Parlamentskorrespondenz Nr. 657 vom 08.07.2025

Österreichs Forschungsquote ist mit 3,35 % auch 2024 wieder deutlich gestiegen

Wien (PK) – Der jährliche Forschungs- und Technologiebericht ist ein Lagebericht über die aus Bundesmitteln geförderte Forschung, Technologie und Innovation (FTI) in Österreich. Der aktuelle Bericht zeigt, dass Österreich seine Stellung in internationalen Innovationsrankings halten konnte und sich unter anderem die Zahl des im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) beschäftigten Personals positiv entwickelt hat (III-177 d.B.). Insgesamt zeigt sich laut dem Bericht ein deutlicher Aufwärtstrend bei einigen FTI-Indikatoren.

Der Bericht wird im Auftrag des Bundesministeriums für Frauen, Wissenschaft und Forschung (BMFWF, vormals BMBWF) und im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI, vormals BMK) sowie dem Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus (BMWET, vormals BMAW) erstellt. Diese drei Ministerien teilen sich die Aufgabe der Unterstützung der Forschungsanstrengungen und der Stärkung der Innovationskraft in Österreich.

Forschungsquote 2024: Neuer Höchstwert von 3,35 %

Als wichtige Kennzahl für die Einschätzung der Innovationskraft wird jährlich die Forschungsquote ermittelt, der Anteil der Mittel für Forschung und Entwicklung (F&E) am Bruttoinlandsprodukt (BIP). 2024 betrugen die F&E-Ausgaben in Österreich insgesamt 16,13 Mrd. €, deutlich mehr als 2023 mit 15,58 Mrd. € (3,26 % des BIP). Das war zwar weniger als der ursprünglich von der Statistik Austria geschätzte Betrag von 16,64 Mrd. €, entsprach aber 3,35 % des BIP und ergab damit die bislang höchste Forschungsquote. Dafür, dass die Quote sogar etwas über der ursprünglichen Schätzung von 3,34 % zu liegen kam, war allerdings auch der BIP-Rückgang des Jahres 2024 verantwortlich.

Die Finanzierung dieser Forschungsausgaben erfolgte zu 41,87 % durch die heimischen Unternehmen. 28,64 % entfielen auf den Bund, 16,20 % kamen aus dem Ausland, und zwar größtenteils von ausländischen Unternehmen, aber auch der EU und ausländischen Organisationen. Die Forschungsprämie trug 7,21 % bei. Auf die Bundesländer entfielen 1,73 %, auf "Sonstige", was auch den Hochschulsektor und den privaten gemeinnützigen Sektor umfasst, 4,35 % der Mittel.

Die unternehmerische F&E ist in Österreich auch sehr eng mit dem Ausland verwoben. Der F&E-Erhebung 2021 zufolge wurden 21,59 % der F&E des Unternehmenssektors vom Ausland finanziert. Das schließt Mittel der EU und anderen Organisationen ein. Von diesen 21,59 % wird knapp die Hälfte der unternehmerischen F&E von ausländisch kontrollierten Unternehmen durchgeführt. Österreich ist damit für ausländische Unternehmen ein überaus attraktiver Forschungsstandort.

Zunehmende Bedeutung von Schlüsseltechnologien

Schlüsseltechnologien haben eine zentrale Bedeutung für Wettbewerbsfähigkeit, Produktivität und die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen, hält der FTI-Bericht fest. Von strategischen Schlüsseltechnologien – dazu zählen künstliche Intelligenz (KI), Big Data, Quantentechnologien, fortschrittliche Mikroelektronik/Halbleiter, nachhaltige Technologien und fortschrittliche Materialien – würden wichtige Innovationsimpulse ausgehen. Österreich weise sektorale Stärken insbesondere in den Bereichen Produktionstechnologien, Materialien, Life Sciences und Umwelttechnologien auf. Auch die Quantenforschung sei eine der ausgewiesenen Stärken Österreichs in der Wissenschaft.

Aus europäischer Perspektive sei es wichtig, diese Technologien zu fördern, um durch technologische Souveränität die internationale Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den USA und China sicherzustellen. Hier seien es Österreichs Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Innovationsnetzwerke, die einen essenziellen Beitrag zu dieser Positionierung und damit zu Wettbewerbsfähigkeit leisten würden.

Insbesondere im Bereich der digitalen Technologien (KI, Big Data) weist der Bericht jedoch auf bestehende strukturelle Schwächen hin. Die österreichische Politik setze daher gezielte Förderprogramme und Maßnahmen zur Fachkräfteentwicklung und investiere in umfassenden Infrastrukturausbau. Auch auf europäischer Ebene erfolge eine stärkere Ausrichtung auf Schlüsseltechnologien, etwa über den Competitiveness Compass vom Januar 2025 und Programme wie STEP, IPCEI oder das Digital Europe Programme.

Grundsätzlich bestehe die Notwendigkeit eines integrierten europäischen Ansatzes zur Stärkung von Schlüsseltechnologien, um Innovationspotenziale gebündelt und wirksam zu nutzen, hält der Bericht fest. Neben gezielten Förderungen und der Exzellenzinitiative seien dabei internationale Kooperationen sowie die Förderung von Anwendungskompetenzen in Unternehmen entscheidend. Alle Sektoren in Österreich müssten sowohl auf die Entwicklung von ausgewählten Schlüsseltechnologien als auch auf die breite Anwendung neuer Technologien setzen, um die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu sichern. Als zentrale Erfolgsfaktoren nennt der Bericht den Ausbau kritischer Forschungsinfrastrukturen und eine stärkere Beteiligung an europäischen Initiativen.

Aufwärtstendenz bei zentralen FTI-Indikatoren

In internationalen Ranking habe Österreich seine Position halten bzw. leicht verbessern können. Damit habe Österreich abermals das Ziel der FTI-Strategie 2030 erreicht, unter den Top 10 zu sein. So zeige sich gegenüber dem Vorjahr eine unveränderte Platzierung auf dem Global Innovation Index (Platz 8) und dem European Innovation Scoreboard (Platz 6). Besonders erfolgreich sei Österreich beim FTI-Indikator des F&E-Personals, der laut dem Bericht zum zweiten Mal in Folge über 2 % lag. Österreich habe diesen Wert gegenüber dem Vorjahr nochmals steigern und damit im Jahr 2023 sogar den höchsten Zuwachs unter den Top-5-Ländern erzielt. Auch beim Frauenanteil in der Forschung habe Österreich aufgeholt. Bei den MINT-Graduierten habe Österreich im internationalen Vergleich 2022 zum wiederholten Mal Platz 2 erreicht.

Erstmalig führt der Bericht eine Auswertung der Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen in den acht Schlüsseltechnologiefeldern an. Hier gehöre Österreich in zwei Feldern zur Spitzengruppe, darunter in den Quantentechnologien. Bei den ERC-Grants lag Österreich im Jahr 2023 auf dem 6. Platz. Eine leichte Rangverbesserung habe Österreich auch bei den Wagniskapital-Investitionen aufzuweisen.

Österreich als wichtiger Akteur in der europäischen FTI-Politik

Nach dem EU-Beitritt 1995 hätten in Österreich ansässige Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten sowie Forschende rasch verstanden, die Vorteile, die die europäische Forschungsförderung ermögliche, produktiv zu nutzen, hält der Bericht fest. Österreich sei in nur wenigen Jahren von einem Nettozahler zu einem Nettoempfänger geworden. Unterstützt worden sei diese positive Entwicklung durch eine sehr aktive nationale Forschungspolitik, die auch entsprechende Mittel für Forschung und Entwicklung sowie Beratung bereitstelle.

Darüberhinausgehend habe sich Österreich aktiv an der Gestaltung des europäischen Forschungsraums sowie des europäischen Hochschulraums beteiligt und setze im nationalen Rahmen und gemeinsam mit nationalen Akteur:innen Aktivitäten zur Umsetzung europäisch akkordierte Politiken. Insgesamt könne festgehalten werden, dass der Beitritt Österreichs zur EU eine Reihe von Reformen und Verhaltensänderungen angestoßen habe, von denen die Exzellenz, Wettbewerbsfähigkeit und Internationalisierung der österreichischen Wissenschaft, Forschung und Innovation bis heute profitieren.

Der Bericht hält fest, dass in Österreich tätige F&I-Akteur:innen seit dem 4. EU-Rahmenprogramm für Forschung, Technologie und Entwicklung bis inklusive dem 8. Rahmenprogramm "Horizon 2020" etwas mehr als 4 Mrd. € an Förderungen einwerben konnten. Diese starke Nutzung der EU-Rahmenprogramme werde auch im aktuellen Rahmenprogramm Horizon Europe fortgeführt. Bis zur ungefähren Halbzeit des Programms seien rund 1,4 Mrd. € an weiteren Mitteln erfolgreich eingeworben worden. Als besonders erfreulich bewertet der Bericht den wachsenden Anteil österreichischer Koordinationen, die über dem europäischen Durchschnitt liegende Erfolgsquote, sowie die breite Aktivierung des Unternehmenssektors, des Hochschulsektors und der außeruniversitären Forschung.

Ergänzend zum Rahmenprogramm schreite auch die Implementierung des Nationalen Aktionsplans für den Europäischen Forschungsraum zügig voran. Dieser führe die europäische ERA Policy Agenda in eine Struktur aus Initiativen, Maßnahmen und Zielsetzungen über. Zur Umsetzung der ERA Policy Agenda habe Österreich zwölf nationale ERA-Initiativen gebildet, die zwischen zwei und sechs Einzelmaßnahmen umfassen und mit Meilensteinen sowie Zielen und Indikatoren hinterlegt seien.

Monitoring gemäß Forschungsfinanzierungsgesetz

Die FTI-Strategie 2030 wird auf Basis des Forschungsfinanzierungsgesetzes (FoFinaG) in 3-jährigen FTI-Pakten ressortübergreifend umgesetzt. Darauf basierend werden Leistungs- bzw. Finanzierungsvereinbarungen mit den elf zentralen Forschungs- und Forschungsförderungseinrichtungen geschlossen. Wie vom FoFinaG vorgesehen, bringt der Forschungs- und Technologiebericht einen Überblick über die Profil- und Performanceentwicklung dieser Einrichtungen. (Schluss) sox