Parlamentskorrespondenz Nr. 1026 vom 17.11.2025

Arbeitsinspektorate: Mehr Strafanzeigen, weniger tödliche Arbeitsunfälle im vergangenen Jahr

Wien (PK) – Im Jahr 2024 hat es mehr als 78.000 Arbeitsunfälle in Österreich gegeben. Davon endeten 60 tödlich. 1.210 Strafanzeigen wurden von den Arbeitsinspektorinnen und Arbeitsinspektoren wegen Verletzung von Arbeitnehmerschutzbestimmungen erstattet. Das geht aus dem Bericht der Arbeitsinspektion 2023 und 2024 hervor, den Sozialministerin Korinna Schumann vor kurzem dem Nationalrat vorgelegt hat (III-252 d.B.). Damit war die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle erstmals seit dem Jahr 2020 wieder rückläufig. Auch die Zahl der anerkannten Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten ging zurück. Letzteres hat allerdings vor allem mit der Corona-Pandemie zu tun, waren doch 2023 noch mehr als die Hälfte der anerkannten Berufskrankheiten COVID-19-Infektionen.

56.423 Betriebskontrollen

Insgesamt hat die Arbeitsinspektion 2024 56.423 Kontrollen durchgeführt und damit deutlich mehr als in den vorangegangenen Jahren (2023: 52.253, 2022: 49.253). 40.918 dieser Kontrollen betrafen Arbeitsstätten, 15.505 auswärtige Arbeitsstellen und Baustellen. Dazu kommen 52.522 Beratungen und Vorbesprechungen von betrieblichen Projekten und 9.279 behördliche Verhandlungen.

Bei 47,5 % der Kontrollen wurden laut Bericht Gesetzesübertretungen festgestellt, wobei die meisten der 107.169 Übertretungen den technischen und arbeitshygienischen Arbeitsschutz betrafen. Vor allem bei der Arbeitsstätten-Gestaltung samt Fluchtwegen, Erster Hilfe und Brandschutz und bei Baustellen sowie bei Prüfpflichten und Präventivdiensten werden immer wieder Mängel festgestellt. Am unteren Ende der Liste finden sich die Bereiche Kinderarbeit und Fachkenntnisse, hier wurden nur sieben bzw. 89 Übertretungen beanstandet.

Die Zahl der Strafanzeigen 2024 wird im Bericht mit 1.210 angegeben. Das entspricht 2 % aller Kontrollen. Dazu kamen 27.057 schriftliche Aufforderungen. Die Höhe der beantragten Strafen umfasste 2,62 Mio. €. 1.035 Verwaltungsstrafverfahren wurden dem Bericht zufolge 2024 abgeschlossen und dabei Strafen im Ausmaß von 2,23 Mio. € verhängt.

Rückgang bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten

Bei den Arbeitsunfällen (ohne Wegunfälle) wurden im vergangenen Jahr mit 78.798 die Werte von 2023 (79.240) und 2022 (78.905) geringfügig unterschritten. Deutlicher ging die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle zurück: von 92 im Jahr 2022 und 67 im Jahr 2023 auf 60 im Jahr 2024. Auch bei den anerkannten Berufskrankheiten – 2024: 1.369, 2023: 2.807, 2022: 8.349 – gab es ein signifikantes Minus. In 65 Fällen (2023: 76) endete die Krankheit tödlich.

Ersichtlich ist aus dem Bericht auch, dass deutlich mehr Männer (57.798) als Frauen (21.218) von Arbeitsunfällen betroffen sind, wobei die Unfallquote bei Männern 307 und bei Frauen 144 beträgt. Bei der Verletzungsart führt der Kontakt mit scharfen, spitzen, harten oder rauen Gegenständen die Liste an. Dahinter folgt vertikales oder horizontales Aufprallen auf einen ortsfesten Gegenstand. An der Spitze der Berufskrankheiten liegt mit großem Abstand durch Lärm verursachte Schwerhörigkeit (770).

4.469 Übertretungen bei Lenkerkontrollen

Getrennt ausgewiesen werden im Bericht die Kontrollen von Lenkerinnen und Lenkern, für die das Verkehrs-Arbeitsinspektorat zuständig ist. 2024 wurden demnach in diesem Bereich 668 Kontrollen (2023: 828) durchgeführt und dabei 366.362 Arbeitstage (2023: 365.979) überprüft. Dabei wurden 4.469 Übertretungen verzeichnet, wobei 262 davon auf den Personenverkehr und 4.177 auf den Güterverkehr und 30 auf sonstige Fahrzeuge entfielen. Zu den häufigsten Beanstandungen gehörten zu kurze Ruhezeiten und fehlende Lenkpausen sowie Mängel bei Fahrtenbüchern bzw. Kontrollgeräten.

Kontrollen im Bundesdienst

Im Bundesdienst wurden dem Bericht zufolge 2024 528 Kontrollen (2023: 343) durchgeführt, die meisten in Polizeiinspektionen, Kasernen und Schulen. 3.828 Dienstunfälle (ohne Wegunfälle) gelangten den Arbeitsinspektoraten zur Kenntnis (2023: 4.028). Davon betrafen die meisten das Innenministerium und das Verteidigungsministerium, wobei in beiden Ressorts nach Erfahrungen der Arbeitsinspektion eine erhebliche Anzahl auf Sportunfälle (Verletzungen beim im Dienst ausgeübten Sport) zurückzuführen ist. Tödliche Dienstunfälle gab es 2024 – im Gegensatz zu 2023 – im Bundesdienst nicht, damals starben sowohl ein Angehöriger des Innenministeriums als auch einer des Verteidigungsministeriums in Ausübung ihres Dienstes.

Arbeitsschwerpunkte 2023 und 2024

Ein besonderer Fokus der Arbeitsinspektion wurde 2024 laut dem zuständigen Sektionschef Martin Gruber-Risak und Alexandra Marx, Gruppenleiterin des Zentral-Arbeitsinspektorats, auf Paket- und Lieferdienste gerichtet. Die dort tätigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer seien häufig besonderen physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt, etwa durch algorithmisch gesteuerte Arbeitsverfahren, Nacht- und Wochenarbeit, eine belastende Arbeitsumgebung, sowie das Heben und Tragen von Lasten, heben sie hervor. Ziel sei es gewesen, die Arbeitsbedingungen in diesen Bereichen nachhaltig zu verbessern. Ebenso gehörten das Bewachungsgewerbe, das sichere Arbeiten an Fleischwölfen und die Prävention von Gewalt am Arbeitsplatz zu den Schwerpunkten der vergangenen beiden Jahre. Fokustage und eine Beratungsoffensive gab es überdies zum Thema "Persönliche Schutzausrüstung". Auch an der EU-Kampagne "Sicher und gesund arbeiten in Zeiten der Digitalisierung" beteiligen sich die Arbeitsinspektorate. Heuer wurde unter anderem dem Arbeiten bei Hitze im Freien besonderes Augenmerk gewidmet.

Insgesamt hatten die Arbeitsinspektorate mit Stand 31. Dezember 2024 389 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (2023: 375), davon waren 308 (211 Männer und 97 Frauen) als Arbeitsinspektorinnen und Arbeitsinspektoren tätig. Dazu kommen 21 Beschäftigte im Verkehrs-Arbeitsinspektorat, 19 davon im Außendienst. Das Budget der Arbeitsinspektion verzeichnete ein deutliches Plus: 2024 standen 43,42 Mio. € (davon 38,16 Mio. € für den Personalaufwand) zur Verfügung. 2022 waren es lediglich 35,16 Mio. € gewesen.

Ministerin zieht positive Bilanz

Sozialministerin Schumann zieht insgesamt eine positive Bilanz. Der Tätigkeitsbericht zeige eindrucksvoll, welche bedeutende Rolle die Arbeitsinspektorinnen und Arbeitsinspektoren für die Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einnehmen, hält sie im Vorwort zum Bericht fest. "Arbeitsschutz wirkt", ist sie überzeugt. Erfreulich ist für Schumann auch, dass nur zwei Prozent aller Kontrollen eine Strafanzeige zur Folge hatten: Das spreche für eine hohe Bereitschaft der Betriebe in Österreich, Verantwortung für sichere und gesunde Arbeitsbedingungen zu übernehmen.

2024 gab es auch zwei Jubiläen zu feiern: Die Arbeitsinspektion feierte ihren bereits 140. Geburtstag und das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz wurde 30 Jahre alt. (Schluss) gs