Bundesrat Stenographisches Protokoll 717. Sitzung / Seite 237

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Huber, der neue Chef der ÖBB, der die Bahn angeblich auf neue, schnellere Gleise bringen will, hat nichts anderes im Kopf als ein Bauunternehmen, das er innerhalb der ÖBB gründen will. Ist das die Zukunft der Eisenbahn, der ÖBB? Sagt man dann nicht mehr „Bahn wirkt“, sondern „Bahn baut“?

Ich glaube, das ist sicher nicht der richtige Weg. (Zwischenruf des Bundesrates Mag. Baier.) Oder hat das mit Verkehrspolitik etwas zu tun, Herr Baier? – Sicher nicht! Das ist auch sicher nicht im Sinne der jungen ÖVP – da hilft das ganze Kopfschütteln nichts!

Wir sind ein Verkehrsunternehmen und kein Bauunternehmen. (Bundesrat Dr. Kühnel: Aus welchem Jahrhundert sind Sie, Herr Kollege? – Bundesrat Kraml: Aus einem späteren als Sie! – Heiterkeit.) Ich darf hier am Rednerpult nicht ehrlich sein, Herr Kollege. Ich halte mich zurück.

Das neue Wasserstraßengesetz führt dazu, dass wiederum wertvolles Bundes­vermögen und auch Immobilienvermögen verschoben werden. Es droht also wieder der Abverkauf von Bundesvermögen, indem Schiffe, Grund und Boden einmal mehr an die Privatwirtschaft verkauft werden sollen. Oder gibt es sogar Interessen aus dem Ausland, weil man das zum Verkauf freigeben will? Grund und Boden sind es, meine Damen und Herren, was als Vermögen in die neu gegründete Gesellschaft übergeht und für Spekulationen freigegeben wird, Grund und Boden, welcher momentan sinn­vollerweise oft für kommunale Einrichtungen und auch für Tourismusprojekte genutzt wird. Was geschieht, wenn das ausgegliedert wird und, wie wir es gewohnt sind, nach kurzer Zeit verkauft wird?

Der Inhalt dieser Regierungsvorlage trägt sicher nicht dazu bei, den zu erwartenden stark ansteigenden Güterverkehr entlang der wichtigen Donauachse zu bewältigen. Eine Studie dazu, meine Damen und Herren: Transportierten LKW, Bahn und Schiff zusammen im Jahr 2000 am Donaukorridor noch 54 Millionen Tonnen, so werden es laut einer veröffentlichten Studie im Jahr 2015 rund 94 Millionen Tonnen sein. Der LKW-Verkehr verzeichnet dabei die größten Anteile und Zuwachsraten. Das bedeutet: Bei gleich bleibenden Rahmenbedingungen wird mehr als die Hälfte der Gütermenge auf der Straße geführt.

Herr Staatssekretär! Meine geschätzten Damen und Herren der Regierungsparteien! Die Zahlen in dieser Studie müssen eigentlich ein Umdenken in Ihrer Chaos-Ver­kehrspolitik bewirken. (Zwischenruf des Bundesrates Bieringer.) Ja, Herr Bieringer, so ist das, nicht nur an der Donau, sondern vielleicht auch in Salzburg.

Meine Damen und Herren! Diese schwarz-blaue Regierung betont in ihren Sonntags­reden immer – wahrscheinlich haben Sie das auch schon gemacht, Herr Bieringer, wenn Sie irgendwo eingeladen waren –, dass man weggehen soll von der Güter­beförderung auf der Straße hin zu Bahn und Schiff. Leider ist aber das Gegenteil Realität. Ihre Verkehrspolitik bringt die Güter nicht weg von der Straße, sondern hin zur Straße. Das gilt auch für dieses Wasserstraßengesetz. Es ist traurig, aber wahr. Daher wird unsere Fraktion dem nicht zustimmen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

12.30

 


Vizepräsident Mag. Georg Pehm: Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Kneifel. – Bitte, Herr Bundesrat. (Bundesrat Konecny: Jetzt erfahren wir wieder, wie es wirklich ist!)

 


12.31

Bundesrat Gottfried Kneifel (ÖVP, Oberösterreich): Herr Staatssekretär! Herr Präsi­dent! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Eines der Hauptziele dieser Bun-


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