Parlamentskorrespondenz Nr. 739 vom 14.08.2025
Jahresbericht der Schienen-Control 2024 zeigt wieder deutliches Wachstum im Personenverkehr der Bahn
Wien (PK) – Der Jahresbericht der Schienen-Control GmbH für das Jahr 2024 dokumentiert aus Sicht von Verkehrsminister Peter Hanke erneut eine erfreuliche Entwicklung des Schienenpersonenverkehrs (III-203 d.B.). Mit einem weiteren Fahrgastwachstum und damit einem Allzeithoch an zurückgelegten Personenkilometern steht Österreich beim Bahnverkehr an der Spitze in Europa. Als wesentliche Faktoren dafür sieht der Verkehrsminister die kontinuierliche Ausweitung des Angebots sowie zahlreiche Verbesserungen im Nahverkehr. Für Hanke zeigt die Entwicklung, dass der Wettbewerb auf der Schiene funktioniert, wobei der Schienen-Control eine maßgebliche Rolle zukommt, wenn es darum geht, faire Bedingungen am Markt für alle Beteiligten sicherzustellen.
Österreichischer Eisenbahnmarkt 2024
Im Jahr 2024 setzte der Schienenpersonenverkehr laut der Schienen-Control seinen positiven Wachstumstrend fort. Insgesamt wurden 2024 rund 138,5 Mio. Personenzugkilometern zurückgelegt. Die Fahrgastzahlen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent auf 348,7 Mio. Die insgesamt zurückgelegten Personenkilometer beliefen sich auf 15 Milliarden. Die durchschnittliche Fahrweite pro Reisendem sank dabei aber leicht auf 42,9 km. Der Rückgang wird von der Schienen-Control vor allem auf überdurchschnittliche Zuwächse im Nahverkehr zurückgeführt. Gleichzeitig wird angemerkt, dass dieser Wert weiterhin im europäischen Spitzenfeld lag.
Die positive Fahrgastentwicklung 2024 sei maßgeblich durch Angebotsausweitungen, Taktverdichtungen und neue Verbindungen begünstigt worden, heißt es im Bericht. Hier wird vor allem auf die Inbetriebnahme des Kärntner Abschnitts der Koralmbahn sowie auf zusätzliche Angebote im Raum Wien verwiesen. Ausgebaut wurde auch der überregionalen Fernverkehr, etwa durch neue Verbindungen zwischen Linz und Graz, Wien und Villach sowie durch zusätzliche Nachtzugverbindungen und verlängerte Verbindungen der WESTbahn.
Schienengüterverkehr stagniert und steht vor wachsenden Herausforderungen
Im Schienengüterverkehr stagnierten die Leistungen bei den Zugkilometern. Lediglich bei den Netto- und Bruttotonnenkilometern seien leichte Zuwächse im niedrigen einstelligen Bereich erzielt worden. Nach einem deutlichen Rückgang im Jahr 2023 verzeichneten die beförderten Nettotonnen wieder einen leichten Anstieg. Marktführer blieb 2024 die Rail Cargo Austria mit einem Anteil von 57,3 % an den Nettotonnenkilometern, ein leichter Rückgang um 0,3 %.
Auf Rang zwei folgten private Bahnunternehmen wie Ecco-Rail, Lokomotion und CargoServ mit einem Gesamtanteil von 27,6 %. Ecco-Rail habe mit 5,56 % den höchsten Einzelanteil unter den nicht zum ÖBB-Konzern gehörenden Anbietern erzielt. Der Marktanteil der Mitbewerber zur Rail Cargo Austria nehme generell zu. Auf den Haupttransitachsen, also Westachse und Brenner, würden sie bereits den Schienengüterverkehr dominieren.
Einerseits belebe der wachsende Wettbewerb den Markt, andererseits habe aber die Leistungsfähigkeit des Güterverkehrs im mehrjährigen Vergleich nicht gesteigert werden können, merkt die Schienen-Control an. Neben der konjunkturellen Situation hätten sich hier etwa baustellenbedingte Streckensperren und eine mangelnde Betriebsqualität 2024 negativ ausgewirkt. Internationale Baustellen, vor allem in Deutschland, Baustellen auf der Tauernbahn sowie auf der Westachse infolge des Hochwassers im September 2024, hätten zu weitläufigen Umleitungen geführt.
Fast ein Drittel der gesamten Güterverkehrsleistung sei 2024 über kurzfristig bestellte Ad-hoc-Trassen erbracht worden. Bei den privaten Mitbewerbern der ÖBB seien es sogar über 40 % gewesen. Die Volatilität des Schienengüterverkehrs sowie dessen Bedarf an Trassen außerhalb des Jahresfahrplans würden zunehmen, merkt die Schienen-Control an. Hier zeige sich, dass der Schienengüterverkehr dringend adäquate Trassen und eine bessere Planbarkeit der Trassenführung, insbesondere im Zusammenhang mit Baustellen-Kommunikation, benötige. Auch bei Streckenneubauten müsse künftig mehr auf die Rolle des Güterverkehrs eingegangen werden, hält der Bericht fest.
Unterdessen 92 Eisenbahnunternehmen in Österreich tätig
Mit Ende 2024 waren laut dem Bericht in Österreich 92 Eisenbahnunternehmen tätig, fünf mehr als im Vorjahr. Neu hinzu gekommen seien im Güterverkehr das deutsche Unternehmen boxXpress und das österreichische Unternehmen Rail & Sea Traction. Im Bereich Dienstleistungen sei die dispo-Tf Rail Austria, im Personenverkehr die französische Firma Europe Express hinzugekommen. Als neues Unternehmen wird auch die "Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte" genannt, die Nostalgiefahrten durchführt.
Im Juli 2024 sei die Infrastruktursparte der Graz-Köflacher Bahn (GKB) in die ÖBB-Infrastruktur integriert worden, was einen Schritt zur Elektrifizierung der weststeirischen Regionalstrecken darstelle, hält die Schienen-Control fest. Die GKB sei damit formal zu einem reinen Eisenbahnverkehrsunternehmen geworden.
Als weitere Neuerung wird angeführt, dass die Steiermärkischen Landesbahnen im Oktober 2024 eine Sicherheitsbescheinigung für Überstellfahrten erhielten. Insgesamt waren damit im Berichtsjahr 68 Unternehmen berechtigt, das ÖBB-Netz zu nutzen. Vier der Unternehmen gehörten zum ÖBB-Konzern, neun standen mehrheitlich unter Kontrolle ausländischer Marktführer, 44 befanden sich in Privateigentum und elf weitere in öffentlicher Hand.
Erhebungen der Schienen-Control zur Marktentwicklung
Seit 2006 erhebt die Schienen-Control jährlich die subjektive Einschätzung der Eisenbahnunternehmen zu insgesamt 41 Faktoren, die Einfluss auf den Marktzugang und die Entwicklung von Neuverkehren haben, ist dem Bericht der Schienen-Control zu entnehmen. Während Österreich im europäischen Vergleich in vielen Bereichen des Schienenverkehrs weiterhin Spitzenwerte erreiche, würden die Herausforderungen für den Wettbewerb steigen.
Besonders hoch bewertet würden dabei der Netzzustand, die Schulungseinrichtungen sowie der Fahrplanqualität. Die Trassenvergabe, die insbesondere für den Güterverkehr entscheidend ist, werde derzeit noch als gut bewertet, das aber bei deutlich fallender Tendenz. Als größtes Hemmnis für Neuverkehre hätten die Unternehmen erneut die Konkurrenz durch andere Verkehrsträger, allen voran die Straße, angegeben. Schlecht bewertet worden seien auch Faktoren rund um technische Vorgaben und neue Technologien.
Das Jahr 2024 habe auch eine wichtige Novelle des Eisenbahngesetzes gebracht, merkt der Bericht an. Die neuen Regelungen würden Eisenbahninfrastrukturunternehmen verpflichten, für hoch ausgelastete Strecken ein Kapazitätsmodell zu erstellen und Trassenbegehren, die diesem Kapazitätsmodell entsprechen, vorrangig zu behandeln. Die Kriterien für die Erstellung des Kapazitätsmodells habe dabei das Verkehrsministerium in der Leitstrategie für den Ausbau und die effektive Nutzung der Eisenbahninfrastruktur festzulegen.
Verfahren der Schienen-Control Kommission 2024
Die Schienen-Control Kommission prüft bereits seit mehreren Jahren Entgeltfragen betreffend den Zugang zur Eisenbahninfrastruktur, Serviceeinrichtungen bzw. Serviceleistungen eines Eisenbahninfrastrukturunternehmens, das auch Betreiberin von Serviceeinrichtungen ist. Im Wesentlich ging es um die Frage, ob die Höhe der Kosten, auf denen die Entgelte basieren, dem gesetzlichen Kostenmaßstab entsprechen. Nachdem das Eisenbahninfrastrukturunternehmen seine Absicht zu Verhandlungen mit Fahrwegkapazitätsberechtigten über die Höhe der Entgelte bekundete, stellte die Behörde das Verfahren Ende 2024 ein.
Eine Übergangslösung wurde auch für die Übermittlung der Zug- und Wagendaten von Eisenbahnunternehmen im Güterverkehr gefunden, die künftig nur mehr über eine standardisierte Schnittstelle erfolgen soll. In der Frage von Verfahren zur Prüfung der Kosten, die unmittelbar aufgrund des Zugbetriebs anfallen, und zur Genehmigung von Aufschlägen zum Wegeentgelt, waren 2024 gerichtliche Entscheidungen noch ausständig, teilt die Schienen-Control mit.
Im Berichtsjahr habe sich die Schienen-Control Kommission weiters mit einschränkenden Bestimmungen des Infrastrukturbetreibers für Triebfahrzeug-Manipulationen und wagentechnische Behandlungen im Grenzbahnhof Spielfeld-Straß befasst. Die Schienen-Control Kommission habe die Bestimmungen für unwirksam erklärt. Der Infrastrukturbetreiber habe sich daraufhin an das Bundesverwaltungsgericht gewandt.
In einem Wettbewerbsüberwachungsverfahren habe die Schienen-Control Kommission das Vorgehen des Infrastrukturbetreibers während der Hochwasserkatastrophe Mitte September 2024 überprüft. Der Infrastrukturbetreiber habe hier der Kommission eine Begründung für die Priorisierung des Personen- gegenüber dem Güterverkehr geliefert. Eine Beschwerde eines Eisenbahnverkehrsunternehmen, das sich bei der Zuweisung von Zugtrassen während der hochwasserbedingten Einschränkungen benachteiligt gesehen habe, sei von dem Unternehmen unterdessen zurückgezogen worden.
Weitere Verfahren vor der Kommission umfassten laut dem Bericht etwa Beschwerden zum elektronischen Befehl, die Anmeldung neuer Verkehre, den Zugang zu einer Serviceeinrichtung, die Schienennetz-Nutzungsbedingungen eines Betreibers von Serviceeinrichtungen, die Preise für die Nutzung eines Containerterminals, den Fahrstrom sowie Regelungen betreffend Bearbeitungs- und Stornierungsentgelt.
Die Bescheide der Kommission zu den Tarifen des Eisenbahninfrastrukturbetreibers für das Jahr 2019 und 2020, die im Rahmen von Wettbewerbsüberwachungsverfahren erlassen worden seien, hätten nach der Zurückziehung von Einsprüchen unterdessen Rechtskraft erlangt, führt der Bericht aus. (Schluss) sox