Parlamentskorrespondenz Nr. 916 vom 17.10.2025
Kunst- und Kulturbericht zeigt Höchststand der Kunst- und Kulturförderungen im Jahr 2024
Wien (PK) – Auch im Vorjahr habe der Bund wieder eine große Bandbreite an kreativem Schaffen gefördert, hält Kulturminister Andreas Babler in seinem Vorwort zum Kunst- und Kulturbericht 2024 (III-230 d.B.) fest. Die Ressortverantwortung oblag dabei noch seinem Vorgänger Werner Kogler und seiner Staatssekretärin Andrea Mayer. Babler merkt an, dass diese unter großzügigen budgetären Rahmenbedingungen über einen anderen Gestaltungsspielraum verfügt hätten, als er ihn gegenwärtig habe. Ungeachtet der großen Aufgabe der Budgetsanierung gelte es, den österreichischen Kulturstandort in seiner Vielfalt abzusichern. Das umfasse "die großen kulturellen Flaggschiffe genauso wie die bunte Vielfalt der heimischen freien Szene", betont der Kulturminister.
Kunst als wichtige Säule der Demokratie fördere Meinungsfreiheit, kritischen Diskurs und Reflexion und sei für eine offene und liberale Gesellschaft unerlässlich, führt Babler weiter aus. "Was wir in Kunst investieren, geht daher nie ins Leere, sondern ist per se sinnvoll angelegt", hält der Kulturminister fest. In Zeiten der Budgetsanierung müsse die Förderpolitik im Sinne der Nachhaltigkeit ausgerichtet werden, dabei aber einen niederschwelligen Zugang zu Kunst und Kultur gewährleisten. Aus der angespannten budgetären Situation ergebe sich jedoch die Notwendigkeit für eine noch stärker fokussierten Förderpolitik. Beispielsweise müsse bei der Filmförderung wieder stärker selektiv gearbeitet werden, um den Filmstandort Österreich nachhaltig abzusichern.
Kunst- und Kulturförderungen nach LIKUS-Kategorien
Die Budgetausgaben des Bundes für Kunst und Kultur stiegen 2024 im Vergleich zu 2023 nochmals deutlich an, um 62,616 Mio. €, bzw. von 569,87 Mio. € auf 632,49 Mio. €, was ein Zuwachs von 10,9 % war.
Um eine Vergleichbarkeit des Kunst- und Kulturbudgets für die einzelnen Bereiche über die Jahre hinweg zu gewährleisten, ordnet der Kunst- und Kulturbericht die Förderungen in die von der Statistik Austria und den Bundesländern verwendeten LIKUS-Systematik (Länderstatistik Kulturinitiative) ein. Der Kunst- und Kulturbericht 2024 weist einige signifikante Veränderungen in mehreren LIKUS-Kategorien aus. Laut dem Kulturressort erklären sich die Mehrausgaben im Wesentlichen aus der generellen Erhöhung des Kunst- und Kulturbudgets.
Nochmals deutlich angehoben wurden 2024 die Bundesmittel für Museen, Archive und Wissenschaft, auf 147.817.075,87 € gegenüber 135.008.405,91 € im Jahr davor. Die darstellende Kunst ist traditionell ein weiterer großer Förderbereich. Der Anstieg gegenüber dem Jahr 2023, das durch eine signifikante Erhöhung der Basisförderung für die Bundestheater gekennzeichnet war, war hingegen weniger markant. Insgesamt 223.422.359,20 € wurden hierfür aufgewendet (2023: 220.032.598,37 €). Deutlich erhöht wurden die Förderbudgets in den Bereichen Film, Kino, Medienkunst, auf 73.469.204 € gegenüber 47.964.485,55 € im Jahr davor. Auch das Budget für den internationalen Kulturaustausch, das bereits 2023 deutlich erhöht worden war, erfuhr nochmals eine Aufstockung. Von 9.558.859,68 stieg es im Jahr 2024 auf 19.011.072,27 €.
Einen weiteren Anstieg gab es auch im Bereich des baukulturellen Erbes und des Denkmalschutzes. Hier wurden 44.947.631,17 € vorgesehen, gegenüber 39.213.279,91 € im Jahr 2023. Einen leichten Rückgang gab es bei den Literaturförderungen mit 13.829.729,14 € (2023: 14.281.529,09 €). Das Bibliothekswesen wurde mit 34.882.778,26 € (2023: 32.357.784,48 €) aus Bundesmitteln unterstützt. Die bildende Kunst und die Fotografie erhielten 17.185.049,31 € (2023: 15.978.776,29 €). Kulturinitiativen wurden mit 10.207.688 € unterstützt (2023: 8.548.280 €).
Die generelle Budgeterhöhung des Jahres 2024 war auch an den Budgets für die Kategorien Musik mit 16.188.431,50 € (2023: 13.510.628,17 €), Heimat- und Brauchtumspflege mit 635.250 € (2023: 607.000 €), Presse mit 1.369.674 € (2023: 1.116.384 €) und Soziales mit 2.209.100,86 € (2023: 1.953.771,58 € ) ablesbar. Die Aufwendungen für Festspiele und Großveranstaltungen gingen 2024 etwas zurück, auf 27.315.023 € gegenüber 29.742.017 im Jahr 2023.
Die Kunst- und Kulturförderungen summierten sich damit auf 632.490.066,58 € (2023: 569.873.800,03 €).
Der Bericht führt auch die Anstrengungen an, die vom Kunst- und Kulturressort unternommen wurden, um die Förderungen treffsicherer, fairer und nachhaltiger zu gestalten. So wurden 2024 die Arbeiten an den kulturpolitischen Leitlinien des Bundes fortgesetzt. Auch waren wieder 10 Mio. € an Mitteln für Fair Pay im Kulturbetrieb budgetiert.
Genderbudgeting im Jahr 2024
Die Geschlechtergerechtigkeit bei der Verteilung der Kunstförderungsmittel ist seit vielen Jahren ein Thema der Kulturpolitik und Kunstförderung in Österreich, hält der Bericht fest. Seit 2007 werden jene finanziellen Transferleistungen, die direkt an einzelne Künstler:innen gehen, nach genderbezogenen Kriterien ausgewertet. Die Darstellung umfasst sowohl Stipendien und Projekte als auch Zahlungen für Kunstankäufe, Preise und Prämien. Zusätzlich werden die Beiräte und Jurys, die vom Ressort für die Fördervergabe beigezogen werden, geschlechtergerecht besetzt. In den 16 Beiräten und 50 Jurys, die für die einzelnen Fachabteilungen der Sektion für Kunst und Kultur tätig sind, waren 2024 insgesamt 87 Männer und 159 Frauen als Expert:innen tätig, ein Verhältnis von 35 % zu 65 %.
Während das Verhältnis Männer zu Frauen in den Förderprogrammen der einzelnen Fachabteilungen sowie nach Sparten variiere, ergebe sich über die gesamte Auswertung hinweg gerechnet ein relativ ausgewogenes Bild, ist dem Bericht zu entnehmen. So wurden im Jahr 2024 im Bereich der Kunst 1.519 Stipendien und Projektförderungen im Gesamtvolumen von 10.946.942 € vergeben. 700 Vorhaben von Künstlern wurden mit einer Summe von 4.904.615 € unterstützt, 819 Vorhaben von Künstlerinnen mit einer Summe von 6.042.327 €. Das Verhältnis Männer zu Frauen bezüglich der Finanzierungsanzahl und bezüglich der Finanzierungsbeträge betrage damit 46 % zu 54 %.
2024 wurden auch Kunstankäufe von 45 Künstler:innen (36 % Männer, 64 % Frauen) im Gesamtwert von 429.924,76 € getätigt. 35 % der Finanzierungssumme, 151.952,76 €, gingen an 16 Männer und 65 % bzw. 277.972 € an 29 Frauen. 2024 wurden zudem 115 Preise und Prämien für besondere künstlerische Leistungen verliehen. Vom Gesamtbetrag von 655.000 € gingen 265.000 € an 42 Künstler (37 %) und 390.000 € an 73 Künstlerinnen (63 %).
Im Jahr 2024 gab es damit insgesamt 1.679 Finanzierungen von Einzelpersonen mit einem Gesamtaufwand von 12.031.866,76 €. Davon gingen 758 Finanzierungen (45 %) an Männer, 921 Finanzierungen (55 %) an Frauen. In absoluten Zahlen gingen 5.321.568 € oder 44 % an Männer, und 6.710.299 €, bzw. 56 %, an Frauen. Pro Finanzierung wurden für Männer dabei durchschnittlich 7.021 €, für Frauen 7.286 € aufgewendet.
Auf Geschlechtergerechtigkeit wird auch im Bereich der Nachwuchsförderung und der Filmförderung durch das Österreichische Filminstitut (ÖFI) und bei der Besetzung von Beiräten und Jurys besonderer Wert gelegt. In der Nachwuchsförderung zeigt sich laut dem Bericht, dass der Anteil von Frauen in der jüngeren Generation der Künstlerschaft zunimmt. 39 der 96 Startstipendien gingen 2024 an Männer, 56 an Frauen, ein Verhältnis von 39 % zu 61 %.
Die Gremien des ÖFI seien annähernd paritätisch besetzt, merkt der Bericht an. In den einzelnen Förderbereichen zeige sich die Entwicklung als uneinheitlich. Gesunken sei etwa die Zahl der geförderten Projekte von Regisseurinnen (44,8 % der Mittel, 5,8 % weniger als im Vorjahr) und Drehbuchautorinnen (38,7 %, um 14,1 % weniger). Gestiegen sei aber der Anteil von Mitteln zur Förderung von Filmstarts von Regisseurinnen (41,4 %, ein Plus von 14,4%) bzw. gemischtgeschlechtlichen Teams (27,7 %, ein Anstieg um 26 % gegenüber 2023).
Bericht zu Geschlechtergerechtigkeit im Kunst- und Kulturbetrieb
Die Erhebung von geschlechtsspezifischen Daten und Zahlen spiele eine wichtige Rolle für die Erreichung von Geschlechtergerechtigkeit, heißt es im Bericht. Daher sei es von besonderer Bedeutung, dass der 2023 in Auftrag gegebene Gender Report für den Bereich Kunst und Kultur im Oktober 2024 vorgelegt werden konnte. Betrachtet wurde die Verteilung der Geschlechter im institutionellen, professionellen und vom Bund bzw. den Bundesländern geförderten Kunst- und Kulturbereich aller Sparten im Zeitraum 2017 bis 2021.
Der Bericht bestätige, dass die Verteilung der Geschlechter im österreichischen Kunst- und Kultursektor nicht egalitär sei. So seien Frauen beispielsweise bei den bezahlten Beschäftigten und beim Publikum in der Mehrheit, Männer hingegen in der Führungsebene, besonders in den bestbezahlten Positionen, bei Aufsichtsorganen und im Bereich der Sichtbarkeit von Werken überrepräsentiert. Der Bericht habe auch erhoben, dass der Gender Pay Gap im Kunst- und Kulturbereich größer ist als im Durchschnitt aller Wirtschaftssektoren. Der Report solle zukünftig alle fünf Jahre veröffentlicht werden, um evidenzbasierte Gleichbehandlungspolitik zu ermöglichen, kündigt der Bericht an. (Schluss) sox