Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 166. Sitzung / 156

Ich meine, wir müssen weiter dafür arbeiten, natürlich auch in der Argumentation, daß es zu einer Ausweitung des Karenzgeldanspruches auf alle Mütter und Väter, damit es zu einer Anhebung der Teilzeitbeihilfe für Selbständige und Bäuerinnen kommt. So wird dann das Karenzgeld in eine Familienleistung umgewandelt (Abg. Silhavy: Eben! Und genau das ist es nicht!), was einen nicht unwesentlichen Beitrag zu besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutet.

Ich meine also: Karenzgeld für alle ist gerecht, weil jeder Vater, weil jede Mutter und jedes Kind gleich viel wert ist. (Beifall bei der ÖVP.) Das ist auch aus den Mitteln des Familienlastenausgleichsfonds finanzierbar; damit werden die Arbeitskosten entlastet, und es wird das letztendlich auch weniger Bürokratie bedeuten.

Meine Damen und Herren! Das Karenzgeld für alle ist ein wichtiger Schritt für unsere Familien. (Abg. Mag. Wurm: Ein Schritt zurück!) Ich bin jedenfalls neugierig darauf, wann der Herr Bundeskanzler, der ja im Februar 1999 versprochen hat, ein Modell betreffend Karenzgeld "für alle, die es brauchen", vorzulegen, dies tatsächlich tun wird. – Ich bin überzeugt davon, daß Karenzgeld alle Väter, alle Mütter und alle Kinder brauchen. (Beifall bei der ÖVP.)

18.57

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Sophie Bauer. 6 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

18.57

Abgeordnete Sophie Bauer (SPÖ): Herr Präsident! Werte Bundesministerinnen! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Ich möchte zum Antrag 755/A, der eine Abänderung des Mutterschutzgesetzes vorsieht, nämlich die Behaltefrist nach der Karenz von vier auf 26 Wochen zu erhöhen, Stellung nehmen.

Aus meiner betrieblichen Erfahrung heraus möchte ich hier festhalten, daß die jetzige Regelung mit der vierwöchigen Behaltefrist nach einer Karenzzeit eine schlechte Lösung für die Frauen darstellt, und ich werde begründen, warum das so ist.

Der Arbeitgeber argumentiert damit, daß eine Frau nicht mehr so eingearbeitet wäre wie vorher, da sich in eineinhalb Jahren fast jeder Arbeitsplatz verändere – egal, ob maschinell oder vom Produkt her. (Abg. Gaugg: Überhaupt der am Fließband, der ändert sich rapide!) Ein weiteres Argument der Dienstgeber ist, die Frau werde vermehrt zu Hause sein, weil ja das Kind krank sein könnte und dann die Mutter zur Betreuung da sein müsse. – Es gäbe selbstverständlich noch viele weitere Beispiele dafür, mit welchen Argumenten dagegen aufgetreten wird.

Meine Damen und Herren! Durch die Karenz werden Frauen aber auch vom Arbeitgeber abqualifiziert und nach der vierwöchigen Behaltefrist gekündigt. Sie bekommen in diesen vier Wochen meist Arbeiten zugeteilt, die irgendwer, der noch gar keine Praxis hat, auch verrichten könnte. Bei einer Behaltefrist von 26 Wochen aber hätten die Frauen die Chance, zu beweisen, daß sie in keinster Weise an Qualifikation bei ihrer Tätigkeit am Arbeitsplatz verloren haben, aber auch, daß sie nicht des Kindes wegen ständig der Arbeit fernbleiben müssen.

Die Frauen brauchen ihren Arbeitsplatz, meine Damen und Herren – egal, ob als Alleinerzieherin oder als Mitverdienerin für die Familie. Sie brauchen die Arbeit aber auch, um Versicherungszeiten zu erwerben, um einen Pensionsanspruch zu erreichen.

Es wird immer wieder – das wurde heute schon mehrmals angesprochen, auch in den Medien wird darüber berichtet –, besonders von Frauen, gefordert, daß eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie gegeben sein muß, da dies einen ganz wichtigen Faktor darstellt.

Dann stört es mich schon, wenn Frau Abgeordnete Haller sagt, daß das ein finanzielles Problem ist. (Abg. Gaugg: Was sonst?) Wenn es aber, wie die Frau Bundesministerin jetzt gesagt hat, Karenzgeld für alle geben soll, dann muß aber in erster Linie ermöglicht werden, daß jene Frauen zum Überleben, aber auch für die Betreuung ihrer Kinder als Alleinerzieherin die Chance haben, am Arbeitsplatz verbleiben zu können. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Gaugg: Hätte Ihre Einkommenspolitik nicht versagt, dann hätten wir keine Probleme!)


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