Parlamentskorrespondenz Nr. 857 vom 31.07.2024

Inflationsentwicklung: Weiterer Rückgang der Teuerung in Österreich

Wien (PK) – Aktuelle Inflationsprognosen zeigen einen weiteren Rückgang der Teuerung in Österreich, so die Expert:innengruppe zur Beobachtung und Analyse der Inflationsentwicklung (EBAI). Der Trend aus 2023 setze sich demnach fort, heißt es in dem vom Finanzminister und Sozialminister vorgelegten Bericht von Mai 2024 (III-1183 d.B.).

Expert:innen rechnen mit Jahresinflation zwischen 3,5 und 3,8 % im Jahr 2024

Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) geht für das Jahr 2024 von einer Inflationsrate von 3,8 % aus, das Institut für Höhere Studien (IHS) von 3,5 % und die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) von 3,6 % (HVPI). Erhebliche Beiträge zur Inflation würden weiterhin aus der Gastronomie und den Dienstleistungen rund um das Wohnen kommen. Auch die Bereiche Lebensmittel und Industriegüter (ohne Energie) würden weiterhin zur erhöhten Inflation beitragen.

Innerhalb der Eurozone gibt es Unterschiede bei der Inflation aufgrund der höheren österreichischen Preisentwicklung im Dienstleistungssektor, insbesondere in der Gastronomie, und im Gas- und Strompreissektor. Die verzögerte Weitergabe gesunkener Großhandelspreise an die privaten Haushalte verhindere einen stärkeren inflationsdämpfenden Effekt, so die Ergebnisse der Expert:innen. In den kommenden Jahren werde die Inflationsrate weiter sinken und voraussichtlich 2026/2027 den Zielwert der EZB von 2 % erreichen. Für 2024 erwartet das IHS, dass "der deutliche Rückgang der Großhandelspreise für Strom und Gas" nun auch bei den österreichischen Haushalten ankommen wird.

Österreich wird 2 %-EZB-Zielwert erst 2026/2027 erreichen

Trotz des Rückgangs der Inflationsrate dürfte Österreich auch im Zeitraum 2024/2025 in der Gruppe der Länder mit den höchsten Inflationsraten innerhalb des Euro-Raumes verbleiben, hält das WIFO in seiner Analyse fest. Demnach sollte sich die Inflation von 7,8 % (2023) auf 3,8 % im Jahr 2024 und 2,7 % im Jahr 2025 verlangsamen.

Der weitere Verlauf des Ukraine-Kriegs und die Entwicklung der europäischen Erdgasimporte aus Russland hätten durch die nach wie vor hohe Abhängigkeit Österreichs einen großen Einfluss auf die Energieversorgung. Energie werde mittelfristig teurer bleiben als vor dem Energiepreisschock 2021/2022, so das WIFO. Erdgas dürfte im europäischen Großhandel 2024/2028 durchschnittlich 1,5-mal so viel, Strom 1,75-mal so viel kosten, wie 2018/2019. In den USA dürften die Großhandelspreise für Erdgas dagegen unter dem Niveau vor der Coronapandemie zu liegen kommen. Es wird davon ausgegangen, dass sich der Wettbewerbsnachteil Europas gegenüber den USA zwar verringern werde, aber bestehen bleibe.

Das WIFO erwartet aufgrund der zurückgegangen Inflationsraten ab Mitte 2024 wieder einen Rückgang der Zinssätze. Im Euro-Raum werde der Dreimonatszinssatz von 3,8 % (2024) auf 2,5 % im Jahr 2028 sinken, lautet die Annahme des WIFO. Der Wechselkurs des Dollar gegenüber dem Euro soll bis 2028 nahezu konstant bleiben.

Die Gehälter werden voraussichtlich auch im kommenden Jahr noch merklich ansteigen. Für 2024 wird ein Reallohnanstieg von 3,9 % prognostiziert. Das liegt daran, dass in Österreich den Tarifverhandlungen üblicherweise die durchschnittliche Inflationsrate der letzten 12 Monate (rollierende Inflation) zugrunde gelegt wird.

Ab der zweiten Jahreshälfte 2024 sollte die Energieinflation deutlich negativ sein

Aus Sicht der OeNB geht der Rückgang der Inflationsrate im Jahr 2024 zum Großteil auf den geringeren Inflationsauftrieb bei Energie zurück. Spätestens ab der zweiten Jahreshälfte sollte die Energieinflation deutlich negativ sein, heißt es in der Analyse. Sinkende Energiepreise – vor allem für Haushaltsenergie – sollten auch in den Folgejahren noch einen (leicht) dämpfenden Effekt auf die Inflationsrate haben.

Die Großhandelspreise sind laut E-Control bei Strom als auch bei Gas auf das Niveau vom Sommer 2021 gesunken, liegen aber weiterhin auf einem erhöhten Niveau gegenüber den Vorjahren. Österreichs Endkundenpreise haben die Bewegungen am Großhandelsmarkt zeitverzögert nachvollzogen. Dabei verweist die E-Control auf problematische Vertragsklauseln für Endkund:innen.

Entlastung der Haushalte durch einkommenserhöhende Maßnahmen

Der Budgetdienst des Parlaments untersuchte die Wirkung der umgesetzten Unterstützungsmaßnahmen seit dem Ausbruch der COVID-19-Krise. Dabei habe sich gezeigt, dass die Entlastungsmaßnahmen die real verfügbaren Einkommen insbesondere in den unteren Einkommenssegmenten stabilisieren konnten. Das Gesamtvolumen der einkommensstärkenden Entlastungsmaßnahmen belaufe sich von 2020 bis 2024 auf 45,7 Mrd. €.

Rund 63 % des Volumens entfallen auf einnahmenseitige Maßnahmen, wie insbesondere die Ökosoziale Steuerreform (ÖSSR) und die Abgeltung der kalten Progression. Mit etwa 22 % sei nur knapp ein Viertel des Entlastungsvolumens zielgerichtet auf Haushalte mit geringem Einkommen ausgerichtet, so die Analyse. Allerdings würden Haushalte mit geringem Einkommen auch von den breit angelegten Maßnahmen, wie etwa dem Klimabonus oder den steuerlichen Maßnahmen profitieren. In Relation zum Einkommen sei die Wirkung der Maßnahmen in den unteren Einkommensbereichen am höchsten gewesen.

Die Studie zeige, dass die Unterstützungsmaßnahmen die real verfügbaren Einkommen in den unteren Einkommenssegmenten stabilisieren und zumindest im Durchschnitt über dem Niveau von 2019 halten konnten. Erst im Jahr 2024 komme es aufgrund der Lohnabschlüsse und der deutlich steigenden Sozialleistungen bzw. Pensionszahlungen sowie der diskretionären Maßnahmen zu einem Aufholeffekt. (Schluss) gla