Parlamentskorrespondenz Nr. 734 vom 04.08.2025
Jahresbericht des ERP-Fonds 2024 zeigt Rückgang der Kreditvergabe in Phase der Konjunkturschwäche
Wien (PK) – Der ERP-Fonds (ERP = European Recovery Program) hat die Aufgabe, den Ausbau, die Rationalisierung und die Produktivität der österreichischen Wirtschaft zu fördern. Zielgruppen der Förderungen sind Industrie, Gewerbe- und Dienstleistungsunternehmen, Unternehmen der Tourismusbranche sowie der Land- und Forstwirtschaft. Die Unterstützung erfolgt in Form niedrig verzinster Kredite mit mehrjährigen tilgungsfreien Zeiträumen, die über das eng mit dem ERP-Fonds verflochtene Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) vergeben werden (aws ERP-Kredite).
Dem Nationalrat liegt nun der Jahresbericht sowie der Jahresabschluss des ERP-Fonds für 2024 sowie die Public Corporate Governance-Berichte für das Berichtsjahr vor (III-198 d.B.). Die strategischen Handlungsfelder des ERP-Fonds für das Jahr 2024 waren auf die Stärkung der Konjunktur und der Innovationsfähigkeit von KMU, die Unterstützung des Green Deal sowie auf die Digitalisierung ausgerichtet.
Erfolgsbilanz des ERP-Fonds für 2024
Das Geschäftsjahr 2024 war laut der Geschäftsführung des ERP-Fonds von einem anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Umfeld geprägt. Mit Sommer 2022 machte sich ein erneuter Konjunkturabschwung bemerkbar, und sowohl 2023 als auch 2024 waren in weiterer Folge durch eine anhaltend schwache Investitionsdynamik gekennzeichnet. Aufgrund der verringerten Investitionstätigkeit der Unternehmen sei auch die Nachfrage nach aws ERP-Krediten von Mitte 2023 an stark rückläufig gewesen. Die niedrigen Antragszahlen des zweiten Halbjahres 2023 haben sich in den ersten Monaten des Jahres 2024 fortgesetzt, ist dem Bericht zu entnehmen. Erst mit dem deutlichen Nachgeben des Zinsniveaus sei es wieder zu einer Steigerung bei den Anträgen gekommen.
Im Sinne der Zielsetzungen des ERP-Fonds seien 2024 insgesamt 502 unternehmerische Projekte mit Kreditzusagen für aws ERP-Kredite in der Höhe von 241,2 Mio. € unterstützt worden (2023: 811 Projekte mit 491 Mio. €). Damit habe der ERP-Fonds Investitionen von 432,7 Mio. € in die österreichische Wirtschaft getätigt und im Sinne seiner Zielsetzungen einen essenziellen Beitrag zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts leisten können. Im Vergleich dazu machte der ERP-Fonds 2023 insgesamt 890 Mio. € an unterstützten Investitionen geltend.
Der Großteil der Zusagen, nämlich 97 %, ging laut dem ERP-Bericht an kleine und mittlere Unternehmen (KMU), was 88,4 % der Finanzierungsleistung entsprach. 2023 waren im Vergleich dazu 96,9 % der Zusagen und 81,6 % der Finanzierungsleistung an KMU gegangen. Großunternehmen waren 2024 die Empfänger von 3 % der Kreditzusagen bzw. 11,6 % der vom ERP-Fonds bereitgestellten Finanzierungsleistung.
Damit seien 750 neue Arbeitsplätze finanziert (2023: 1.784) und 9.823 Arbeitsplätze gesichert (2023: 24.167) worden. Darüber stellte der Fonds 8 Mio. € für die Entwicklungszusammenarbeit (EZA) bereit, um die wirtschaftliche und soziale Struktur in ausgewählten Entwicklungsländern zu stärken. Weiters habe der ERP-Fonds bereits bilanzielle Vorsorge getroffen, um aus den Zinserträgen von 2024 im Jahr 2025 25 Mio. € an die Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung zu überweisen, ist dem Bericht zu entnehmen.
Ausblick auf 2025
Nach zwei Rezessionsjahren erwartet die Wirtschaftsforschung im Jahr 2025 ein weiteres Rezessionsjahr, womit sich die Rückkehr auf einen Wachstumspfad verzögere, hält der ERP-Bericht fest. Angesichts einer anhaltend schwierigen konjunkturellen Gemengelage und des Investitionsdrucks der grünen Transformation steige auch die Notwendigkeit für ein verlässliches Kreditinstrument. Die Geschäftsführung des ERP-Fonds verweist vor diesem Hintergrund auf die jüngste Impactanalyse der aws ERP-Kreditprogramme durch das Industriewissenschaftliche Institut (iwi). Diese belege, dass die mit aws ERP-Krediten geförderten Investitionen eine signifikante gesamtwirtschaftliche Multiplikatorwirkung auf die Wirtschaftsleistung, den Arbeitsmarkt und das Steuersystem entfalten.
Vor diesem Hintergrund sind die inhaltlichen Schwerpunkte des neuen Jahresprogramms des ERP-Fonds die Unterstützung der österreichischen Wirtschaft in Fortsetzung der Ausrichtung des letzten Jahresprogramms, weiters die Förderung von sicherem Wachstum sowie die Standortsicherung im internationalen Wettbewerb im Sinne einer innovativen und grünen Transformation. Ein besonderer Fokus soll laut dem ERP-Fonds auch auf Investitionen in die Digitalisierung als Treiberin des technologischen Wandels und des Strukturwandels gelegt werden. Dazu hätten ERP-Fonds und OeNB der Bundesregierung für das Geschäftsjahr 2025 ein Jahresprogramm in Höhe von 500 Mio. € vorgelegt. (Schluss) sox