Parlamentskorrespondenz Nr. 968 vom 27.10.2025

ORF konnte 2024 Marktanteile zurückgewinnen

Wien (PK) – Der ORF hat seinen Jahresbericht 2024 samt Transparenzbericht bereits im Frühjahr vorgestellt, nun liegt dieser auch den Abgeordneten vor. Der für Medien zuständige Vizekanzler Andreas Babler hat das insgesamt rund 300 Seiten starke Konvolut Ende September offiziell dem Nationalrat übermittelt (III-233 d.B.). Dem Bericht zufolge konnte das ORF-Fernsehen im vergangenen Jahr wieder Marktanteile zurückgewinnen, während die Radioflotte weiter an Hörerinnen und Hörern einbüßte. Insgesamt zieht das ORF-Management eine positive Bilanz, zumal mit dem TVthek-Nachfolger ORF ON und dem digitalen Kinderkanal ORF KIDS zwei neue "Benchmark-Produkte" gestartet werden konnten, die laut Bericht beim Publikum großen Anklang finden.

Man sei dem Ziel, ein "ORF für Alle" zu sein, trotz großer Herausforderungen – programmlich, wirtschaftlich und technologisch – wieder einen Schritt näher gekommen, heißt es im Bericht. Mit 91 % wöchentlicher Reichweite über alle Kanäle hinweg habe der ORF im vergangenen Jahr mehr Menschen denn je erreichen können und zähle "zu den erfolgreichsten Broadcastern in Europa". Wobei nicht nur auf die hohen Marktanteile des ORF-Fernsehens (gesamt 34,2 %) und des ORF-Hörfunks (gesamt 60 %), sondern auch auf einen neuen Rekord bei ORF-Video-Streams verwiesen wird. Durchschnittlich 14,5 Mio. Nettoviews und 84,4 Mio. Bruttoviews pro Monat und ein Gesamtnutzungsvolumen von 387 Millionen Minuten (live und on demand) wurden demnach im vergangenen Jahr verzeichnet. Dazu kommen 128 Millionen Visits pro Monat auf ORF.at und 710.000 tägliche Leserinnen und Leser im Teletext.

Marktanteil von 34,2 % für ORF-Fernsehflotte

Der gemeinsame Marktanteil von 34,2 % für die Sender ORF 1, ORF 2, ORF III und ORF Sport+ in der Bevölkerungsgruppe 12+ bedeutet ein Plus von 0,4 Prozentpunkten gegenüber 2023 (33,8 %). Dazu haben unter anderem das "Superwahljahr" 2024, diverse sportliche Höhepunkte und die Berichterstattung zum Hochwasser im Oktober beigetragen. Zudem wird in der Einleitung des Berichts auf neue Fiction wie "School of Champions" und "Biester", erfolgreiche Dauerbrenner wie die Landkrimis und die Sendung "Liebesg'schichten und Heiratssachen" sowie Showevents wie "100 Jahre Radio" verwiesen. Laut ORF waren die 34,2 % der höchste Jahresmarktanteil seit dem Jahr 2016, sieht man von den besonders starken Corona-Jahren 2021 und 2022 ab.

Zugelegt hat vor allem ORF 1, das seinen Marktanteil von 9,5 % im Jahr 2023 auf 10,1 % im Jahr 2024 erhöhen konnte. ORF 2 kam auf einen Marktanteil von 20,9 % (2023: 21 %), ORF III auf 2,7 % (2023: 2,8 %) und ORF Sport+ auf 0,5 % (2023: 0,4 %).

Hoher Anteil an europäischen Werken

Die besonderen Aufträge, die das ORF-Gesetz dem Sender vorgibt, hat der ORF laut Bericht allesamt erfüllt. Dazu gehört etwa die Verpflichtung, ein differenziertes Gesamtprogramm von Information, Kultur, Unterhaltung und Sport anzubieten und im Hauptabendprogramm in der Regel eine anspruchsvolle Sendung zur Wahl zu stellen. Dabei werden vom ORF nicht nur Informationsformate und Dokumentationen wie Report, Thema, Am Schauplatz Gericht, DOK1 oder Universum, sondern auch Unterhaltungssendungen wie Tatort oder SOKO Kitzbühel oder die heimische Fernsehserie "Biester" angeführt.

69,5 % der Sendezeit (2023: 66,9 %) entfielen auf Produktionen, die entweder einen inhaltlichen Österreich-Bezug hatten oder in Österreich produziert wurden, wobei der Anteil in der Primetime (18.00 Uhr bis 22.00 Uhr) mit 87,9 % noch höher lag. Auf ORF Sport+ hatten zwei Drittel des Programms "österreichischen Inhalt", wobei hier dem Bericht zufolge Sportereignisse im Ausland, an denen österreichische Sportlerinnen und Sportler teilnehmen, nicht mitgerechnet sind.

Der Anteil europäischer Filme und anderer europäischer Werke am Programm – abseits von Nachrichten, Sport, Spieleshows und ähnlichen Sendungen – in ORF 1 und ORF 2 wird im Bericht mit 80,9 % (2023: 75,8 %) angegeben, was deutlich über den Vorgaben der EU liegt. In ORF 2 betrug der Anteil demnach sogar 97,3 %. Insgesamt wurden in den beiden ORF-Hauptkanälen europäische Werke im Ausmaß von 11.638 Stunden ausgestrahlt (+629 Stunden gegenüber 2023), 55,8 % davon entfielen auf "neuere Werke" aus den vergangenen fünf Jahren.

3sat erzielte in Österreich laut Bericht einen durchschnittlichen Marktanteil von 1,5 %, was ein leichtes Plus von 0,1 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr bedeutet.

Streaming-Offensive

Besonders hervorgehoben wird im Bericht auch die "Streaming-Offensive", die der ORF 2024 infolge geänderter gesetzlicher Rahmenbedingungen starten konnte. Wurde die neue Streamingplattform ORF ON zunächst noch parallel zur alten ORF-TVthek betrieben, löste sie diese ab Mai 2024 endgültig ab. Viele Sendungen können nun ein halbes Jahr on demand abgerufen werden, Dokumentationen und Kinderprogramme zum Teil sogar zeitlich unbegrenzt. Zudem werden alle vier ORF-TV-Sender mittlerweile nahezu vollständig gestreamt, einige Sendungen sind bis zu 24 Stunden vor der regulären TV-Ausstrahlung verfügbar.

Neu ist außerdem das digitale Kinderangebot ORF KIDS, das, so der Bericht, – live und on demand – "eine sichere Content-Welt für Kinder" bietet und gewalt- und werbefrei ist. Junge Erwachsene will der ORF unter anderem mit einer speziellen "Zeit im Bild" auf Youtube und eigens produzierten "ZIB erklärt"-Videos erreichen.

Marktanteil von Ö3 ging weiter zurück

Weiter zurück ging der Marktanteil der ORF-Radioprogramme. Zwar konnte Ö3 2024 täglich immer noch rund 2,4 Millionen Österreicherinnen und Österreicher erreichen und blieb damit laut Bericht "klarer Reichweitensieger" am Radiomarkt, der Marktanteil sank aber von 28 % auf 25 %. Auch die neun Regionalradios büßten mit einem gemeinsamen Marktanteil von nunmehr 26 % drei Prozentpunkte ein. Ö1 (7 %) und FM4 (2 %) konnten sich hingegen stabil halten, wobei ihr Marktanteil in den jeweiligen Zielgruppen noch etwas höher ist. Ausdrücklich wird im Bericht auch darauf verwiesen, dass FM4 nach wie vor "der größte mediale Unterstützer der österreichischen Musik- und Veranstaltungsszene ist". Insgesamt lag der Marktanteil der ORF-Radioflotte bei 60 %.

Täglich 1,36 Millionen Besucherinnen und Besucher auf ORF.at

Neue Vorgaben gelten seit Anfang 2024 auch für das Online-Angebot des ORF. Die Websites news.ORF.at und sport.ORF.at wurden daher bereits Ende 2023 einem umfassenden Relaunch unterzogen und verfügen seither auch über umfangreiche Video- und Audioinhalte. Technische Vorkehrungen stellen laut Bericht sicher, dass dem vorgeschriebenen Verhältnis 30 % Textbeiträge zu 70 % audiovisuelle Beiträge zu jedem Zeitpunkt entsprochen wird.

Insgesamt wurden im Rahmen der Überblicksberichterstattung auf news.ORF.at 16.548 redaktionelle Textbeiträge veröffentlicht, mehr als die Hälfte davon entfiel auf die Kategorie Politik Ausland (50,4 %). Der Politik Inland sind 12,8 % der Beiträge zuzurechnen. Im Debattenforum (debatte.ORF.at) konnte der ORF 636.480 Postings (2023: 628.750) verzeichnen.

Die Monatsreichweite des ORF.at-Netzwerks wird im Bericht mit 66,7 % der österreichischen Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren angegeben. Knapp 5,3 Mio. Nutzerinnen und Nutzer haben demnach im Laufe eines Monats zumindest einmal eine der ORF.at-Websites oder –Apps aufgerufen. Zieht man nur die "Online-Bevölkerung" heran, entspricht das einer Monatsreichweite von 74,1 %. Die Zahl der täglichen Besucherinnen und Besucher lag bei 1,36 Millionen.

Der ORF-Teletext wird dem Bericht zufolge täglich von 9 % der Zuseherinnen und Zuseher ab 14 Jahren genutzt, digitale Ausspielwege miteingerechnet.

315,7 Mio. € Einnahmen aus kommerzieller Tätigkeit

Der Ergebnisbeitrag aus dem kommerziellen Geschäftsbereich wird im Bericht mit 315,7 Mio. € (2023: 335 Mio. €) angegeben, wobei aus klassischer Fernseh- und Radiowerbung 174 Mio. € (2023: 188,4 Mio. €), aus Sonderwerbeformen 38,3 Mio. €(2023: 37,3 Mio. €) und aus Onlinewerbung 24,2 Mio. € (2023: 22,1 Mio. €) – jeweils ohne Berücksichtigung des Aufwands – lukriert wurden. Koproduktionen und Lizenzen spülten insgesamt 16,1 Mio. € (2023: 16 Mio. €) in die Kasse, aus der Programmverwertung wurden 12,4 Mio. € (2023: 15,2 Mio. €) erlöst.

13,6 % der dem ORF zur Verfügung stehenden Budgetmittel entfielen laut Bericht auf die neun Landesdirektionen. Bezogen auf die Programmkosten (TV, Radio, Online) lag der Anteil der Landesdirektion bei 21,2 % (2023: 21,8 %).

Weiterer Ausbau barrierefreier Angebote

Weiter ausgebaut hat der ORF seine barrierefreien Angebote. Das sei nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern auch ein gesetzlicher Auftrag, heißt es dazu im Bericht. So waren 2024 bereits 88,4 % des Programms von ORF 1 und ORF 2 untertitelt (2023: 87,5 %). In der publikumsstarken Primetime von 19 bis 22 Uhr waren es sogar mehr als 90 %. In ORF III stieg die Untertitelungsquote von 57,7 % auf 68 %. Darüber hinaus wurden 715 Stunden (2023: 608 Stunden) in Gebärdensprache gedolmetscht. Für blinde und sehbehinderte Personen bot der ORF 3.120 Programmstunden mit Audiotranskription an (2023: 2.766 Stunden), wobei er laut Bericht bei der Auswahl der Sendungen ein besonderes Augenmerk auf Unterhaltungsshows und Live-Sport legt. Neu seit 2024 im Programm mit Audiodeskription ist die reichweitenstarke Sendereihe "Liebesg'schichten und Heiratssachen".

Für Menschen mit Lernbehinderung stehen unter anderem fünfminütige Nachrichten auf ORF III (Montag bis Freitag jeweils um 19.25 Uhr), ein täglicher Nachrichtenüberblick in allen Regionalradios in einfacher Sprache und zahlreiche Meldungen in einfacher Sprache im ORF Teletext zur Verfügung. Gesamt betrachtet waren im Jahr 2024 55 % (2023: 52,2 %) des ORF-Fernsehprogramms – inklusive ORF III und ORF Sport+ – mit zumindest einem barrierefreien Merkmal versehen, wobei der Sport mit 9,3 % deutlich hinter den anderen Kategorien (Information, Unterhaltung, Bildung, Kunst und Kultur) liegt. Rechnet man das neue Online-Angebot ORF KIDS hinzu, steigt der Anteil des barrierefrei zugänglichen Angebots sogar auf 63 %.

Weitere Kapitel des Jahresberichts informieren unter anderem über Programmschwerpunkte im vergangenen Jahr, das ORF-Angebot für Volksgruppen, Aktionen wie Licht ins Dunkel und Nachbar in Not (Humanitarian Broadcasting), den Jugendschutz, Maßnahmen zur Qualitätssicherung und den technischen Versorgungsgrad.

Transparenzbericht: 116 Personen mit Jahresgehalt von mehr als 150.000 €

Im Mittelpunkt des dem ORF-Jahresbericht beigefügten Transparenzberichts 2024 stehen die Gehälter im ORF. Demnach haben 116 Personen – 88 Männer und 28 Frauen – im vergangenen Jahr ein Bruttojahresgehalt von mehr als 150.000 € bezogen. Das sind um 21 mehr als 2023, wobei Ex-Ö3-Moderator Robert Kratky (472.702 €), Hauptabteilungsleiter und Projektleiter Pius Strobl (451.710 €) sowie ORF-Generaldirektor Roland Weißmann (427.500 €) erneut die Liste der Spitzenverdiener und Spitzenverdienerinnen anführen. Daneben werden im Bericht weitere 68 Personen mit einem Jahresbruttogehalt von mehr als 170.000 € namentlich genannt. 614 ORF-Mitarbeiterinnen und ORF-Mitarbeiter verdienten weniger als 50.000 € pro Jahr, 937 Personen zwischen 50.000 € und 75.000 €. In die Einkommenskategorie 75.000 € bis 100.000 € fielen 1.064 Personen, in die Kategorie 100.000 € bis 150.000 € 700 Personen.

Dazu kommen bei einigen ORF-Mitarbeiterinnen und ORF-Mitarbeitern Nebeneinkünfte, die in 13 Fällen bei durchschnittlich mehr als 8.000 € und in weiteren 44 Fällen bei mehr als 4.000 € im Monat lagen. Von den namentlich genannten Personen stechen hier neben Robert Kratky (durchschnittliche Nebeneinkünfte von 1.750 € brutto pro Monat) die Moderatoren Andreas Knoll (9.800 €) und Armin Wolf (7.463 €) sowie Korrespondent Christian Wehrschütz (1.875 €) hervor.

Laufende Einsparungen

Im Vorwort zum Transparenzbericht kritisiert das ORF-Management die Reaktionen auf die erstmalige Veröffentlichung der Spitzengehälter im Jahr 2023. Die Debatte darüber sei emotional, undifferenziert und vielfach unsachlich geführt worden, wird bemängelt. Zudem verwahrt sich der ORF gegen persönliche Angriffe auf einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und "ein ressentimentgeladenes Negativ Campaigning", das das Ziel habe, "den ORF zu diskreditieren und dessen unabhängige Finanzierung in Frage zu stellen".

Hervorgehoben wird in diesem Zusammenhang, dass der ORF der größte Medienkonzern des Landes mit vier TV-Sendern, ein Dutzend Radiokanälen und neun Landesstudios sei und zahlreiche weitere Services wie ORF.at und ORF ON anbiete. Die meisten Führungskräfte hätten eine hohe Personal- und Budgetverantwortung. Zudem erfordere der multimediale Produktionsbetrieb vielfach hochqualifizierte und spezialisierte Tätigkeiten. Der ORF wirtschafte sparsam und gehe sorgsam mit den Beiträgen der Bevölkerung um, versichert das Management. So wird etwa auf aktuelle Einsparungen bis 2026 in der Höhe von 325 Mio. € verwiesen. Zusätzlich würden wegen der Nichtvalorisierung der ORF-Haushaltsabgabe bis 2029 weitere 220 Mio. € an Einnahmen wegfallen.

Bereits mehr als 40 Prozent der Belegschaft unterliegen laut Bericht dem aktuellen – niedrigeren – Kollektivvertrag aus dem Jahr 2024. Zuletzt seien außerdem die Vorgaben für Nebenbeschäftigungen verschärft worden.

572,2 Mio. € für Eigen-, Auftrags- und Koproduktionen

Was die nach den einzelnen Sendern aufgeschlüsselten Werbeeinnahmen betrifft, die von ORF 2 mit 75,91 Mio. € und Hitradio Ö3 mit 49,91 Mio. € angeführt werden, wird im Bericht festgehalten, dass der ORF mit seinen Reichweiten ein unersetzbarer starker Werbeträger für Werbekunden sei und Einschränkungen für die ORF-Werbung zum Abfließen österreichischer Werbemittel zu den internationalen Digitalkonzernen führen würden. Selbst hat der ORF um 9 Mio. € geworben, wobei es sich dabei vor allem um Tauschgeschäfte mit diversen Medienhäusern handelte.

Für Eigen- und Auftragsproduktionen hat der ORF 2023 laut Transparenzbericht 520,9 Mio. € aufgewendet. Davon betrafen 381 Mio. € das Fernsehen, 114,7 Mio. € den Hörfunk und 25,2 Mio. € den Online-Bereich. Dazu kommen 51,3 Mio. € für Koproduktionen. Zieht man die erzielten Lizenzerträge in der Höhe von 11,1 Mio. € ab, bleiben Programmkosten von insgesamt 561,1 Mio. €.

Die Summe der Beraterverträge wird im Transparenzbericht mit 4,4 Mio. € angegeben, wobei die Liste von Umweltzertifizierungen über Baugutachten bis hin zu Rechts- und Steuerberatung reicht. Dazu kommen Beraterverträge der ORF-Töchter im Ausmaß von 3,6 Mio. €. Für Werkverträge des ORF und der ORF-Töchter – z.B. für elektronische Reichweitenmessungen, Studien zum Nutzungsverhalten und den Bereich Produktion Auslandskorrespondenz – wurden 4,5 Mio. € aufgewendet, wobei hier nur Werkverträge über 50.000 € gelistet werden. Mit 18,92 Mio. € schlagen Beschaffungs-Rahmenverträge – z.B. für Beistellung von Spezialtechnik, Kamerateams, mobile Produktionsinfrastruktur, technische Leistungen in Korrespondentenbüros – zu Buche. (Schluss) gs