Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 176. Sitzung / 53

Bio-Bauernhöfe. Dort gibt es eine artgerechtere Haltung von Tieren, dort haben die Tiere mehr Chancen – dort geht es vor allem auch den Schweinen gut – und es wird nicht so mit ihnen umgegangen, wie es in der EU im Durchschnitt üblich ist, etwa in den Niederlanden, wo es bei den Saumästereibetrieben Durchschnittsgrößen von über 4 000 Stück gibt, oder in Großbritannien, wo es Mäster gibt, die 5 750 Schweine in einem Stall haben! Das müssen Sie sich einmal vorstellen!

Angesichts dieser Tatsache möchte ich noch darauf hinweisen, daß die Massentierhaltung insgesamt auch ökologisch sehr, sehr bedenklich ist. Herr Minister! Sie kommen ja aus Oberösterreich, Sie kennen sich in der Landwirtschaft beileibe viel besser aus als manch anderer hier im Hohen Haus: Sie wissen selbst, daß etwa das Gülle-Problem, das gerade aus der Tiermast resultiert, in Oberösterreich teilweise totgeschwiegen wird. Der Herr Umweltanwalt weiß genau, daß jene Güllemenge, die es zu entsorgen gilt, nie aufgebracht werden kann, daß die gesamte Menge, also inklusive Senkgrubeninhalte gerade aus Mastbetrieben und auch aus Einzelhaltungen, nicht dazu angetan ist, auf die traditionelle Art und Weise – nämlich durch Aufbringen auf das Feld – bewältigt werden zu können. Auf der anderen Seite ist es nach wie vor sehr, sehr teuer, diese regulär über Kläranlagen zu entsorgen.

Durch diese falsche Form der Landwirtschaft wird aber – quasi mit einem Augenzwinkern – auch eine Belastung des Grundwassers, auch eine Belastung des Trinkwassers weiter vorangetrieben und weiterhin aufrechterhalten. Deshalb heißt es eben wie immer – ich glaube, das wird schon zehn oder fünfzehn Jahre lang in diesem Haus gepredigt, auch von seiten der ÖVP –: Der einzige Ausweg aus dieser Situation ist einfach die biologische Landwirtschaft, ist die artgerechte Tierhaltung. Das nützt den Konsumenten, das bringt den Bauern mehr, und vor allem profitiert davon die Umwelt! (Beifall bei den Grünen.)

11.31

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Horngacher. 4 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

11.31

Abgeordnete Katharina Horngacher (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Das vorliegende Futtermittelgesetz gibt uns nun die Gelegenheit, im Lichte der letzten Ereignisse in Belgien grundsätzlich darüber nachzudenken, wie es zu solchen Entwicklungen und Skandalen kommen konnte.

Meine Vorrednerin, Frau Abgeordnete Partik-Pablé, hat mit ihren philosophischen Betrachtungen absolut recht. Wir müssen uns schon fragen: In welche Richtung geht es überhaupt? – Die BSE-Krise sowie der belgische Skandal auf dem Lebensmittel- und dem Futtermittelsektor – die Beimischungen von verbotenen Futtermitteln – sind eklatante Fehlentwicklungen.

Auch die Hormonzugaben in Amerika bei Milch und Mast sowie auch die Gentechnik-Einsätze zur Steigerung der Produktion auf dem Acker und im Stall haben dasselbe Muster. Letztlich werden derart verantwortungslose Entgleisungen durch einen extremen Preis-Kosten-Druck provoziert. Ich denke dabei an unsere Schweinepreise, ich denke an unsere Geflügelpreise. (Abg. Aumayr: Politische Entscheidungen, Frau Kollegin!)

Es funktioniert eben nicht, wenn man einerseits immer aufwendiger hergestellte und qualitativ hochwertige, aber gleichzeitig andererseits immer billigere Produkte verlangt. Die Gesamtgesellschaft ist zwar der Nutznießer der billigen Produkte, aber auf Dauer gesehen können diese auch Schwierigkeiten machen.

Auch in den vor- und nachgelagerten Bereichen steigt der Kostendruck enorm. Ein Agrarsystem, das auf der einen Seite die Bauern wirtschaftlich in immer stärker industrialisierte Strukturen zwingt und auf der anderen Seite die Qualität nicht entsprechend belohnt, geht den falschen Weg. Der beste Garant gegen diese Auswüchse ist der bäuerliche Familienbetrieb. Diesen gilt es zu stärken, und gute Qualität muß auch ihren Preis haben dürfen! (Beifall bei der ÖVP.)


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