Parlamentskorrespondenz Nr. 744 vom 22.08.2025

Tourismusbericht 2024: Neuer Höchstwert von 154,3 Mio. Nächtigungen

Wien (PK) – Der heimische Tourismus verzeichnete im Vorjahr einen neuen Höchstwert von 154,3 Mio. Nächtigungen und übertraf damit den Wert von 2023 um 2,1 % und das bisherige Rekordniveau des Vorkrisenjahres 2019 um 1,1 %. Die Ankünfte beliefen sich auf 46,7 Mio. (+3,3 %). Dies geht aus dem Bericht "Tourismus in Österreich 2024" (III-194 d.B.) hervor, der von Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer und Tourismus-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner vorgelegt wurde. Die touristische Wertschöpfung 2024 wird auf direkte und indirekte Effekte in der Höhe 30,3 Mrd. € geschätzt. Als zentrale Herausforderungen für die Tourismuswirtschaft nennt der Bericht den Fachkräftemangel und den Klimawandel. Zudem wird auf die Wichtigkeit eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Gästeinteressen und lokalen Bedürfnissen eingegangen.

Im Vorwort des Berichtes heißt es, dass "die Erträge und die Wertschöpfung" mit den Nächtigungssteigerungen "nicht mithalten" könnten. Denn die Teuerung belaste Betriebe und Gäste gleichermaßen, der Arbeits- und Fachkräftemangel verschärfe sich und "der Druck, gleichzeitig ökologisch zu handeln und wirtschaftlich zu bestehen" steige. Dem wolle die Bundesregierung mit gezielten Maßnahmen entgegenwirken.

Nachfrage aus dem Ausland legte stärker zu als Binnentourismus

Die Steigerung der Nächtigungszahlen 2024 ging sowohl auf höhere Nachfrage internationaler als auch heimischer Touristinnen und Touristen zurück. Die Nachfrage internationaler Touristinnen und Touristen (114,1 Mio. Nächtigungen) legte mit +2,5 % stärker zu als der Binnentourismus (40,3 Mio.) mit +0,9 %. Zurückzuführen sei dies laut Bericht auf eine kräftige Nachfrage im Sommer und anhaltende Erholung im Wintertourismus. Als wichtigste ausländische Herkunftsmärkte nennt der Bericht Deutschland und die Niederlande. Eine überproportionale Nächtigungsdynamik von durchschnittlich +3,9 % mit einem gemeinsamen Volumen von 10,2 Mio. Nächtigungen verzeichneten die fünf Länder Polen, Tschechische Republik, Slowakei, Slowenien und Ungarn.

Die Österreich Werbung (ÖW) positioniert Österreich laut Bericht als Ganzjahresdestination. Mit weltweit 19 Büros bearbeitet die ÖW 27 internationale Märkte. Das ÖW-Budget betrug im Jahr 2024 in Summe 53 Mio. €. Das Budget setzt sich zusammen aus Beiträgen der Republik Österreich, der Wirtschaftskammer Österreich sowie aus Leistungsbeiträgen aus der Tourismusbranche im Rahmen von Beteiligungen an konkreten Marketing-Aktivitäten.

Traditionelle Hotellerie verliert an Bedeutung

Das Beherbergungsangebot in Österreich wuchs im Tourismusjahr 2023/24 weiter an, sowohl hinsichtlich der Anzahl der Betriebe als auch der Bettenkapazität. Die stärksten Zuwächse verzeichneten Wien und das Burgenland. Der Trend zu gewerblichen Ferienwohnungen und Campingplätzen setzte sich fort, die traditionelle Hotellerie verlor laut Bericht weiter an Bedeutung.

Die Bettenauslastung war stabil, erreichte jedoch noch nicht das Vorkrisenniveau. Die längste Aufenthaltsdauer verzeichneten 2024 Gäste aus den Niederlanden mit durchschnittlich 4,9 Nächten, am kürzesten verweilten Fernreisende aus Asien und Amerika.

Herausforderungen: Fachkräftemangel, Klimawandel, Tourismusakzeptanz

Handlungsbedarf sieht der Bericht in puncto Fachkräftemangel. Um diesem entgegenzuwirken, brauche es attraktivere Arbeitsbedingungen – etwa durch den Ausbau von Ganzjahresarbeitsplätzen oder durch flexiblere Arbeitszeitmodelle. Zudem sollten vorhandene Arbeitskräftepotenziale besser genutzt werden. Dazu zählen laut Bericht beispielsweise Frauen in ländlichen Regionen, die oft durch mangelnde Kinderbetreuung eingeschränkt seien. Auch ältere Beschäftigte, deren Arbeitsplätze altersgerecht gestaltet werden müssten und Asylwerber:innen, die derzeit vom Arbeitsmarkt weitgehend ausgeschlossen sind, werden im Bericht als derzeit ungenutzte Potenziale genannt.

Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten im Tourismus lag im Jahresdurchschnitt 2024 mit 226.765 Personen auf dem höchsten Stand der letzten zehn Jahre. Im Jahresdurchschnitt waren 39.279 Personen (+3.203 Personen bzw. +8,9 %) aus dem Beherbergungs- und Gaststättenwesen arbeitslos gemeldet oder in AMS-Schulung. Die Nachfrage nach touristischen Dienstleistungen schwankt saisonal und ist regional unterschiedlich.

Ebenso stelle der Klimawandel den Tourismus vor "enorme Aufgaben", heißt es im Bericht. Denn besonders in tief gelegenen Skigebieten führe die abnehmende Schneesicherheit zu verkürzten Saisonen und steigenden Kosten. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssten daher schneeunabhängige Angebote für den Winter entwickelt und gleichzeitig die Potenziale der Sommer- und Nebensaisonen besser genutzt werden.

Langfristig müsse auch auf das Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung und jenen der Gäste geachtet werden – Stichwort Tourismusakzeptanz und Overtourism. Denn künftig könnten laut Bericht auch ländliche Destinationen unter Druck geraten – etwa durch den Trend zur "Coolcation", also der Suche nach kühleren Reisezielen im Sommer.

6 % empfinden Tourismusaufkommen als zu hoch

Eine Erhebung der Tourismusakzeptanz durch ein Pilotprojekt in den Jahren 2020 bis 2023 zeigte, dass die Bevölkerung dem Tourismus in Österreich grundsätzlich wohlwollend gegenüberstehe. Im Verlauf der Erhebungsjahre (2020 bis 2023) war eine leicht sinkende Tendenz erkennbar. Positiv im Tourismus sahen die Befragten wirtschaftliche Vorteile, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Stärkung der regionalen Wirtschaft. Als kritische Faktoren wurden Umweltbelastungen sowie steigende Lebenshaltungskosten durch den Tourismus genannt.

Ergebnisse aus dem Erhebungsjahr 2024 deckten sich laut Bericht inhaltlich im Wesentlichen mit jenen der vorangegangenen Jahre. 6 % der Befragten empfanden die Zahl der Touristinnen und Touristen in Österreich als zu hoch. Um "Balanced Tourism" zu stärken, startete das Tourismusministerium im März 2024 einen entsprechenden Fördercall. Von 21 fristgerecht eingereichten Projekten wurden 17 ausgewählt und mit rund 570.000 € aus Tourismusförderungsmitteln des Bundes unterstützt. (Schluss) bea

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