Parlamentskorrespondenz Nr. 40 vom 07.02.2025

Besondere Herausforderungen für externe Qualitätssicherung der österreichischen Hochschulen im Jahr 2023

Wien (PK) – Die Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria (AQ Austria) hat den gesetzlichen Auftrag zur externen Qualitätssicherung von hochschulischen postsekundären Bildungseinrichtungen des österreichischen Hochschulraumes. Sie führt in diesem Sinne Zertifizierungen von internen Qualitätsmanagementsystemen von Hochschulen, die Akkreditierung von Studienprogrammen und Bildungseinrichtungen sowie Aufsichts- und Überprüfungsverfahren durch. Dem Nationalrat liegt nun der Tätigkeitsbericht der AQ Austria für das Jahr 2023 vor (III-103 d.B.).

Für die AQ Austria sei das Berichtsjahr besonders herausfordernd gewesen, wird im Vorwort zum Bericht festgehalten. Sie sei so stark wie noch nie in den bis dahin elf Jahren ihres Bestehens mit ihren Entscheidungen in den Fokus des öffentlichen Interesses geraten. Grund waren negative Entscheidungen, die von ihr getroffen werden mussten, wie der Entzug von Programmakkreditierungen oder die Nichtgenehmigung der Meldung ausländischer Studiengänge. Auch Entscheidungen der AQ Austrian über Auflagen im Rahmen von Akkreditierungsverfahren bzw. für Verlängerungen der institutionellen Akkreditierung hätten in einzelnen Fällen wesentliche Folgen gehabt, insbesondere für betroffene Studierende, und seien nicht immer unumstritten gewesen. Zunehmend würden Entscheidungen auch gerichtlich angefochten.

Letztlich gehe es für die AQ Austria aber immer um die Wahrung der Interessen aktueller und zukünftiger Studierender, heben die Vertreter:innen der Agentur hervor. Hier appelliert die AQ Austria auch an die Verantwortung der Hochschulen für die kontinuierliche Sicherstellung der Qualität ihrer Studiengänge im Sinne internationaler Standards. Das Zusammenspiel der AQ Austria mit den internen Qualitätsmanagementsystemen der Hochschulen solle gewährleisten, dass die österreichischen Hochschulen den internationalen Anforderungen entsprechen und ihre Qualität laufend weiterentwickeln. Das umfasst die öffentlichen Universitäten, die Fachhochschulen, die Privathochschulen (einschließlich der Privatuniversitäten) und die Pädagogischen Hochschulen.

2023 war es für die AQ Austria wieder einmal an der Zeit, für die eigene Institution einen Prozess der externen Qualitätssicherung zu beginnen. Dieser wurde von der "European Association for Quality Assurance in Higher Education" (ENQA) begleitet. Gleichzeit habe eine intensive interne Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle bei der Sicherung der Qualität der in Österreich angebotenen Studien und den Herausforderungen einer strategischen Weiterentwicklung stattgefunden, hält der Bericht fest.

Starkes Wachstum ausländischer Studiengänge wirft Qualitätsfragen auf

An erster Stelle der Aktivitäten der AQ Austria standen auch 2023 wieder die Verfahren zur externen Qualitätssicherung der Hochschulen. Insgesamt wurden 184 Begutachtungsverfahren durchgeführt, was eine Steigerung gegenüber dem Jahr 2022 darstellt, in dem es 168 solcher Verfahren gab. Den größten Anteil hatten dabei die Qualitätssicherungsverfahren an Fachhochschulen und Privathochschulen. Die AQ Austria bearbeitete auch 18 Auditverfahren, von denen drei an Pädagogischen Hochschulen und eines an einer Universität abgeschlossen und positiv entschieden wurden. Die weiteren 14 Verfahren wurden 2023 erst begonnen oder waren mit Jahresende noch am Laufen.

Zudem führte die AQ Austria eine Reihe von Verfahren für die Meldung ausländischer Studiengänge durch. Die AQ Austria fungiert gemäß § 27 Abs. 3 des Hochschul-Qualitätssicherungsgesetzes (HS-QSG) als Meldestelle für ausländische Studien. Im Jahresbericht 2023 weist sie auf das große Wachstum und die auffallend hohe Angebots- und Formenvielfalt bei grenzüberschreitenden Studien mit Durchführung in Österreich hin. In Bezug auf die Qualitätssicherung dieser Angebote äußerte die AQ Austria Bedenken und sah ein gewisses Risiko für Studierende hinsichtlich des hochschulischen Kompetenzerwerbs. Diese Bedenken wurden in Hinblick auf eine Gesetzesnovelle formuliert, die 2024 umgesetzt wurde. Anliegen der AQ Austria war es dabei unter anderem, bei Bedarf eine stärkere Rolle in der Qualitätssicherung ausländischer Studiengänge einnehmen zu können.

Die AQ Austria führte 2023 außerdem das Projekt zur Analyse der Verfahren zur Verlängerung der institutionellen Akkreditierung von Privatuniversitäten weiter. Ziel dieses Projekts war es, evidenzbasierte Überlegungen für eine methodische und inhaltliche Ausgestaltung der Verfahren zur Verlängerung der institutionellen Akkreditierung von Privathochschulen auszuarbeiten.

AQ Austria als Kompetenzzentrum

Neben den gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben der externen Qualitätssicherung und den Überlegungen zu ihrer Weiterentwicklung engagierte sich die AQ Austria 2023 auch im Ausbau ihres Status als Kompetenzzentrum. Innerhalb dieses Rahmens war sie an diversen Projekten beteiligt und leistete Beratungsdienste zu einer Vielzahl von Themen.

Eines dieser Themen, mit dem sich die AQ Austria 2023 intensiv auseinandersetzte, war die Gleichstellung und Diversität im Zusammenhang mit der externen Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung im Hochschulbereich. Mitarbeiter:innen der Agentur nahmen an einer Reihe relevanter externer Veranstaltungen teil. Auch die Jahrestagung der AQ Austria 2023 stand unter dem Titel "Diversity, Equity and Inclusion".

Die AQ Austria verfolgt seit einigen Jahren Schwerpunktthemen, wie etwa die Anerkennung von bereits erworbenen Kompetenzen und die Qualitätssicherung von Micro-Credentials. 2023 seien zu beiden Themen wichtige Schritte gesetzt werden, betont die AQ Austria.. Des Weiteren beteilige sich die AQ Austria aktiv an einschlägigen Projekten auf europäischer Ebene.

Im aktuellen Bericht wird insbesondere auf die Beteiligung von Mitarbeiter:innen der AQ Austria zum Ausbau des europäischen Hochschulraums eingegangen. Dazu gehören etwa die Auseinandersetzung mit Fragen der externen Qualitätssicherung im Kontext des Bologna-Prozesses und des EU-Austauschprogramms Erasmus+. Eine wichtige Rolle spielte auch hier die Qualitätssicherung von Micro-Credentials und die Auseinandersetzung mit den Themen "European Universities" und "European Approach for Joint Programmes". Darüber hinaus engagiert sich die AQ Austria auf europäischer Ebene in einer ENQA-Arbeitsgruppe zur Qualitätssicherung von Forschung, im Quality Audit Network (QAN), im Projekt HERAS sowie in der Etablierung eines Netzwerks zum Thema "Recognition of Prior Learning". Auf nationaler Ebene ist die Agentur Mitglied einer Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema der künstlichen Intelligenz in der Evaluierung beschäftigt.

Externe Evaluierung der AQ Austria – ENQA Targeted Review

Auch die AQ Austria selbst unterzieht sich alle fünf Jahre gemäß den "Standards and Guidelines for Quality Assurance in the European Higher Education Area" (ESG) einer externen Evaluierung nach internationalen Standards. Sie dient als Voraussetzung für die Mitgliedschaft bei der ENQA und für die Aufnahme bzw. Fortführung der Listung im "European Quality Assurance Register" (EQAR).

Der Bericht führt aus, dass die Agentur sich vor 2024 einer solchen Evaluierung durch das ENQA unterzogen hat. Diese Evaluierung erfolgt. Bei den Vorbereitungen auf das Evaluierungsverfahren sei mit der ENQA vereinbart worden, ein Targeted Review durchzuführen. Diese spezielle Form des Reviews zielt laut der AQ Austria darauf ab, Agenturen, die bereits zwei ENQA Full Reviews erfolgreich durchlaufen haben, eine alternative Möglichkeit zur Bestätigung ihrer Konformität mit europäischen Standards zu bieten.

Im Laufe des Jahres 2023 seien Planungen und Vorbereitungen durchgeführt worden, berichtet Agentur. Ausgangspunkt war die Erstellung eines Berichts zur Selbsteinschätzung (Self-Assessment Report, SAR). Zur selben Zeit habe auch ein Selbstreflexionsprozess der AQ Austria stattgefunden, bei dem das Leitbild und die Strategie der Agentur reflektiert bzw. neu erarbeitet worden seien, hält der Bericht fest. Die Ergebnisse mehrerer Workshops und Feedback-Runden seien dabei in die finale Version des SAR eingeflossen, der im November 2023 an die ENQA übergeben wurde. Das Feedback zum Bericht seitens der ENQA sei dabei sehr positiv ausgefallen und habe nur wenige Nachforderungen bzw. Verbesserungsvorschläge nach sich gezogen, betont die AQ Austria. Das ENQA-Panel besuchte von 21. bis 23. Februar 2024 die Räumlichkeiten der AQ Austria. Der Evaluierungsprozess wurde im September 2024 abgeschlossen.

Strategische Weiterentwicklung in einem dynamischen Umfeld

Im Zuge der Selbstevaluierung der AQ Austria und einer damit einhergehenden SWOT-Analyse seien wesentliche Erkenntnisse und Herausforderungen für die zukünftige strategische Ausrichtung der Agentur identifiziert worden, ist dem Bericht zu entnehmen. Die Vielfalt und Komplexität der Aufgaben und Tätigkeiten, die von der AQ Austria durchgeführt werden, mache eine umfassende, aber dennoch pragmatische Digitalisierungsstrategie notwendig, um auch künftig den an sie gestellten Anforderungen gerecht werden zu können. Zudem sei eine Konkretisierung und Adaptierung von Compliance- und Risikomanagementstrategien vorgesehen. Für die langfristige Stabilität der Agentur sei die Minimierung potenzieller Risiken, sowohl im digitalen als auch im rechtlichen Bereich, von entscheidender Bedeutung, hält die AQ Austria fest.

Vor dem Hintergrund eines zunehmend dynamischen Arbeitsmarktes sei die Agentur zudem gefordert, kontinuierlich an ihrer Attraktivität als Arbeitgeberin und Expert:innenorganisation zu arbeiten, um qualifiziertes Personal zu halten und neue Talente anzuziehen. Zusätzlich müsse die einzigartige Expertise der Agentur im Hochschulbereich sowie ihre Unabhängigkeit aktiv geschützt und ausgebaut werden, um sicherzustellen, dass die Agentur ihre Rolle auch weiterhin effektiv erfüllen kann. In diesem Sinne werde die Agentur ihre strategische Entwicklung weiter vorantreiben, um langfristig ihre Position im österreichischen und Europäischen Hochschulraum sicherstellen zu können. (Schluss) sox

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