Parlamentskorrespondenz Nr. 737 vom 08.08.2025

ÖH-Spitze sieht wachsenden Druck auf Studierende, aber auch Erfolge für studentische Mitbestimmung im Studienjahr 2024/25

Wien (PK) – Die Spitze der Österreichischen Hochschüler- und Hochschülerinnenschaft (ÖH) beschreibt im aktuellen ÖH-Jahresbericht 2024/25 (III-202 d.B.) das abgelaufene Studienjahr als "geprägt von politischen Umbrüchen, gesellschaftlichen Herausforderungen und einer Vielzahl an hochschulpolitischen Debatten". Die Studierenden in Österreich seien erneut mit großen Belastungen konfrontiert gewesen, wie der anhaltenden Teuerung, steigenden Wohnkosten, wachsenden Anforderungen im Studium sowie prekären Arbeitsbedingungen. Zugleich wachse der Druck auf die Hochschulen, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, etwa beim Klimaschutz, in Fragen der sozialen Gerechtigkeit oder angesichts internationaler Krisen.

Teilhabe als Schwerpunkt der Arbeit der ÖH

Allen diesen Herausforderungen habe sich die ÖH als gesetzliche Interessenvertretung aller Studierenden in Österreich gestellt, betont die ÖH-Spitze. Im Fokus der Tätigkeit des Vorsitzteams und der 14 inhaltlichen Referate der ÖH seien 2024/25 insbesondere Fragen der Vereinbarkeit von Studium und Arbeit, der Zugang zu leistbarem Wohnraum, der Schutz gefährdeter Studierender im In- und Ausland und der Kampf gegen die Klimakrise gestanden.

Die Gestaltung der Universitäten und Hochschulen zu Orten der Teilhabe sei eine fortwährende Aufgabe, hält die ÖH-Führung fest. Dazu seien zahlreiche politische Gespräche mit den Rektoraten, dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) und der Universitätenkonferenz geführt worden. Im Mittelpunkt standen laut der ÖH Forderungen nach transparenteren und flexibleren Prüfungsmodalitäten sowie besseren Studieninformationen und barrierefreien Einstiegsphasen, nach stärkeren Mitbestimmungsrechten in curricularen Entscheidungsprozessen sowie nach einer aktiven Einbindung von Studierenden in Governance-Strukturen.

ÖH-Wahlen als zentrales Ereignis des Jahres 2025

Ein besonderes Ereignis des Studienjahres 2024/25 war für die Studierendenvertretung die ÖH-Wahl im Mai 2025. Hier verweist die ÖH-Spitze auf eine gegenüber den Jahren davor deutlich höhere Wahlbeteiligung von 22,09 %. Sie sieht darin einen klaren Erfolg der studentischen Mitbestimmung.

Für die Durchführung der Wahl war zentral das Referat für wirtschaftliche Angelegenheiten der ÖH zuständig. Dieses befasste sich unter anderem mit der Neuaufstellung des elektronischen Wahladministrationssystems (eWAS).

Neben der Befassung mit Budgetfragen und mit dem Jahresabschluss habe das Referat für wirtschaftliche Angelegenheiten die weiteren ÖH-Referate bestmöglich bei der Durchführung ihrer Projekte unterstützt und sie in finanziellen Fragen begleitet, heißt es im Bericht.

Sozialberatung und Unterstützung für Studierende

Im Referat für Sozialpolitik boten Jurist:innen Studierenden allgemeine Sozialberatung zu allen Fragen rund um die Finanzierung des Studiums an, etwa zu Studien- und Familienbeihilfe, Krankenversicherung, Unterhalt und Waisenpension. Studierende im Erwerbsleben konnten Auskünfte zu Arbeitslosigkeit, Arbeitslosengeld, Notstandshilfe und Mindestsicherung, Bildungskarenz und Bildungsteilzeit oder Unfallversicherung, Förderungen und Stipendien sowie den ÖH-Serviceleistungen erhalten. Studierende mit Kind wurden zu Fragen wie Wochen- und Kinderbetreuungsgeld, Familienbeihilfe und Krankenversicherung für das Kind oder Kinderbetreuungseinrichtungen an den Hochschulen beraten. Das Referat für Sozialpolitik habe auch bei der Erstellung des Fragebogens der Studierendensozialerhebung 2025 mitgewirkt und seine Verbreitung aktiv unterstützt.

Die ÖH verfügt über einen eigenen Sozialfonds, der Studierenden einmal jährlich finanzielle Unterstützung gewähren kann. Sein maximales Jahresbudget betrug zuletzt 405.000 €. Die Ausschöpfung lag zum Berichtszeitpunkt bei 83 %, wobei die ÖH von einer 100%igen Ausschöpfung bis zum Ende des Budgetjahres ausgeht. Im Budgetjahr 2024/2025 habe sich die finanzielle Bedürftigkeit bestimmter Gruppen von Studierenden stark erhöht, hält der Bericht fest.

Beratung von Maturant:innen und von Studierenden an PH und FH

Die Studien- und Maturant:innenberatung der ÖH entfaltete laut dem Bericht eine umfangreiche Tätigkeit, wobei im Zeitraum von Juli 2024 bis Mai 2025 insgesamt 1.502 Beratungskontakte bei einschlägigen Veranstaltungen verzeichnet wurden. Die Veranstaltungen "Studieren probieren" verzeichneten laut den Angaben des Referats 2024/25 fast 10.000 Anmeldungen, wobei in den beiden Studiensemestern des Jahres jeweils mehr als 50 Hochschulen und über 300 Studienrichtungen bei den Veranstaltungen vertreten waren.

Zentrale Aufgabe des Referats für pädagogische Angelegenheiten war die bildungspolitische und juristische Beratung von Studierenden an Pädagogischen Hochschulen (PH) sowie der Hochschul- und Studienvertretungen. Als besondere Herausforderungen für Lehramtsstudierende nennt das Referat insbesondere das unzureichende Lehrveranstaltungsangebot sowie die uneinheitliche Anrechnung von Lehrveranstaltungen bei einem Studienwechsel.

Die Lehramtsreform bildete einen Schwerpunkt der Arbeit im Studienjahr 2024/25. Sie habe für viele Studierende eine Situation der Unsicherheit und Intransparenz erzeugt, stellt das Referat fest. Neben der individuellen Beratung habe man Themen, die in Anfragen gehäuft thematisiert wurden, an die zuständigen Stakeholder wie das BMBWF – nunmehr Bundesministerium für Bildung (BMB) – oder an die Rektor:innenkonferenz (RÖPH) herangetragen.

Das Referat für Fachhochschul-Angelegenheiten bearbeitete laut dem ÖH-Bericht zahlreiche Anfragen von Studierenden an Fachhochschulen (FH) zu Themen wie Antragstellung und Auszahlung des ÖH-Sozialfonds sowie zur ÖH-Wahl, insbesondere zu Wahlkarten. Neben den Beratungsleistungen habe das Referat im Frühjahr 2025 auch mit einer österreichweiten Umfrage zu Praktika begonnen, von der man sich insbesondere Erkenntnisse über Fragen der Vergütung und Arbeitsbedingungen erhoffe, teilt der Bericht mit.

Bildungspolitik und Öffentlichkeitsarbeit

Das Referat für Bildungspolitik der ÖH bietet juristische Beratung in studienrechtlichen Fragen und beantwortet Anfragen hinsichtlich Aktivitäten und Positionen der ÖH-Bundesvertretung zum Studienrecht. Weiters betreute das Referat lokale Hochschulvertretungen und unterstützte den Vorsitz bei Positionierungen und Stellungnahmen. Zudem wurden Fragen der hochschulischen Qualitätssicherung und des europäischen Hochschulraums behandelt. Gemeinsam mit dem Referat für Sozialpolitik wirkte das Referat an einem Hochschulprojekt zur Vereinbarkeit von Studium und Beschäftigung bzw. Betreuungspflichten mit.

Das Referat für Öffentlichkeitsarbeit der ÖH koordinierte unter anderem Bestellungen von ÖH-Materialien durch die Hochschulvertretungen, betreute die Website und Social-Media-Kanäle der ÖH und den monatlichen Newsletter "ÖH Update". Ein zentraler Aufgabenbereich des Referats für Öffentlichkeitsarbeit sei im vergangenen Studienjahr die Planung und Durchführung der Wahlkampagne zur ÖH-Wahl 2025 gewesen, führt der Bericht aus.

Das Referat für internationale Angelegenheiten der ÖH bot Beratungen zu Auslandsaufenthalten, Stipendien für Studieren im Ausland, Auslandspraktika und ähnlichen Angelegenheiten an. Das Referat nahm auch die Vertretung der ÖH in den Beratungen zum Europäischen Hochschulraum und dem Bologna-Prozess in der österreichischen nationalen Bologna Follow-Up Group wahr und vertrat Österreich in der European Students' Union, dem Dachverband nationaler Studierendenvertretungen in Europa. Im Studienjahr 2024/25 befasst das Referat sich laut dem ÖH-Bericht auch besonders stark mit den Problemen von geflüchteten Studierenden und von "Students at Risk", also Studierenden, die aufgrund ihres Einsatzes für die Menschenrechte in ihren Heimatländern mit Nachteilen rechnen müssen.

Das ÖH-Referat für ausländische Studierende habe sich im vergangenen Studienjahr mit der Rechtsberatung der ÖH für ausländische Studierende wieder als wichtige Anlaufstelle in rechtlichen Belangen bewährt, hält der Bericht fest. Belegt wird das mit konkreten Erfolgsgeschichten, in denen komplexe arbeitsrechtliche Fragen mit Unterstützung des Referats zugunsten von Studierenden gelöst werden konnten.

Unterstützung genderspezifischer Anliegen und Schritte gegen Ausgrenzung

Das Referat für feministische Politik widmete sich frauenspezifischen Anliegen im Studium, wozu insbesondere auch Fragen der Frauengesundheit gehörten. Hervorgehoben wird die Teilnahme an GenderSAFE, einem EU-geförderten Projekt, das Forschungs- und Hochschuleinrichtungen dabei unterstützen soll, umfassende Strategien zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt zu entwickeln.

Die Tätigkeit des Referats hatte auch zahlreiche Berührungspunkte zum Queer_Referat der ÖH. Das Referat war unter anderem in das Gremium des Fem-Queer-Fördertopfes eingebunden, der (queer-)feministische Abschlussarbeiten fördert. Auch im vergangenen Jahr sei es damit wieder möglich gewesen, viele Studierende, die ihre Abschlussarbeiten zu (queer-)feministischen Themen schreiben wollten, zu unterstützen, führt der ÖH-Bericht aus.

Für Maßnahmen gegen Diskriminierung von Studierenden mit Behinderungen im Studienbetrieb und für konkrete Inklusionsschritte trat das Referat für Barrierefreiheit ein.

Klimaschutzfragen und gesellschaftspolitische Themen

Zur regelmäßigen Tätigkeit des Referats für antifaschistische Gesellschaftspolitik und Menschenrechte gehörte neben der Beantwortung von Anfragen die Mitarbeit an der ÖH-Öffentlichkeitsarbeit sowie die Organisation von Veranstaltungen zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen.

Das Referat für Umwelt- und Klimapolitik entfaltete eine umfangreiche Tätigkeit zu Fragen des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit an den Universitäten und Hochschulen und darüber hinaus. Diskutiert wurden etwa Maßnahmen für klimaneutrale Hochschulen. (Schluss) sox

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