Parlamentskorrespondenz Nr. 454 vom 26.05.2025

Verteidigungsministerin Tanner legt Bericht über militärische Dienstleistungen von Frauen in den Jahren 2023 und 2024 vor

Wien (PK) – Seit dem Jahr 1998 können Frauen auf freiwilliger Basis militärischen Dienst im Bundesheer leisten. Laut dem aktuellen Bericht von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner über die militärischen Dienstleistungen von Frauen in den Jahren 2023 und 2024 sind Soldatinnen heute ein "integrierter und unverzichtbarer Bestandteil" des Bundesheeres (III-141 d.B.). Die Gesamtzahl der Soldatinnen habe sich seit 1999 von 89 auf 818 Ende 2024 erhöht. Tanner sei es ein "großes Anliegen", sowohl den Soldatinnenanteil im Bundesheer als auch die Attraktivität des Berufs Soldatin weiter zu steigern. Im Bericht wird insbesondere die Einführung des "freiwilligen Grundwehrdienstes für Frauen" (fGWD) als wesentliche Maßnahme dafür hervorgehoben. Der Frauenanteil im Bundesheer sei von 4,3 % vor Beginn des Projekts auf mittlerweile rund 6 % gestiegen.

Freiwilliger Grundwehrdienst für Frauen

Die Anzahl an Soldatinnen sei in den letzten Jahren stagniert und phasenweise sogar rückläufig gewesen, führt Tanner im Bericht aus. Als Herausforderung habe man den Einstieg in die Kadereignungsprüfung mit sofortiger intensiver Ausbildung  identifiziert, der für viele Frauen am Beginn ihrer Soldatinnenlaufbahn eine Hürde dargestellt habe. Daher sei mit dem fGWD die Möglichkeit geschaffen worden, zunächst eine Basisausbildung zu absolvieren und eine Mannschaftsfunktion zu erreichen. Dabei erfolgt der Zugang über denselben Eignungstest wie bei männlichen Rekruten in einem der sechs Stellungshäuser. Frauen, die dabei eine Wertungsziffer unter fünf erreichen und somit nicht unmittelbar für eine Kaderlaufbahn geeignet sind, könnten dennoch als Systemerhalterinnen ihren Ausbildungsdienst antreten.

Im fGWD sollen Frauen erste Erfahrungen im militärischen Alltag sammeln können und schrittweise an die physischen und psychischen Anforderungen des Soldatinnenberufs herangeführt werden. Ebenso wie rund 40 % der Berufssoldaten, die sich erst während des Grundwehrdienstes für eine militärische Laufbahn entscheiden, sollen durch den fGWD auch mehr Frauen eine Trainingsphase vor einer allfälligen Kaderlaufbahn durchlaufen können. Das Projekt fGWD startete im April 2023 und die Erfahrungen bis Ende 2024 hätten bereits "positive Entwicklungen" gezeigt, so Tanner im Bericht. 430 Frauen haben sich demnach freiwillig gemeldet und knapp 270 Frauen sind bereits einberufen worden.

Frauen würden durch den fGWD bei der Truppe und den Grundwehrdienst leistenden Soldaten nicht nur als Kader, sondern auch als "gleichwertige Teilnehmerinnen sichtbar, wodurch eine rasche Erhöhung des Anteils an Frauen erreicht wird", erklärt die Verteidigungsministerin im Bericht. Die Gesamtzahl an Soldatinnen im Bundesheer hat sich seit Projektbeginn um rund 150 erhöht.

Beteiligung von Frauen an Auslandseinsätzen

In der interministeriellen Arbeitsgruppe zur Umsetzung des Nationalen Aktionsplans zur Implementierung der Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen "Frauen, Frieden und Sicherheit" ist das BMLV seit deren Gründung "engagiert vertreten", heißt es im Bericht. Mittlerweile seien die in der Resolution verankerten Grundsätze und Prinzipien elementare Bestandteile moderner Friedenseinsätze. Maßnahmen wie die Anwendung einer umfassenden Geschlechterperspektive bei internationalen Einsätzen sowie eine gesteigerte Präsenz von Soldatinnen ermöglichten es, den unterschiedlichen Anliegen und Sicherheitsbedürfnissen von Frauen und Männern am Einsatzort adäquat Rechnung zu tragen. Das trage laut Bericht wiederum maßgeblich zur Steigerung der operationellen Effektivität bei.

Im Jahr 2023 haben sich durchschnittlich 23 Frauen pro Monat im Auslandseinsatz befunden, im Jahr 2024 waren es 21. Der Höchstwert an entsendeten Frauen belief sich in beiden Jahren auf 28, was im Jahr 2023 einem Frauenanteil von 3,8 % und 2024 von 5 % entsprach.

Statistische Kennzahlen und Erfolge

2023 brachten 497 Frauen freiwillige Meldungen zum Ausbildungsdienst ein, 195 traten diesen an und 65 wurden in ein Dienstverhältnis übernommen. Im Jahr 2024 haben sich 508 Frauen gemeldet, von denen 261 den Dienst angetreten haben und 141 übernommen worden sind. Der höchste bislang von zwei Soldatinnen erreichte Offiziersrang war Brigadier, 22 Frauen hatten den Rang eines Obersts inne.

Das gesamte militärische Gesundheitswesen sowie zwei der größten Sanitätseinrichtungen des Bundesheeres werden laut Bericht von Frauen geleitet und seit November 2024 hat eine österreichische Soldatin die Funktion der Kontingentskommandantin bei der UN-Mission UNIFIL im Libanon übernommen.

Außerdem haben die Heeresleistungssportlerinnen in den Jahren 2023 und 2024 zahlreiche Erfolge erzielt, wie im Bericht ausgeführt wird. Bei den Olympischen Sommerspielen 2024 wurden ein erster und zwei dritte Plätze erreicht. Weitere Spitzenplatzierungen erzielten die Sportlerinnen bei den Weltmeisterschaften im Rodeln und im Schießsport.

Die Zahl der Studentinnen im Fachhochschul-Bachelorstudiengang Militärische Führung ist bis zum Studienjahr 2023/2024 auf 26 angestiegen (2016: 3). Zudem haben 2023 neun und 2024 acht Frauen ihre Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie abgeschlossen.

Weitere Maßnahmen zur Frauenförderung


Zur strukturellen Förderung von Frauen ist 2023 der Frauenförderungsplan des Verteidigungsministeriums für den Zeitraum bis Ende 2025 verlautbart worden, wie im Bericht ausgeführt wird. Dieser enthält konkrete Zielsetzungen und Maßnahmen mit messbaren Kennzahlen. Im Berichtszeitraum ist der Dienst für Frauen etwa durch spezifische Verbesserungen der Ausbildung und Förderung bei der Besetzung von Führungsfunktionen attraktiver gestaltet worden.

Außerdem hat das Verteidigungsressort seine Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter ausgebaut. So ist etwa das Kinderbetreuungsangebot in den Sommerferien ab 2025 auf sechs Wochen verlängert worden. 2024 sind 693 Kinder an 15 Standorten betreut worden. Die Verifizierung der Familienfreundlichkeit des Dienstbetriebs nach Richtlinien des Familienministeriums wurde fortgeführt.

Zur beruflichen Unterstützung stehen zudem derzeit 77 Mentorinnen für Soldatinnen zur Verfügung. Zusätzlich gibt es Absolventinnentreffen sowie ein ressortübergreifendes Cross-Mentoring im Bundesdienst. Der persönliche Austausch und die gezielte Beratung sollen insbesondere die Drop-out-Rate in der Anfangsphase militärischer Laufbahnen senken.

Im Bereich der Information und Öffentlichkeitsarbeit wurden zur gezielten Ansprache interessierter Frauen 2023 insgesamt 48 und 2024 61 Personalgewinnungsveranstaltungen mit dem "Schwerpunkt Soldatin" durchgeführt. Die Teilnahmezahlen haben sich dabei von 1.472 im Jahr 2023 auf 3.942 im Jahr 2024 deutlich erhöht. Am "Girls Day" 2024 nahmen an neun Standorten rund 4.000 Interessierte teil (2023: 3.400). In der medialen Präsenz sind Soldatinnen verstärkt sichtbar gemacht worden – etwa auf Plakaten, in Interviews oder über soziale Medien. Zudem wurden Leistungssportlerinnen mit hohem Wiedererkennungswert als "Role Models" eingebunden. (Schluss) wit