Parlamentskorrespondenz Nr. 730 vom 31.07.2025
Österreichische Jugendstrategie soll Jugendpolitik bündeln und weiterentwickeln
Wien (PK) – Ziel der österreichischen Jugendstrategie ist es, die Jugendpolitik aller Ressorts zu koordinieren sowie unter Einbindung junger Menschen und relevanter Stakeholder entsprechende Strukturen aufzubauen. Der nun vom Bundeskanzleramt veröffentlichte dritte Umsetzungsbericht informiert über die bestehenden jugendpolitischen Aktivitäten sowie über die Fortschritte in den vier Handlungsfeldern Bildung und Beschäftigung, Beteiligung und Engagement, Lebensqualität und Miteinander sowie Medien und Information. Die Gesamtkoordination und strategische Weiterentwicklung obliegt dem Kompetenzzentrum Jugend im Bundeskanzleramt, wobei die Ziele gemeinsam mit allen Ressorts entwickelt werden (III-199 d.B.).
Im Fokus der 35 Ziele umfassenden Jugendstrategie stehen alle 14- bis 24-Jährigen in Österreich, wobei sich einzelne der insgesamt 155 Maßnahmen auch an Kinder und Personen bis 30 Jahre richten. Im Rahmen von sogenannten Reality Checks werden die Schwerpunkte unter Mitwirkung von Jugendlichen und diversen Organisationen entwickelt und reflektiert. Die Erfassung von nationalen Aktionsplänen und Strategien mit ihren jeweiligen Jugendbezügen ist ein weiteres Element der Strategie. Ein eigenes Kapitel des rund 220 Seiten umfassenden Berichts widmet sich zudem der internationalen Einbettung der österreichischen Jugendstrategie und insbesondere der Zuordnung zu den European Youth Goals.
Unterstützung am Bildungsweg und bei der Jobsuche
Im Bereich "Bildung und Beschäftigung" geht es vorrangig darum, jungen Menschen in Österreich die Möglichkeit zu bieten, ihre Fähigkeiten und Talente in einer sich dynamisch
verändernden Welt zu entfalten. Sie sollen in die Lage versetzt werden, die Herausforderungen in Bildung und Arbeitsmarkt erfolgreich zu bewältigen. Mit einer ganzheitlichen und inklusiven Herangehensweise soll sichergestellt werden, dass alle Jugendlichen die gleichen Chancen auf ein selbstbestimmtes und erfolgreiches Leben erhalten. Vor allem sollen auch junge Mädchen nachhaltig für MINT-Berufe begeistert und ihnen abseits von weiblichen Rollenklischees vielfältige Karrieremöglichkeiten aufgezeigt werden.
Als konkrete Maßnahmen werden etwa die Einführung einer Ausbildungsgarantie bis 25, die Bereitstellung einer Berufsausbildungsassistenz für Jugendliche mit Vermittlungshindernissen oder diverse Maßnahmen zur Förderung der Finanzbildung angeführt. Im Rahmen der Initiative "Klasse Job" sollen wiederum Schüler:innen für den Lehrerinnen- bzw. Lehrerberuf begeistert werden. In Ergänzung zur bisherigen Möglichkeit,
als Buddy in der Sommerschule mitzuwirken, können die interessierten Jugendlichen auch schon an den Pädagogischen Hochschulen Vernetzungs- und Informationsangebote nutzen, Kurse besuchen und ECTS-Anrechnungspunkte für ein künftiges Lehramtsstudium sammeln. Das digitale Jahr mit geförderter Ausbildung und bezahlter Praxis soll wiederum jungen Frauen zwischen 17 und 27 Jahren Chancen eröffnen, sich wertvolle technische Kenntnisse anzueignen, die am Arbeitsmarkt gefragt sind.
Mitreden, mitgestalten und mitbestimmen
Junge Menschen sollen bei Entscheidungen, die ihre Lebenswelt betreffen, bestmöglich mitreden, mitgestalten und mitbestimmen können. Das Handlungsfeld "Beteiligung und Engagement" widmet sich daher der Förderung der aktiven Teilhabe junger Menschen in gesellschaftlichen und politischen Entscheidungsprozessen sowie der Entwicklung von zeitgemäßen Anerkennungs- und Anreizsystemen für ein freiwilliges Engagement. Der Ausbau von Mitbestimmungsmöglichkeiten jugendlicher Arbeitnehmer:innen in Betrieben, politische Bildung im Unterricht und die aktive Mitgestaltung Jugendlicher in Politik, Wissenschaft, Klimaschutz, Kultur und Sport werden als Prioritäten in diesem Zusammenhang genannt.
Im Konkreten verweist der Bericht unter anderem auf Bildungsaktivitäten zur Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft, die Unterstützung von Musik- und Theaterprojekten für Jugendliche, die Implementierung des "Digi Scheck" für Lehrlinge, die Förderung von Freiwilligendiensten im In- und Ausland oder Maßnahmen zur Stärkung des Selbstwerts von Mädchen und Frauen. Fortgesetzt wird auch das Projekt "Gesund aus der Krise", durch das niederschwellige psychotherapeutische und psychologische Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten im Einzel- und Gruppensetting für Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre angeboten werden.
Lebensqualität und Miteinander
Junge Menschen bei ihrer Entwicklung ins Erwachsenenalter darin zu unterstützen, Verantwortung zu übernehmen und ihr Leben aktiv zu gestalten, ist eine weitere Maxime in der heimischen Jugendstrategie. Adressiert werden im Handlungsfeld "Lebensqualität und Miteinander" daher die Bereiche Gesundheit, Umwelt, Familie, Mobilität, persönliche Lebensperspektiven und Lebenszufriedenheit. Ohne Jugendliche zu bevormunden, will man ihnen die nötigen Instrumente für ein selbstbestimmtes Leben geben.
Unter den Zielen dazu finden sich die Deradikalisierung junger Menschen ebenso wie die Steigerung der psychosozialen Gesundheit, sichere Mobilität, die zeitgemäße Reform des Kindschaftsrechts sowie die Integrationsunterstützung für Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund. Workshops in Schulen zum Thema Extremismusprävention, Werte- und Orientierungskurse speziell für junge Flüchtlinge, die Initiative Wohlfühlzone Schule, das kostenlose Klimatickt für alle Grundwehr- und Zivildiener oder die Stärkung der mentalen Gesundheitskompetenzen von Schüler:innen sind nur einige der in diesem Bereich aufgelisteten Maßnahmen.
Medienkompetenz und Digitalisierung
Jugendliche sind oft Vorreiter bei der Nutzung neuer Technologien und Medien, stehen aber auch vor Herausforderungen wie Cybermobbing, Hassrede und der Verbreitung von "Fake News", heißt es im Bericht. Wichtig sei daher, die Medien- und Informationskompetenz von jungen Menschen und ihres Umfelds zu fördern. Jugendliche sollen vor allem dazu befähigt werden, sich sicher, kritisch und verantwortungsvoll in der digitalen Welt zu bewegen.
Im vierten Handlungsfeld wird daher verstärkt Augenmerk auf die Förderung der Medienkompetenz gelegt. Dazu gehören unter anderem der Ausbau der digitalen Kompetenzen und der Aufbau von Resilienz gegenüber demokratiefeindlicher und extremistischer Beeinflussung.
Informationen und Orientierungshilfen dazu bieten unter anderem die Websites von "Saferinternet" oder das "Österreichische Jugendportal", das auch einen Faktencheck zum Thema künstliche Intelligenz anbietet. Im Rahmen des Gewaltpräventionsprogramms "All Right – Alles was Recht ist!" werden Beratungen und Schulungen von jungen Erwachsenen im Alter von 13 bis 17 Jahren durchgeführt, wobei ein straffreies Heranwachsen der Jugendlichen im Vordergrund steht. Da freie Medien Schülerinnen und Schüler eine gute Gelegenheit bieten würden, journalistische Techniken zu üben und praktische Erfahrungen in der Medienproduktion zu sammeln, werden entsprechende Workshops auch finanziell unterstützt.(Schluss) sue