Bundesrat Stenographisches Protokoll 685. Sitzung / Seite 69

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Vizepräsident Jürgen Weiss: Als Nächster erteile ich Frau Bundesrätin Fösleitner das Wort. – Bitte.

12.45

Bundesrätin Germana Fösleitner (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Schennach! Bei Ihrer Rede ist mir eines aufgefallen: Theorie und Praxis sind zwei sehr verschiedene Dinge, und ich denke, dass alle diejenigen, die praktisch mit der Waldwirtschaft zu tun haben, in dieser Novelle einen Meilenstein für die zukünftige Entwicklung der Forstwirtschaft sehen.

Herrn Kollegen Boden darf ich ein praktisches, positives Beispiel aus meinem Bundesland bringen. Wir haben in Oberösterreich – und das hat der Herr Bundesminister schon angesprochen – in guter Zusammenarbeit zwischen den Bundesforsten, den privaten Grundeigentümern, den Gemeinden, den Sportbegeisterten, den Mountainbikern und den Regionalvertretern Mountainbike-Strecken geschaffen, die zur besten Zufriedenheit der Mountainbiker funktionieren, ihren Wünschen entsprechen und auch sehr gut angenommen werden. Ich sehe also wirklich keinen Bedarf, alle Forststraßen für diesen Zweck offen zu halten.

Österreich wird zu Recht als attraktives Waldland, als Land mit einem großen Holzreichtum bezeichnet. Mit 47 Prozent Flächenanteil ist der Wald ein prägendes Element der österreichischen Kulturlandschaft und hat auch große Bedeutung für die ökologische Qualität unseres Landes. Mehr als 80 Prozent des österreichischen Waldes sind in privaten Händen und werden zu einem überwiegenden Teil in kleinen Betriebseinheiten von Bauern bewirtschaftet.

213 000 Betriebe bearbeiten eine forstlich genutzte Fläche von 3,92 Millionen Hektar, 2,1 Millionen Hektar davon in Form von Kleinwald. Und diese bäuerlichen Betriebe beziehen ihr Einkommen zum Teil oder ganz aus den Erträgnissen des Waldes. Für diese Betriebe ist der Wald natürlich von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung.

Ich darf darauf hinweisen, dass am 6. März 2002 im Rahmen des Österreichischen Waldbauerntages in St. Pölten die Staatspreise für beispielhafte Waldwirtschaft vergeben wurden. Die Preisträger in den verschiedensten Kategorien beweisen eindrucksvoll, wie vorbildlich Österreichs Wälder bewirtschaftet und welch innovativen Leistungen gerade auch von den kleinen Forstbetrieben erbracht werden. Dabei geht es zum Beispiel um erfolgreiche Waldwirtschaftsgemeinschaften, Schmuckreisiggewinnung, Qualitätsholzerzeugung, Leitbetriebe für Waldpädagogik, Bioenergieprojekte, Hackschnitzelgewinnung, Energieholzvermarktung, um nur einige der innovativen und ausgezeichneten Ideen zu nennen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Gerade in der Energieholzvermarktung, der Hackschnitzelgewinnung hat sich in den letzten Jahren sehr viel bewegt. Damit leisten die Waldbauern einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Luftreinheit und zur Erreichung des Kyoto-Zieles. Als Oberösterreicherin bin ich natürlich besonders stolz, dass 36 Prozent der österreichischen Hackschnitzelanlagen in unserem Bundesland stehen.

Mit dieser Novelle wird aber auch der multifunktionalen Aufgabe des Waldes bestens entsprochen. Sie bringt eine klare Absicherung der Nachhaltigkeit, wesentliche Verwaltungsvereinfachungen, und sie stärkt – das wurde heute schon mehrmals betont – die Eigenverantwortlichkeit der Waldbewirtschafter.

Jedes Jahr wachsen in Österreich 7 700 Hektar Wald zu. Zu dieser positiven Waldbilanz kommt noch – denn geschlägert werden ja nur zwei Drittel des Zuwachses –, dass viele, nicht mehr landwirtschaftlich genutzte Flächen, weil sie unwirtschaftlich sind oder weil sie eben auf Grund von Betriebsaufgaben nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden, vorwiegend und zunehmend aufgeforstet werden. Die Gefahr der Verwaldung nimmt damit drastisch zu.

In meinem Heimatbezirk haben wir Gemeinden – und ich glaube, dass das auch in anderen Bereichen so ist –, die eine Verwaldung von 70 bis 80 Prozent und mehr aufweisen, wo die Landschaft langsam, aber zunehmend in Gefahr ist, zuzuwachsen.


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