Parlamentskorrespondenz Nr. 1088 vom 05.12.2024

Schadstoffbelastung: Bericht zeigt Forschungsaktivitäten

Wien (PK) – Um die Schadstoffbelastung von Menschen oder Personengruppen zu erfassen und die Wirksamkeit chemiepolitischer Maßnahmen zu überprüfen, hat der Nationalrat 2017 mittels Entschließung das Umweltministerium aufgefordert, alle zwei Jahre über die Tätigkeiten des Beratungsgremiums "Human Biomonitoring" Bericht zu erstatten. Nun legte Umweltministerin Leonore Gewessler den dritten Bericht (III-71 d.B.) vor. Dieser informiert über Fortschritte und Aktivitäten im Zeitraum 2022–2024. Human Biomonitoring leiste einen entscheidenden Beitrag, den Erfolg regulatorischer Maßnahmen und politischer Strategien zur Reduzierung der Schadstoffbelastung zu messen und frühzeitig auf neue Herausforderungen zu reagieren, betont Gewessler im Vorwort.

In den vergangenen Jahren seien im Bereich des Human Biomonitorings in Österreich zunehmend Initiativen, Infrastrukturen und Kooperationen auf europäischer Ebene bedeutsam geworden, wird im Bericht angeführt. So sei 2022 die 5-jährigen Initiative HBM4EU abgeschlossen worden. Deren Ergebnisse hätten deutlich gezeigt, dass die Exposition gegenüber bestimmten Chemikalien zu hoch sei und die Gesundheit der Menschen dadurch negativ beeinflusst werde.

Europäische Partnerschaft für die Bewertung von Risiken durch Chemikalien PARC

2022 wurde die Europäische Partnerschaft zur Bewertung von Risiken durch Chemikalien (PARC) gestartet. Dabei sollen das breite Spektrum der Exposition gegenüber Chemikalien mittels Monitoring in Umweltmedien und im Menschen sowie die Toxizitätstestung und Bewertung mit neuen Methoden in der Risikoabschätzung erfasst werden. Weiters soll die Entwicklung der Risikoabschätzung der nächsten Generation voran getrieben werde. Diese solle innovativer und schneller, mit Hilfe von neuen Monitoringkonzepten und -methoden, zellbasierten Systemen, Computermodellen und künstlicher Intelligenz den Schutz von Umwelt und Gesundheit besser gewährleisten. Österreich beteiligt sich mit einer Kinder-Studie.

Netzwerk EIRENE für innovative Technologien in der Exposomforschung

Ein weiteres, pan-europäisches Netzwerk ist die Research Infrastructure EIRENE (EnvIRonmental Exposure assessmeNt in Europe). Diese hat zum Ziel, innovative Technologien in der Exposomforschung auf- und auszubauen. Dabei wird den Expositionen gegenüber Chemikalien, Lebensstilfaktoren und natürlichen Toxinen sowie den toxischen Effekten auf den Grund gegangen. In Österreich seien laut Bericht Methoden harmonisiert und weiterentwickelt sowie erste Daten zur Exposition von Umwelt und sensiblen Bevölkerungsgruppen geliefert worden. Diese würden Grundlagen zur Verfügung stellen, um sensible Bevölkerungsgruppen, wie Schwangere, Babys und Kleinkinder, zu schützen. Ebenfalls seien zwei neue Großgeräte an der Universität Wien angeschafft worden, mit denen zukünftige Core-Services, wie beispielsweise "Next-Generation Biomonitoring" oder "Non-Targeted Exposomics", angeboten werden sollen.

Österreichische Kohorteninitiative

Human Biomonitoring ist auch ein Baustein der 2023 formierten österreichischen Kohorteninitiative. Aktuell gibt es in Österreich laut Bericht mehrere, weitgehend unabhängig voneinander agierende lokale Kohorteninitiativen. Diese sollen künftig stärker vernetzt werden. Kohorten seien essenziell, um den Einfluss exo- und endogener Faktoren auf Gesundheit und Krankheit zu erfassen. Damit können sowohl die Auswirkungen von Umweltschadstoffen auf den Menschen als auch die Verbreitung und Auswirkung von Infektionskrankheiten verfolgt werden. Wesentlich seien Kohorten zudem auch für die Entwicklung neuer Konzepte zur Krebsvorsorge und für ein gesundes Altern.

Weitere Projekte im Bereich Human Biomonitoring beschäftigen sich unter anderem mit dem Exposom in Frühgeborenen, mit per- und polyfluorierten Substanzen in humaner Leber, mit Mikroplastik in humanen Stuhlproben, mit der Verwendung von Zehennägeln im Human Biomonitoring sowie mit der Untersuchung von Muttermilch. (Schluss) pst