Parlamentskorrespondenz Nr. 830 vom 01.10.2025

Klimawandel: Umweltbundesamt drängt auf Maßnahmen zur Anpassung

Wien (PK) – Durch den Klimawandel sei ein weiterer Temperaturanstieg bis Mitte des 21. Jahrhunderts "unausweichlich", hält das Umweltbundesamt im 14. Umweltkontrollbericht (III-227 d.B.) fest. In Österreich sehe man aufgrund der geografischen Lage schon jetzt einen doppelt so hohen Temperaturanstieg wie im globalen Durchschnitt. Anpassungen an "nicht mehr vermeidbare Folgen" des Klimawandels seien daher ein Gebot der Stunde, um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten, verweist der Bericht auf die zuletzt 2024 aktualisierte Anpassungsstrategie von Bund und Ländern. Gleichzeitig brauche es verstärkt Maßnahmen zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen durch gesteigerte Energieeffizienz und dem Ausstieg aus fossiler Energie. Hier war Österreich laut Bericht zuletzt auf einem guten Weg: 2023 sanken die klimaschädlichen Emissionen um 13,7% bzw. 10,9 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent im Vergleich zu 1990. Grundlage für die nationalen Anstrengungen zum Klimaschutz bilden die EU-Klimagesetze sowie entsprechende Zielsetzungen der Vereinten Nationen.

Klimaschutz: Totschnig mahnt geeintes Vorgehen ein

Das Umweltbundesamt, das heuer seinen 40. Jahrestag feiert, analysiert im Umweltkontrollbericht alle drei Jahre, welchen Effekt Österreichs Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz haben. Auftraggeber der faktenbasierten Analysen ist das für diesen Bereich zuständige Ministerium. Norbert Totschnig, seit März 2025 Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft, betont im Bericht, die Verknüpfung der Zuständigkeiten in seinem Ressort ermögliche es, "zielgerichtet und abgestimmt" auf Herausforderungen und Chancen beim Klima- und Umweltschutz einzugehen.

Als Beispiel nennt Totschnig Maßnahmen bei Extremwetterereignissen. Aufgrund des Klimawandels nehmen Dürre und Starkregen sowie folglich Überschwemmungen an Häufigkeit zu, was nicht nur in der Landwirtschaft erhebliche Schäden verursacht. Neben "lokal wirksamen Schutzmaßnahmen" bekennt sich Totschnig zum Einsatz öffentlicher Mittel für eine CO2-Reduktion in Bereichen mit größter Wirkkraft. Gleichzeitig trachtet er nach breiter gesellschaftlicher Akzeptanz für Emissionseinsparungen.

Klimaneutralität als Ziel bis 2040

In ihrem Regierungsprogramm hat sich die Koalition aus ÖVP, SPÖ und NEOS dem Ziel der Klimaneutralität – also der Erreichung von Netto-Null-Emissionen – bis 2040 verschrieben. Erreicht werden soll dies zum einen durch eine Senkung des Energieverbrauchs und einen Ausbau erneuerbarer Energieträger, zum anderen durch natürliche Kohlenstoffsenken wie Wald, Moore und Dauergrünland bzw. durch technologische CO2-Abscheidung und -Speicherung. Diese Kohlenstoffspeicher sollen über 2040 hinaus den nicht vermeidbaren CO2-Ausstoß kompensieren. Im Jahr 2023 wurden in Österreich 68,7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent Treibhausgase emittiert, um 6,6 % weniger als 2022. Hauptemittenten waren die Sektoren Energie und Industrie (43,5 %), Verkehr (28,9 %), Landwirtschaft (12,2 %) sowie Gebäude (9,2 %). Der EU-Emissionshandel umfasste 35,5 % der Gesamtemissionen, wobei Energie und Industrie die größten Nutznießer waren.

Ohne erfolgreichen Klimaschutz werde die durchschnittliche Jahrestemperatur in Österreich bis 2100 im Vergleich zum Schnitt von 1971 bis 2000 um rund 4 °C steigen und sich auch dann nicht einbremsen, erklärt das Umweltbundesamt. Maßnahmen zur Schadensbegrenzung für sämtliche Wirtschaftssektoren und individuelle Haushalte seien in einem derartigen Szenario kaum noch möglich. Allein in der Landwirtschaft belief sich der Gesamtschaden nach Extremwetterereignissen zwischen 2021 und 2024 auf 900 Mio. €.

Energiewende und Mobilitätswende zentral für Klimaschutz

Zentrale Faktoren für eine nachhaltige Senkung der CO2-Emissionen sind laut Bericht erneuerbare Energieträger wie Photovoltaik, Windenergie, Wasserkraft, Biomasse und Biogas sowie Anstrengungen in allen Sektoren zur Steigerung der Energieeffizienz. Dies würde die Energiekosten reduzieren, was wiederum den Wirtschaftsstandort stärkt. Die Stromproduktions- und Netzinfrastruktur müsse folglich rasch ausgebaut und mit ausreichend Speicherkapazitäten versehen werden. Strom aus erneuerbaren Energien für den Straßenverkehr nennt der Bericht als wichtigen Beitrag zu einer energieeffizienten Mobilitätswende. 2023 lag der Sektor Verkehr an der Spitze der heimischen Energienachfrage: mit 329 Petajoule (PJ) um 58 % mehr als 1990. 2024 waren rund 48 % der Fahrzeuge im Land diesel- und 42 % benzinbetrieben, der Rest verteilte sich auf Erdgas-, Wasserstoff, Hybrid- und Elektrofahrzeuge. Zum steigenden Verkehrsaufkommen heißt es im Bericht, gesellschaftliche Folgekosten von jährlich knapp 21 Mrd. € durch Emissionen, Unfälle und Versiegelung müsse die Allgemeinheit tragen. Politische Maßnahmen wie die stärkere Ökologisierung der Normverbrauchsabgabe (NoVA), die CO2-Bepreisung oder der CO2-Aufschlag auf die Lkw-Maut im hochrangigen Straßennetz erachten die Autorinnen und Autoren daher als sinnvoll.

Sinkende Feinstaubbelastung setzt sich fort

Bei der Feinstaubbelastung der Luft setzt sich der positive Trend von 2019-2021 fort, umreißt das Umweltbundesamt den Rückgang an gesundheitsschädlichen Emissionen von Stickstoffoxiden aus Verkehr, Industrie und Kleinverbrauch sowie von Ammoniak aus der Landwirtschaft. Zurückgeführt wird dies auf technologische Verbesserungen in Fahrzeugen und wärmere Winter mit geringeren Heiztagen. Im Gebäudebereich haben thermische Sanierung und die Umstellung auf moderne Heizsysteme (z.B. Wärmepumpe, Fernwärme) zudem die Energieeffizienz gesteigert. Im Sektor Landwirtschaft soll die seit Jänner 2023 geltende Ammoniakreduktionsverordnung weitere Schadstoff-Emissionsreduktionen bis 2030 bringen. Die im Vergleich zu den EU-Vorgaben strengeren Richtwerte der WHO für Feinstaub (PM2,5), Ozon (O3) und Stickstoffdioxid (NO2) wurden in den letzten Jahren aber überschritten.

Bodenversiegelung erschwert Anpassung an Klimawandel

Bodenversiegelung erschwere die Anpassung an den Klimawandel, geht aus dem Bericht des Umweltbundesamts hervor. So stehe die Zersiedelung dem Aufbau effizienter Energiesysteme und einer nachhaltigen Mobilitätswende entgegen. Die Regierung will den Flächenverbrauch auf 2,5 ha pro Tag begrenzen. Damit soll auch dem Rückgang an Biodiversität Einhalt geboten und Boden im Sinne der Ernährungssicherheit geschützt werden. Laut Bericht hat sich der Trend von wachsender Flächeninanspruchnahme und Bodenversiegelung von 2013 bis 2020 verlangsamt. 2025 sollen Ergebnisse des jüngsten Bodenmonitorings zeigen, inwieweit sich diese Entwicklung fortsetzt. Länder und Gemeinden haben laut Bericht keine verbindlichen Ziele in ihren Plänen festgelegt.

Fortlaufende Arbeiten zum Erhalt der Wasserqualität

Der Klimawandel könnte laut Bericht auch dazu führen, dass Österreichs Grundwasser bis 2050 um 23% abnimmt. Gleichzeitig werde die Intensität der Nutzung anwachsen. Die wasserwirtschaftliche Planung der heimischen Anpassungsstrategie trägt daher den EU-Vorgaben gegen Schadstoffbelastung des Grundwassers Rechnung. Das Umweltbundesamt beschreibt entsprechende Überwachungs- und Maßnahmenprogramme zum Erhalt der heimischen Wasserressourcen. So werden derzeit gezielte Analysen des Mikroplastikgehalts im Trinkwasser ausgewertet. 2021 ergaben Untersuchungen an zentralen Wasserversorgungsanlagen eine großteils ausgezeichnete Trinkwasserqualität. Zum Erhalt dieses Niveaus erfolge angesichts steigender Temperaturen eine fortlaufende Sanierung der bestehenden Infrastruktur, so der Bericht.

Fortschritte bei Kreislaufwirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft, durch die der Ressourcenverbrauch eingedämmt wird, spielt eine zentrale Rolle beim Klimaschutz. Begrüßt werden vom Umweltbundesamt bereits ergriffene Maßnahmen in diesem Zusammenhang, etwa der ermäßigte Umsatzsteuersatz für Reparaturdienstleistungen und das Pfandsystem für Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff sowie Dosen. Allerdings liege man in Österreich trotz eines Rückgang des Abfallaufkommens beim Innlandmaterialverbrauch (16,3 Tonnen/Kopf im Jahr 2023) noch über dem EU-Schnitt, daher werden weitere Anstrengungen in der Recyclingwirtschaft empfohlen. (Schluss) rei