Parlamentskorrespondenz Nr. 823 vom 30.09.2025
Neu im Familienausschuss
Wien (PK) – Dem Familienausschuss wurden eine Reihe von Entschließungsanträgen der Opposition zugewiesen. Um Schwangerschaftsabbrüche im Rahmen der geltenden rechtlichen Bestimmungen so weit wie möglich zu vermeiden, sollten die betroffenen Frauen besser unterstützt werden, fordern etwa die Freiheitlichen. In Reaktion auf die medial bekannt gewordenen Vorwürfe gegenüber SOS-Kinderdörfern in Kärnten und Tirol setzen sich die Grünen für eine rasche und lückenlose Aufklärung der Vorfälle ein, um dann die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Außerdem wünschen sie sich die Einführung eines Qualitätssiegels für Coaching-Angebote, um verbindliche Standards, Transparenzkriterien und Schutzmaßnahmen für Konsumentinnen zu gewährleisten.
FPÖ: "Ja zum Leben" - Maßnahmen zur Förderung und Unterstützung schwangerer Frauen
Die Entscheidung über einen Schwangerschaftsabbruch stelle für jede Frau eine tiefgreifende und oft äußerst belastende Lebenssituation dar, geben die beiden FPÖ-Abgeordneten Ricarda Berger und Lisa Schuch-Gubik in einem Entschließungsantrag ihrer Fraktion zu bedenken (422/A(E)). Die Gesellschaft trage daher auch die Verantwortung, Frauen in diesen schwierigen Momenten nicht allein zu lassen. Einerseits müsse ihrer Ansicht nach ein gesellschaftliches Klima geschaffen werden, in dem Mutterschaft als wertvolle und unterstützenswerte Lebensperspektive sichtbar gemacht werde, andererseits sollten Schwangerschaftsabbrüche - im Rahmen der geltenden rechtlichen Bestimmungen -so weit wie möglich vermieden werden.
Dabei gehe es nicht um Verbote oder moralische Verurteilung, sondern um konkrete und hilfreiche Angebote, betonen die Antragstellerinnen. Im Konkreten plädieren sie für einen Ausbau des psychosozialen Beratungsangebots für Schwangere, insbesondere durch die Erweiterung der Kapazitäten von Beratungsstellen sowie die Schulung des Fachpersonals in Krisenintervention und Schwangerschaftskonfliktberatung. Ferner sollten die Rahmenbedingungen für Schwangere und vor allem für alleinerziehende Frauen u.a. durch die Erhöhung der finanziellen Leistungen verbessert werden. Auch die Einführung einer verpflichtenden Bedenkzeit von mindestens drei Kalendertagen zwischen der Anmeldung und Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs wäre aus Sicht der beiden FPÖ-Abgeordneten wichtig.
Grüne sehen dringenden Handlungsbedarf bezüglich Vorfälle im SOS Kinderdorf Moosburg
Nachdem die Zeitschrift Falter am 17. September 2025 ausführlich über schwerwiegende Vorwürfe gegen das SOS-Kinderdorf Moosburg in Kärnten berichtet hat, müssten nun rasch die entsprechenden Konsequenzen gezogen werden, fordern die Grünen (454/A(E)). Zwischen 2008 und 2020 sollen dort Kinder, die eigentlich Schutz, Geborgenheit und Fürsorge hätten erfahren müssen, wiederholt und über Jahre hinweg misshandelt, erniedrigt und ihrem Grundrecht auf Sicherheit beraubt worden sein. Es seien Fälle dokumentiert worden, in denen Kinder eingesperrt, vom Trinken abgehalten, geschlagen oder fixiert worden seien. Ein Pädagoge soll Nacktfotos von Kindern gespeichert haben. Selbst der damalige Dorfleiter soll nicht nur weggesehen, sondern selbst Gewalt angewendet haben, heißt es im Artikel. Besonders bitter sei, so Abgeordnete Barbara Neßler, dass viele dieser Vorfälle von Mitarbeiter:innen zwar dokumentiert wurden, aber folgenlos geblieben seien. Auch auf eine im Jahr 2021 erstellte unabhängige Studie, die das Ausmaß dieser systematischen Gewalt belege, sei nicht reagiert worden. Hinweise seien vertuscht und Betroffene lange allein gelassen worden. Zuletzt seien weitere Vorwürfe bekannt geworden, und zwar gegen das Kinderdorf Imst.
Gerade Kinder, die in Einrichtungen wie einem SOS-Kinderdorf aufwachsen, seien besonders verletzlich, führt Barbara Neßler (Grüne) ins Treffen. Sie hätten ein Recht darauf, dass Justiz und Behörden sie in höchstem Maße schützen. Die Grünen treten daher mit Nachdruck dafür ein, für die lückenlose Aufklärung des Falles Sorge zu tragen und sicherzustellen, dass nach der Aufarbeitung der Fälle, Gewalt an Kindern keinen Platz mehr in SOS-Kinderdörfern habe. Deshalb sollten Qualitätssicherungsmaßnahmen eingeführt und die Einhaltung der Gewaltpräventionskonzepte in der Praxis kontrolliert werden. Außerdem müsste zeitnah ein runder Tisch organisiert werden, um die strukturellen Probleme gemeinsam mit Stakeholdern und Expert:innen zu adressieren, wobei auch über eine Kompetenzverschiebung hin zur Bundesebene diskutiert werden sollte.
Grüne für Qualitätssiegel für Coaching-Angebote
Ein weiteres Anliegen der Grünen ist die Einführung eines Qualitätssiegels für Coaching-Angebote, das verbindliche Standards und Transparenzkriterien festlegen sollte (487/A(E)). Immer mehr Menschen seien auf der Suche nach Richtung und Sinn im Internet, gibt Barbara Neßler zu bedenken. Diese Inhalte seien zum Beispiel mit den Versprechen verbunden, finanziell erfolgreicher zu werden, die große Liebe oder auch die "verlorene Männlichkeit" wieder zu finden. Während seriöse Anbieter:innen einen wichtigen Beitrag zur persönlichen Entwicklung leisten könnten, gebe es aber auch viele bedenkliche Angebote, die etwa gesundheitsgefährdende Praktiken umfassen, Gewalt verharmlosen oder diskriminierende Inhalte transportieren würden. So habe die Bundesstelle für Sektenfragen schon mehrfach auf äußerst problematische Angebote und die damit verbundenen Risiken hingewiesen.
Um Bürgerinnen und Bürger wirksam vor finanzieller Ausbeutung und gesundheitsgefährdenden Inhalten zu schützen, sollte ein staatlich anerkanntes Qualitätssiegel mit klaren Standards eingeführt werden, schlagen die Grünen vor. Dieses müsste ihrer Meinung nach folgende Kriterien umfassen: ein nachweislich qualitäts-, personen- und serviceorientiertes Coaching-Angebot, eine seriöse und transparente Preisgestaltung, die Übereinstimmung von Werbeauftritt und tatsächlicher Leistung; die Verhinderung missbräuchlicher Vertragsbindungen (keine Kettenverträge, Möglichkeit zum Ausstieg bei längerfristigen Coachings) sowie der Ausschluss von Angeboten mit gewaltverherrlichendem, gesundheitsgefährdendem, frauenfeindlichem oder diskriminierendem Inhalt. Ein solches Qualitätssiegel würde einerseits Anbieter:innen, die seriös und professionell arbeiten, sichtbar stärken und ihnen Wettbewerbsvorteile sichern. Andererseits böte es Konsument:innen eine verlässliche Orientierungshilfe und ein wirksames Schutzinstrument vor Missbrauch und Gefährdungen im unübersichtlichen Coaching-Markt. (Schluss) sue