insgesamt 16,64 Mrd. € betragen. Damit erreicht die Forschungsquote, also die F&E-Ausgaben als Anteil am BIP, einen neuen Rekordwert von 3,34 % (2023: 3,26%). Österreich nimmt damit weiterhin einen Spitzenplatz unter den EU-Ländern ein.

Der Bund finanziert im Jahr 2024 die F&E mit 4,62 Mrd. €, was 27,76% entspricht. Der Anteil der F&E-Finanzierung durch den Bund am BIP steigt demnach um 5,68% bzw. von 0,88 % im Jahr 2023 auf 0,93 % im Jahr 2024. Mit den steigenden Ausgaben für F&E zeige der Bund sein hohes Commitment, Österreich als Standort für F&E und Innovation nachhaltig zu stärken, halten die Ersteller:innen des Berichts fest.

Auch im Jahr 2024 wird der größte Anteil der F&E-Finanzierung von einem starken Unternehmenssektor getragen. Die heimischen Unternehmen werden 7,42 Mrd. € finanzieren, was 44,59% der gesamten F&E-Finanzierung entspricht. Hinzu kommt die Finanzierung durch ausländische Unternehmen, die den größten Anteil der vom Ausland finanzierten F&E ausmacht, letztere in der Höhe von 2,59 Mrd. € bzw. 15,54%. Die Forschungsprämie wird vom BMF auf etwa eine Milliarde Euro im Jahr 2024 bzw. rund 6 % der gesamten F&E-Finanzierung geschätzt.

Österreich holt bei FTI-Indikatoren teilweise auf

Bei den globalen Innovationsrankings fällt die Bilanz laut dem FT-Bericht 2024 je nach dem betrachteten Indikator unterschiedlich aus. Insgesamt wird aber ein leicht positiver Trend festgestellt. So konnte Österreich seine Position im European Innovation Scoreboard verbessern, um zwei Ränge auf Platz Sechs im Jahr 2023. Österreich könne damit als führender "Strong Innovator" eingeordnet werden, hält der Bericht fest. Insbesondere den FTI-Indikatoren "F&E-Ausgaben", "ERC-Grants" und "Exzellente wissenschaftliche Publikationen in den Life Sciences im Bereich Biochemistry, Genetics und Molecular Biology" liege Österreich in der EU unter den besten Ländern.

Die Position Österreichs beim Anteil der F&E-Beschäftigten und beim Frauenanteil in der Forschung hat sich nicht verändert. Allerdings konnte Österreich seinen jeweiligen Anteil gegenüber dem Vorjahr steigern. So lag laut dem Bericht der Anteil der F&E-Beschäftigten an der Erwerbsbevölkerung beispielsweise erstmalig über 2%. Zudem habe Österreich seine Position bei den Wagniskapital-Investitionen in der EU um zwei Ränge auf Platz 15 verbessern können.

Eine deutliche Vorreiterrolle hat Österreich laut dem FT-Bericht bei den Patentanmeldungen im Bereich der Quantentechnologien und bei den wissenschaftlichen Publikationen im Bereich der Quantenforschung. Österreich erreichte bei den Patentanmeldungen im Bereich der Quantentechnologien mit Platz Drei und bei den wissenschaftlichen Publikationen im Bereich der Quantenforschung mit Platz Zwei in der EU. Hinsichtlich der ökologischen Nachhaltigkeit habe Österreich seine Position bei den relevanten Indikatoren bei der Nutzungsrate wiederverwertbarer Stoffe und bei der Ressourcenproduktivität verbessert.

Da Graduierte in MINT-Fächern wichtige zukünftige Fachkräfte in technologiebasierten Branchen seien, wertet der Bericht einen großen Anteil von MINT-Graduierten als positiven Faktor für die zukünftige Innovationsfähigkeit. Österreich liegt derzeit hinsichtlich MINT-Absolvent:innen unter den EU-27 auf Rang Zwei.

Auf EU-Ebene zeigt sich laut dem Bericht , dass im dritten Jahr von Horizon Europe die in Österreich ansässigen Forschungseinrichtungen und aktiv Forschenden das europäische Rahmenprogramm für Forschung und Innovation weiterhin gut annehmen und eine sehr gute Performance vorweisen. Die Erfolgsquote liege über dem europäischen Durchschnitt, die Rückflüsse nach Österreich seien im Vergleich zu Horizon 2020 gestiegen, heißt es dazu. In den ersten drei Jahren des 2021 gestarteten Programms seien bereits Förderungen in der Höhe von knapp einer Milliarde Euro eingeworben worden, was 3,3 % der seitens der Europäischen Kommission verteilten Mittel entspreche.

Stärkefeld Mikroelektronik

Der EU-Chips Act zur Schaffung eines Rahmens für Maßnahmen zur Stärkung des europäischen Halbleiter-Ökosystems hat laut dem FT-Bericht für Österreich eine große Bedeutung. Österreich sei einer der florierenden Mikroelektronikstandorte in Europa und belegt EU-weit den vierten Platz bezüglich Wertschöpfung, Beschäftigung und Patentaktivitäten in diesem Bereich, und den dritten Platz bei privaten Investitionen sowie Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen der Unternehmen. Damit weise Österreich im EU-Vergleich den höchsten Anteil der Mikroelektronikproduktion an der Gesamtwertschöpfung, der Gesamtbeschäftigung und der unternehmerischen Forschung und Entwicklung auf. Dieses Stärkefeld werde daher seitens der Bundesregierung als Schwerpunkt der FTI-Politik forciert, hält der Bericht fest.

Schwerpunkt Life Scienes und Gesundheit

Einen Schwerpunkt des aktuellen FT-Berichts bilden die Themen Exzellenz und Innovation in den Bereichen Life Sciences und Gesundheit. Österreich habe hier deutliche Stärkefelder etwa in der Krebsforschung, der Präzisionsmedizin sowie bei Medizinprodukten, hält der Bericht fest. Erste Erkenntnisse der personalisierten medizinischen Versorgung seien bereits in der klinischen Praxis angekommen.

Laut Europäischer Kommission gehört die Biotechnologie zu den sechs "key enabling technologies". Die Ereignisse der letzten Jahre, wie die COVID-19-Pandemie und der Ukraine-Krieg hätten dabei die Abhängigkeit der Versorgung mit strategisch wichtigen Gütern von geopolitischen Beziehungen aufgezeigt, auch im Bereich der Life Sciences Industrie. Österreichs FTI-Politik habe die strategische Relevanz des Themas schon seit langem erkannt und unterstützt neues Wissen, von der Grundlagenforschung über die angewandte Forschung bis hin zur Umsetzung in neue Produkte und Dienstleistungen, hält der Bericht fest.

Die Bedeutung von Life Sciences, einer wissens- und forschungsintensiven Branche, ist weiter im Steigen begriffen. Die Bundesregierung setze daher auf breit angelegte Forschungsförderungsprogramme, die an den Maßstäben Exzellenz, Technologieoffenheit ausgerichtet sind, aber auch auf Maßnahmen wie die Forschungsprämie, um hier attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen, führt der FT-Bericht weiter aus. Die Exzellenzinitiative fördere kooperative Spitzenforschungsprojekte und setze auf Stärkefelder in der Grundlagenforschung. Auch über den Fonds Zukunft Österreich seien gezielt Schwerpunkte in diesem strategisch wichtigen Bereich gesetzt worden. Hinzu kämen umfangreiche Investitionen in Forschungsinfrastrukturen und in die Lehre und Forschung an Hochschulen sowie in den Ausbau von zentralen außeruniversitären, exzellenten Forschungsinstitutionen.

Monitoring der FTI-Pakte

Wesentlicher Bestandteil des vorliegenden Berichts bildet das Monitoring der elf zentralen Forschungs- bzw. Forschungsförderungseinrichtungen, welches gemäß Forschungsfinanzierungsgesetz jährlich im Forschungs- und Technologiebericht zu erstellen ist. Im aktuellen Bericht wird erstmals auch die Entwicklung ausgewählter Indikatoren in den letzten fünf Jahren dargestellt. Die dreijährigen Förderperioden im Rahmen der FTI-Pakte ermögliche mehrjährige Finanzierungssicherheit und hätten einen stabilen und verlässlichen Rahmen für die FTI-Akteurinnen und -Akteure geschaffen, betonen die Verfasser:innen des Berichts. (Schluss) sox