Parlamentskorrespondenz Nr. 1115 vom 02.12.2025
E-Control: Wettbewerb kehrt langsam wieder auf Energiemärkte zurück
Wien (PK) – Das Jahr 2024 habe den Wettbewerb auf den Energiemärkten zumindest in Teilen zurückgebracht, ziehen die Vorstände der E-Control Wolfgang Urbantschitsch und Alfons Haber im Tätigkeitsbericht der Regulierungsbehörde für 2024 Bilanz (III-256 d.B.). Günstigere Preise für die Haushalte, eine größere Auswahl an Angeboten zum Vergleichen sowie ein wieder hohes Einsparpotenzial beim Lieferantenwechsel hätten die Wettbewerbssituation geprägt. Eines der wichtigsten Themen im Jahr 2024 sei aber weiterhin die Gewährleistung der sicheren Versorgung aller heimischen Kunden mit Strom und Gas gewesen.
Stromverbrauch steigt und Gasverbrauch sinkt
Der Stromverbrauch stieg 2024 um 2,7 % gegenüber 2023 an, blieb aber 2 % unter 2022. Ausschlaggebend für diese Steigerung sei insbesondere das Kleinkundensegment gewesen, ist dem Bericht zu entnehmen. Während der Verbrauch ohne Photovoltaik-Eigenverbrauch um nur 483 GWh stieg, wuchs dieser bei Berücksichtigung um 1670 GWh. Der Gasverbrauch hingegen ging deutlich zurück und betrug 2024 etwa 75 TWh. Der Gasverbrauch lag in den ersten drei Quartalen 2024 noch um 29,2 % unter dem Schnitt der Referenzjahre 2017–2021. Insbesondere die milden Monate Februar bis April hatten den Verbrauch stark gesenkt. Die im Jahr 2022 ergriffenen Maßnahmen zur Speicherbefüllung wirkten auch 2024 fort. So betrug der Speicherstand per 1. Oktober 2024 94,6 %. Für den Verbrauchsrückgang spiele auch die zunehmende Dekarbonisierung und der Umstieg auf alternative Heizsysteme eine Rolle, wird im Bericht angeführt. Damit gehe die Anzahl der Zählpunkte leicht, aber stetig zurück. Dies erfordere eine Auseinandersetzung mit dem Thema Transformation der Verteilnetzinfrastruktur.
Die Folgen des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine führten zu strukturellen Veränderungen der europäischen Gasflüsse und rückten die Diversifizierung der Gasimportquellen stärker in den Fokus. So lag der Anteil russischer Gaslieferungen an den gesamten Erdgasimporten der EU-Mitgliedstaaten 2021 noch bei rund 41 % und ging bis 2024 auf rund 12 % zurück. Eine Diversifizierung der österreichischen Gasimporte wird laut Bericht hauptsächlich auf Importen von norwegischem Gas und auf LNG (Liquefied Natural Gas) -Importen beruhen.
Die Ausfalls- und Störungsstatistik zeige laut Bericht eine hohe Versorgungssicherheit für Strom und Gas. So lag die Nichtverfügbarkeit der Stromversorgung 2023 exklusive regional außergewöhnlicher Ereignisse bei 49,74 Minuten. Im Gasbereich gab es 2023 knapp 1,5 Minuten ungeplante Versorgungsunterbrechungen mit Ursache im Verteilernetz.
Preise für Haushalte erholen sich nur langsam
Die gemäßigten Strompreise ab Jahresbeginn gingen gegen Ende 2024 in einen deutlichen Preisanstieg über, wobei die Großhandelspreise im Schnitt trotzdem deutlich niedriger waren als im Vorjahr. Während im Day-ahead-Markt eine Bandstromlieferung in das österreichische Marktgebiet 2023 noch 102 €/MWh kostete, lagen die Kosten 2024 bei 81,5 €/MWh. Im Gasgroßhandel waren weiterhin die geopolitischen Entwicklungen maßgeblich, wobei ein deutlicher Preisrückgang gegenüber 2023 verzeichnet wurde.
Während die Strom- und Gaspreise auf den Großhandelsmärkten sich langsam erholten, befanden sich die Haushaltspreise für Strom noch bis Mitte 2023 und jene für Gas noch bis Jänner 2024 in einer Mehrkostenphase, d.h. neue Verträge waren teurer als Bestandsverträge.
Zukunft der Energieversorgung erfordert viele Anpassungen
Die Energiewende erfordere einen Umbau des Energiesystems, bei dem der Anteil erneuerbarer Energien gesteigert und die entsprechende Netzinfrastruktur geschaffen werden müsse, führen die Autorinnen und Autoren an. Diese Anpassungen würden sowohl die Strom- als auch die Gasnetze betreffen. So seien die Gasnetze punktuell zu verstärken und die künftige Nutzung zum Wasserstofftransport sei sicherzustellen. Gleichzeitig sei es aber auch notwendig, die Gasnetze in Hinblick auf die rückläufige Gasnachfrage zu redimensionieren und damit auch Kosten einzusparen. Der Ausstieg aus Erdgas führe dazu, dass sich die Kosten der Infrastruktur und Netzbetreiber auf immer weniger Kundinnen und Kunden aufteilen. Die zu deckenden Kosten ließen sich aber nicht allein durch Effizienzsteigerungen und Stilllegungen lösen.
Im Bereich der Stromnetze sei ein Ausbau notwendig, um für die erwarteten künftigen Mengensteigerungen vorbereitet zu sein. Derzeit sei diese Abgabemenge aber rückläufig. Einsparungen im Verbrauch, aber auch der Anstieg der Eigenerzeugung führten 2023 zu einem Verbrauchsrückgang von 5,6%. Die Abgabemengen würden nach Prognosen mittel- und langfristig signifikant ansteigen, sobald Industrie und Mobilität weitestgehend elektrifiziert sind. Bis dahin stehe jedoch ein gestiegenes Investitionsvolumen einer geringeren Abgabe gegenüber, was die Kosten pro Kilowattstunde in die Höhe treibe. So seien kostenseitig 2024 insgesamt Kosten von rund 2,5 Mrd. € über die Netzentgelte aufzubringen gewesen. 2025 soll dieser Betrag weiter auf rund 3 Mrd. € steigen.
Konsumentenschutz: Weniger Haushalte mit Grundversorgung und mehr Energieabschaltungen
Die E-Control möchte durch ein laufendes Monitoring der Entwicklungen zum Konsumentenschutz sicherstellen, dass eventuelle Handlungsfelder möglichst früh erkannt werden. Im Bereich der Grundversorgung war 2024 ein weiterer Rückgang zu verzeichnen. Zudem stiegen die Abschaltungen teils deutlich an. Dies war auf das Auslaufen der freiwilligen Abschaltverzichte der Versorger zurückzuführen. Zudem gab es weiterhin Haushalte, deren Energielieferverträge durch die Anbieter gekündigt wurden. Über die Beratungs- und Schlichtungsstelle der E-Control haben Konsumentinnen und Konsumenten die Möglichkeit, sich zu Fragen im Bereich Strom und Gas zu informieren und sich gegebenenfalls bei Beschwerden unterstützen zu lassen. Sowohl die Anfragen und Beschwerden als auch die Anträge auf Streitschlichtung seien 2024 zurückgegangen. Trotzdem befanden sich die Zahlen immer noch erheblich über dem Vorkrisenniveau. Seit 2011 können sich Verbraucherinnen und Verbraucher im Tarifkalkulator der E-Control über Strom- und Gasangebote informieren. 2024 wurde dieses Angebot etwa 875.000 Mal aufgerufen.
Energieeffizienz: Endenergieverbrauch sinkt
Seit 2023 ist die E-Control die Energieeffizienz-Monitoringstelle für das Bundes-Energieeffizienzgesetz. Zu den Aufgaben zählen die Überwachung des gesamtstaatlichen Endenergieverbrauchsziels, die Beobachtung des Fortschritts bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen, die Konkretisierung von Anforderungen in Form von Verordnungen sowie die Überwachung der Einhaltung von Verpflichtungen. Das Gesetz legt ein nationales Endenergieverbrauchsziel in der Höhe von 920 PJ im Jahr 2030, ausgehend von einem Endenergieverbrauch von 1.136 PJ im Jahr 2021, fest. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ein linearer Zielpfad einzuhalten. Bis zum Jahr 2023 sank der Endenergieverbrauch deutlich, auf 1.022 PJ, und liegt damit um 65 PJ unter dem linearen Zielpfad. (Schluss) pst