Parlamentskorrespondenz Nr. 983 vom 11.10.2024

Ausgaben des Bundes für Kunst und Kultur stiegen 2023 auf rund 569,9 Mio. €

Wien (PK) – Der jährliche Kunst- und Kulturbericht des Bundes gibt Auskunft über die Fördermittel des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS). Im Vorwort zum Bericht für 2023 (III-1226 d.B. und III-862-BR/2024 d.B. ) betonen Kulturminister Werner Kogler und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer, dass der Bericht die gesamte Bandbreite des Kunstschaffens in Österreich abbilde und das ungebrochene Bekenntnis zur öffentlichen Finanzierung von Kunst und Kultur bestätige. Von 2020 bis 2024 sei das Bundesbudget in diesem Bereich um über 40 % gestiegen. 2023 habe es bereits 589,87 Mio. € betragen, stellen Kogler und Mayer fest.

Das Jahr 2023 sei zudem von einer Reihe wichtiger Entwicklungen geprägt gewesen, heißt es im Bericht. So hätten die Auswirkungen des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine in vollem Umfang in Österreich durchgeschlagen. Das habe auch für die Kulturbetriebe des Landes erhebliche Herausforderungen bedeutet, vor allem aufgrund steigender Energiekosten. Das Kulturministerium habe deshalb 37,5 Mio. € zur Bekämpfung der Inflation zur Verfügung gestellt. 22 Mio. € davon entfielen auf die Bundestheater und Bundesmuseen, deren Basisabgeltungen entsprechend erhöht wurden, die übrigen 15,5 Mio. € entfielen auf Einzelförderungen.

Die Förderabteilungen hätten ihre Jahres- und Projektförderungen maßgeschneidert auf den Einzelfall  erhöht, um dieser Herausforderung zu begegnen, wird seitens des Kulturministeriums betont. Für nicht-unternehmerische gemeinnützige Einrichtungen habe das BMKÖS zusätzlich zum bestehenden Energiekostenzuschuss für Unternehmen einen eigenen Energiekostenzuschuss für Non-Profit-Organisationen eingerichtet, um Energie-Mehrkosten in den Jahren 2022 und 2023 abzufedern.

Kunst- und Kulturförderungen nach LIKUS-Kategorien

Die Budgetausgaben des Bundes für Kunst und Kultur stiegen 2023 im Vergleich zu 2022 um 11,8 % bzw. um 60,164 Mio. € auf 569,87 Mio. € (2022: 509,71 Mio. €). Im Wesentlichen flossen die Mehrausgaben in eine generelle Erhöhung der Kunst- und Kulturförderung, die Einführung des Filmanreizmodells ÖFI+, die Generalsanierung der Bregenzer Festspiele und der Salzburger Festspielhäuser, in zusätzliche Mittel für die Erhöhung der Basisabgeltung für die Bundestheater und die Bundesmuseen/Österreichische Nationalbibliothek, den Bundesanteil für die Kulturhauptstadt Bad Ischl und in Mittel für Fair Pay. Alle anderen Schwankungen lagen laut dem BMKÖS im Bereich des Üblichen oder hatten rein administrative bzw. finanztechnische Ursachen.

Um eine Vergleichbarkeit des Kunst- und Kulturbudgets für die einzelnen Bereiche über die Jahre hinweg zu gewährleisten, ordnet der Kunst- und Kulturbericht die Förderungen zusätzlich in die von der Statistik Austria und den Bundesländern verwendeten LIKUS-Systematik (Länderstatistik Kulturinitiative) ein.

Deutlich angehoben wurden die Bundesmittel für Museen, Archive und Wissenschaft mit 135.008.405,91 € gegenüber 122.762.017,12 € im Jahr davor. Die darstellende Kunst ist ein weiterer großer Förderbereich, in dem es 2023 einen deutlichen Anstieg gab. Insbesondere aufgrund der erhöhten Basisförderung für die Bundestheater stiegen die Mittel auf 220.032.598,37 € (2022: 205.704.563 €). Erhöht wurden auch die Förderbudgets in den Bereichen Film, Kino, Medienkunst mit 47.964.485,55 € (2022: 30.447.209 €) und für internationalen Kulturaustausch 9.558.859,68 (2022: 4.144.437,43 €).

Einen Anstieg gab es auch im Bereich des baukulturellen Erbes und des Denkmalschutzes mit 39.213.279,91 €, gegenüber 34.402.968,80 € im Jahr 2022. Literatur bekam 14.281.529,09 € (2022: 12.780.369,75 €), das Bibliothekswesen erhielt 32.357.784,48 € aus Bundesmitteln (2022: 30.988.373,60 €). Die bildende Kunst und die Fotografie erhielten 15.978.776,29 € (2022: 12.440.198,86 €). Für Kulturinitiativen wurden 8.548.280 € zur Verfügung gestellt (2022: 6.996.964,49 €).

In etwa gleich blieb der Förderaufwand in den Bereichen Musik mit 13.510.628,17 € (2022: 14.653.720,10 €). Festspiele und Großveranstaltungen förderte der Bund mit 29.742.017,00 € (2022: 30.535.148,00 €). Für Heimat- und Brauchtumspflege wurden 607.000 € (2022: 556.825 €), für den Bereich Presse 1.116.384 € (2022: 1.196.449 €) und für Soziales 1.953.771,58 € (2022: 2.100.661,80 €) aufgewendet.

Die Kunst- und Kulturförderungen summierten sich damit 2023 auf insgesamt 569.873.800,03 € (2022: 509.709.905,95 €).

Meilensteine 2023: Gastauftritt in Leipzig, Filmförderung, Haus der Geschichte Österreich

Zu den Meilensteinen des Jahres 2023 zählt das BMKÖS den Gastland-Auftritt Österreichs bei der Leipziger Buchmesse unter dem Motto "meaoiswiamia", der vom  Ministerium mit 2,2 Mio. € gefördert wurde. 2023 fielen laut dem Bericht aber nur 200.000 € an, da der Rest der Kosten bereits während der Vorbereitungszeit aufgewendet wurde.

Der Bericht verweist zudem auf die laut Kogler und Mayer "größte Reform in der österreichischen Filmpolitik seit der Einrichtung des Österreichischen Filminstituts in den frühen 1980er-Jahren". Mit der Einführung des Standort-Anreizmodells ÖFI+ und der entsprechenden Förderschiene FISA+ sei Österreichs Filmförderung zu einem internationalen Vorzeigemodell geworden. ÖFI+ war 2023 mit 15,5 Mio. € dotiert und wurde 2024 auf 39,9 Mio. € erhöht. Damit sollen nicht nur vermehrt internationale Produktionen nach Österreich eingeladen werden, es  soll auch der österreichische Film insgesamt gestärkt werden.

2023 habe zudem "ein gordischer Knoten der Kulturpolitik" nach Jahrzehnten an Diskussionen gelöst werden können, zeigen sich Kogler und Mayer zufrieden. Mit dem neuen Standort für das Haus der Geschichte Österreich im MuseumsQuartier Wien ab 2028 habe die Bundesregierung eine nachhaltige Lösung für dieses wichtige Museum präsentieren können.

Aufbau- und Resilienzplan, Kunst- und Kulturstrategie

Der Kunst- und Kulturbericht verweist darauf, dass seitens der EU von 2021 bis 2026 im Rahmen des Instruments Next-Generation EU rund 800 Mrd. € zur Verfügung gestellt werden, um die Auswirkungen der Coronapandemie abzufedern. Ziel sei es, durch Reformen und gezielte Investitionen die Gesellschaft und die Wirtschaft in den EU-Mitgliedstaaten "grüner, digitaler und krisenfester" zu machen. Österreich erhalte daraus 3,96 Mrd. € an EU-Zuschüssen für die Umsetzung seines Aufbau- und Resilienzplans, in dem ein eigenes Kapitel zu Kunst und Kultur in der Höhe von 66,5 Mio. € verankert ist. Die Umsetzung mehrerer Maßnahmen sei bereits begonnen worden, hält das BMKÖS fest: Eine Digitalisierungsoffensive für das Kulturerbe, die Förderung klimafitter Kulturbetriebe und die ökologische Sanierung der Praterateliers und des Volkskundemuseums Wien.

Im Jahr 2023 sei auch die 2021 gestartete Kunst- und Kulturstrategie als partizipativer Prozess unter aktiver Beteiligung von Künstler:innen, Kulturinitiativen, Kulturarbeiter:innen und Kultureinrichtungen engagiert weitergeführt und intensiviert worden, teilt das BMKÖS mit. Als wichtige Wegmarken wird das erste Forum Kultur im Wiener Volkstheater im Februar 2023 genannt, bei dem zentrale Fragen im Strategieprozess zusammengeführt worden seien. Wichtige Fragen zur kontinuierlichen Stärkung der kulturellen Teilhabe seien bei einer Fokus-Publikum-Veranstaltung in Klagenfurt im Juni 2023 gemeinsam mit Branchenvertreter:innen und externen Expert:innen erörtert worden. In der gemeinsam mit dem Land Oberösterreich ausgerichteten Fokus-Publikum-Veranstaltung in Linz im November 2023 habe eine intensive Debatte zu den Themen urbaner und ländlicher Raum, regionale Infrastruktur und Räume, Kultur und Tourismus sowie Baukultur und kulturelles Erbe und deren jeweilige Implikationen für Kunst und Kultur stattgefunden.

Fair Pay und Genderbudgeting

Für die Fortsetzung der Fair-Pay-Maßnahmen wurden 9 Mio. € an Sondermitteln aufgewendet (2022: 6,5 Mio. €). Die Zuschüsse wurden für bestehende Gehälter und Honorare zweckgewidmet und mussten prioritär für zu diesem Zeitpunkt nicht fair bezahlte Mitarbeiter:innen eingesetzt werden.

Im Bereich der Kunstförderung ist das Geschlechterverhältnis seit einigen Jahren ausgeglichener als früher, wie dem Bericht zu entnehmen ist. Frauen konnten deutlich aufholen. 2023 wurden 1.698 Stipendien und Projektförderungen mit einem Gesamtbetrag von rund 11,03 Mio. € vergeben. Damit wurden 793 Vorhaben von Künstlern mit einer Summe von rund 5,18 Mio. € und 905 Vorhaben von Künstlerinnen mit einer Summe von rund 5,86 Mio. € unterstützt. Das Verhältnis Männer/Frauen bezüglich der Finanzierungsanzahl und bezüglich der Finanzierungsbeträge betrug dabei 47 % zu 53 %. Pro Stipendium und Projekt gingen durchschnittlich 6.534 € an Männer und 6.476 € an Frauen.

Zusätzlich zu diesen Förderungen wurden 2023 Kunstankäufe im Gesamtwert von 482.152 € von 55 Künstler:innen getätigt, wobei 190.766 € (40 %) an 22 Männer und mit291.386 € (60 %) an 33 Frauen gingen, das sind Durchschnittsbeträge von 8.671 € bei Männern und 8.830 € bei Frauen. Zudem wurden 114 Preise und Prämien mit einer Gesamtsumme von 506.499 € für besondere künstlerische Leistungen verliehen, mit einem Verhältnis Männer/Frauen von 45 % zu 55 %.

Damit wurden 2023 insgesamt 1.867 Finanzierungen von Einzelpersonen mit einem Gesamtaufwand von 12.023.556 € vergeben. Davon gingen 866 Finanzierungen (46 %) an Männer, 1.001 Finanzierungen (54 %) an Frauen vergeben. In absoluten Zahlen bedeutet das 5.597.695 € (47 %) an Männer und 6.432.762 € (53 %) an Frauen. Pro Finanzierung wurden durchschnittlich 6.464 € für Männer und 6.426 € für Frauen aufgewendet. (Schluss) sox

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