Parlamentskorrespondenz Nr. 396 vom 15.05.2025
Neu im Gesundheitsausschuss
Wien (PK) – Die Grünen weisen auf die aus ihrer Sicht untragbare Versorgungslage von Patient:innen hin, die von ME/CFS betroffen sind (261/A(E)). Bei der Myalgischen Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) handelt es sich um eine schwere, neuroimmunologische Multisystemerkrankung mit teils massiven Auswirkungen auf die Lebensqualität. Bereits eine milde Ausprägung der Erkrankung könne eine zumindest 50%ige Einschränkung des bisherigen Aktivitätsniveaus nach sich ziehen, zeigt Abgeordneter Ralph Schallmeiner (Grüne) auf. Typisch sei zudem eine anhaltende, schwere Erschöpfung, die sich auch durch Ruhe nicht bessere, begleitet von Schmerzen, Schlafstörungen, Konzentrations- und Gedächtnisproblemen sowie einer ausgeprägten Überempfindlichkeit gegenüber Licht, Geräuschen oder anderen Reizen.
Das Leitsymptom, die sogenannte Post-Exertional Malaise (PEM), bedeute, dass sich der Zustand nach bereits geringfügiger körperlicher oder geistiger Anstrengung deutlich verschlechtere. Sogar einfache Tätigkeiten wie Duschen, Zähneputzen oder ein kurzer Spaziergang können einen "Crash" auslösen und bis hin zu einer teils vollständigen Bettlägerigkeit führen. Über 60 % der Erkrankten seien nicht mehr arbeitsfähig, viele würden ihre berufliche und soziale Teilhabe verlieren und in finanzielle Abhängigkeit von Angehörigen geraten.
Obwohl die Krankheit bereits 1969 von der WHO anerkannt wurde, sei sie bis zum Ausbruch der COVID-19-Pandemie, noch kaum bekannt gewesen. Erst durch die pandemiebedingte Zunahme von Long COVID-Fällen, bei denen ME/CFS-ähnliche Symptome auftreten können, sei das Krankheitsbild einer größeren Öffentlichkeit bewusst geworden. In Österreich sollen laut aktuellen Schätzungen um die 80.000 Menschen davon betroffen sein, gibt Abgeordneter Ralph Schallmeiner (Grüne) zu bedenken.
Von der Krankheit Betroffene würden laut der Österreichischen Gesellschaft für ME/CFS aber derzeit auf allen Ebenen durch das Gesundheits- und Sozialsystem fallen. Obwohl sich im Zuge der Verhandlungen zum Finanzausgleichsgesetz Bund und Länder darauf geeinigt haben, die Versorgungssituation für Betroffene und Angehörige zu verbessern, sei bis dato kaum etwas passiert, kritisiert Schallmeiner. Einzig der Bund habe schon ein nationales Referenzzentrum eingerichtet.
Die Grünen fordern daher die zuständige Ministerin auf, auf die Länder einzuwirken, um die verbindlich festgelegte Etablierung von (spitals-)ambulanten interdisziplinären Kompetenzzentren für postvirale Syndrome wie zum Beispiel ME/CFS in zumindest jedem Bundesland bis spätestens Mitte 2026 sicherzustellen. Dabei sei darauf zu achten, dass diese personell entsprechend ausgestattet werden und mit dem nationalen Referenzzentrum für postvirale Erkrankungen eng abgestimmt zusammenarbeiten. Zudem sollte ein Monitoring-System zur Überprüfung der Zielerreichung implementiert werden, indem halbjährlich an den Gesundheitsausschuss über Fortschritte in dieser Frage berichtet wird.(Schluss) sue