Parlamentskorrespondenz Nr. 64 vom 24.02.2025

Nationaler Bildungsbericht 2024 geht auf Entwicklungsfelder Quereinstieg, KI, Demokratiebildung und Datennutzung ein

Wien (PK) – Das Bildungsministerium veröffentlichte im Dezember 2024 den Nationalen Bildungsbericht (III-91 d.B.), der alle drei Jahre vorgelegt werden muss. Dieser umfasst 577 Seiten und ist in drei Teile gegliedert. Der erste Teil beinhaltet einen Bildungscontrolling-Bericht inklusive Schulqualitätsberichten der Bildungsdirektionen. Als Komponenten des Bildungscontrollings wird auf den Qualitätsrahmen für Schulen, Bildungsmonitoring, Nationale Kompetenzerhebungen sowie interne und externe Schulevaluation eingegangen.

Im zweiten Teil des Berichts folgt eine Analyse der Bildungsindikatoren. Auf ausgewählte Entwicklungsfelder wird im dritten Teil eingegangen: Behandelt werden die Themen Quereinstiegsprogramme für Lehrpersonen, künstliche Intelligenz im Bildungsbereich, Demokratiebildung sowie die Nutzung von Daten für die Schul- und Unterrichtsentwicklung.

Überblick: Bildungssystem in seinem gesellschaftlichen Umfeld

Sogenannte Bildungsindikatoren beschreiben Faktoren, die zwar außerhalb der Kontrolle der Handelnden des Bildungssystems liegen, aber wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung des Bildungswesens haben und die Möglichkeiten der Bildungspolitik und -steuerung einschränken oder auch erweitern, heißt es im Bericht. Die dazu bereitgestellten Informationen sollen einen Überblick über Entwicklungen und den Status quo des österreichischen Bildungssystems in seinem gesellschaftlichen Umfeld geben. Es handle sich dabei um ein "Nachschlagewerk". Eingegangen wird auf Indikatoren im Kontext des Schul- und Bildungswesens, personelle und finanzielle Ressourcen, Prozesse des Schulsystems sowie "Output/Outcome – Ergebnisse des Schulsystems".

Unter Bildungsindikatoren fallen beispielsweise demografische Entwicklungen. So wird in diesem sehr umfangreichen Teil des Berichts unter anderem darauf hingewiesen, dass die Anzahl der Schüler:innen im schulpflichtigen Alter bis 2050 weiter steigen werde – allerdings mit unterschiedlichen Auswirkungen je nach Bundesland. So werde laut Prognose Wien bis 2050 den stärksten Anstieg verzeichnen, während für Kärnten ein deutlicher Rückgang der Anzahl der 6- bis 14-Jährigen zu erwarten sei. Auch Migrationsbewegungen beeinflussen das Bildungssystem. Mehr als ein Viertel der österreichischen Wohnbevölkerung wies 2023 Migrationshintergrund auf - in Wien mehr als die Hälfte. Über alle Schultypen hinweg betrug die Anzahl der aus der Ukraine geflohenen Schüler:innen im Juli 2023 knapp 13.000.

Entwicklungsfeld Quereinstieg: Bisher noch wenig Daten zur Evaluierung

Im Schuljahr 2023/2024 machten laut Bericht sogenannte Quereinsteigenden 8,4 % der neu angestellten Lehrpersonen in Österreich aus. Das Quereinstiegsprogramm in Österreich besteht aus Zertifizierung, Lehrtätigkeit und Absolvierung eines Hochschullehrgangs.

Im Bericht werden dazu folgenden Zahlen genannt: Mit Stand November 2023 hatten sich 4.549 Personen beworben, davon wurden 2.104 Personen zertifiziert und 553 über die Bildungsdirektionen als Lehrpersonal eingestellt. Jene Personen, die zwar zertifiziert sind, aber keine Anstellung erhalten haben, könnten sich jederzeit wieder bei den Bildungsdirektionen um eine Stelle bewerben. Bis zum Schuljahr 2023/24 begannen auf diesem Weg 852 Quereinsteigende als Lehrkräfte, "lediglich 23 Quereinsteigende" seien wieder aus dem Lehrberuf ausgeschieden. Weiters ist im Bericht zu lesen: Bis August 2024 bewarben sich für den Quereinstieg Sekundarstufe Allgemeinbildung 7.664 Personen für ein Zertifikat zum Quereinstieg, davon wurden 3.793 Personen zertifiziert und 3.137 abgelehnt. Dies entspreche einer Ablehnungsrate 41 %.

Eingegangen wird auch auf die Frage, welche Kriterien dazu beitragen, dass Quereinsteigende im Lehrberuf bleiben. Dafür seien laut Forschung die Wertschätzung durch das Kollegium sowie der Einsatz in Schulen mit nur moderat herausfordernden Schüler:innen von Bedeutung. Bei der Integration der Quereinsteiger:innen ins Kollegium komme Schulleitungen eine wichtige Rolle zu, um eine proaktive und frühzeitige Teamentwicklung mit allen Beteiligten zu fördern. Da bisher noch wenig Daten aus Österreich zur Evaluierung des Quereinstiegsprogrammes vorliegen, gebe es aktuell "noch wenig verlässliche empirische Daten zu Gelingensbedingungen für einen Quereinstieg".

Konkrete Standards beziehungsweise ein für alle Hochschulen verbindlich geltendes Kompetenzmodell der Lehrer:innen-Bildung liege für Österreich derzeit nicht vor. Zu prüfen sei daher, inwieweit das bestehende Quereinstiegsprogramm weiterentwickelt werden könne. Weiters müsse diskutiert werden, inwieweit die Unterrichtsverpflichtung von Quereinsteigenden limitiert werden sollte, um die nötigen Ressourcen für die nachträgliche Qualifizierung freizuhalten. Empfohlen wird zudem die Förderung von Mentoring-Angeboten sowie weitere Forschung zum Thema Quereinstieg in den Lehrberuf.

Entwicklungsfeld KI: Veränderungen im Bildungsbereich

Weiters thematisiert der Bericht die neuen Herausforderungen für den Bildungsbereich durch den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI). Hingewiesen wird dabei auf Forschungslücken sowie auf "Baustellen" für die Bildungspolitik, die unter anderem darin bestehen würden, "visionär und zukunftsorientiert zu agieren, anstatt auf Entwicklungen zu reagieren".

Im Pflichtgegenstand Digitale Grundbildung der Sekundarstufe I werde das Thema KI in den Schulen berücksichtigt, heißt es im Bericht. Es stelle sich jedoch die Frage, nach der Nutzung der dafür gesetzten Initiativen, ihren Qualitätsmerkmalen und ihrer Effizienz.

Auch der Umgang mit sensiblen Schüler:innen-Daten, Bildungsgerechtigkeit beim Zugang der Schüler:innen zu KI-Tools sowie ethische Aspekte werden im Bericht unter anderem als weitere Herausforderungen genannt. Berücksichtigt werden müsse die zunehmende Verbreitung von KI-basierten Anwendungen weiters auch bei der Unterrichtsplanung, der Lehrkräfteaus- und –weiterbildung, der Schulentwicklung sowie in der Forschung.

Entwicklungsfeld Demokratiebildung: Stärkere Gewichtung empfohlen

Als prägende Probleme der Demokratie nennt der Nationale Bildungsbericht "Rechtsextremismus und Rechtspopulismus, antidemokratische Tendenzen und Legitimationsprobleme, aber auch Verschwörungsmythen und Wissenschaftsskepsis" und gibt diesbezüglich Empfehlungen zur Professionalisierung der politischen Bildung ab. Gefordert wird eine entsprechende stärkere Gewichtung von Demokratiebildung im Fachunterricht und als fächerübergreifende Aufgabe in den Schulen sowie die kontinuierlichen Sicherung und Weiterentwicklung von Demokratie innerhalb der Schulgemeinschaft. Dies betreffe vorrangig die Stärkung einer "erfahr- bzw. erlebbaren demokratischen Schulkultur durch eine gezielte Schulentwicklung und Partizipation".

Entwicklungsfeld Datennutzung: Data-Literacy-Kompetenzen erhöhen

Als weiteres Entwicklungsfeld behandelt der Bericht die Nutzung von Daten für die Schul- und Unterrichtsentwicklung. Empfohlen werden unter anderem konkrete Maßnahmen zum Erwerb von Data-Literacy-Kompetenzen im Rahmen der Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte. (Schluss) bea

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