Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 8. Sitzung / Seite 225

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haben, daß künftig dem Kunstbericht eine Liste angeschlossen wird, aus der ersichtlich ist, wer angenommen und wer abgelehnt wurde. Dieser Antrag wurde dann nicht verhandelt. Jetzt gestehe ich, daß gar nicht mehr glaube, daß er wirklich vernünftig war. Ich habe mich nämlich von den Argumenten des Ministers und seiner Beamten überzeugen lassen, die sagen, daß es eigentlich mehr der Diskriminierung dienen würde, wenn sich ein Kunstschaffender, der öfter abgelehnt wird, jedesmal in irgendeiner Liste findet. Das kann dem Künstler selbst nicht angenehm sein kann. Und ich weiß auch nicht, ob es einen Sinn hat, wenn das anonymisiert wird.

Wir haben uns daher jetzt ein anderes System überlegt, das dem Kulturschaffenden nützen und ihn nicht diskriminieren soll. Wir werden dann einen entsprechenden Antrag einbringen: Ich bringe ihn nicht jetzt ein, denn ich will nicht, daß darüber abgestimmt, sondern daß darüber im Ausschuß verhandelt. Wir bringen ihn daher als einen selbständigen Antrag ein.

In diesem Antrag geht es darum, daß man dem Kunstbericht eine Liste anschließt, und zwar folgendermaßen: Es soll eine Art Drei-Kategorien-System für abgelehnte Förderungsanträge eingeführt werden, zum Beispiel: a) die finanziellen Mittel der Abteilung waren zum Zeitpunkt der Antragstellung schon aufgebraucht, b) die Abteilung ist nicht zuständig, c) der Förderungsantrag wurde aus Qualitätsgründen abgelehnt.

Einer solchen Liste könnte man sämtliche Ansuchen auf Förderung gegenüberstellen. So hat man einen Überblick darüber, was überhaupt an Förderungsbedürfnissen da ist, was abgelehnt wird und aus welchen strukturellen Gründen es abgelehnt wurde. Ich glaube, daß eine solche Lösung auch das ständige Argument: "Wir brauchen mehr Transparenz!" zu befriedigen in der Lage wäre.

Einen Punkt muß ich noch anführen: Herr Minister! Ich bin der Meinung, Sie messen der Kunstvermittlung einen zu geringen Stellenwert zu. Sie sind dafür verantwortlich. Sie verteilen die Gelder. (Zwischenruf des Bundesministers Dr. Scholten. ) Ich freue mich, wenn Sie mir recht geben damit.

Ich nehme an, daß Sie die Konsequenz daraus ziehen und sich dafür einsetzen werden, daß künftig gerade auf diesem Gebiet mehr Mittel freigemacht werden. Wenn ich mir das ansehe, dann stelle ich fest, daß zum Beispiel das Österreichische Kulturservice 27,7 Millionen Schilling bekommt. Vorhin habe ich vom Raimundtheater gesprochen; es bekommt auch 27 Millionen. (Bundesminister Dr. Scholten : Das Kulturservice betrifft nicht mein Ministerium, sondern das Unterrichtsministerium!) Das ändert nichts daran, daß das Kulturservice aber ein Instrumentarium der Kulturvermittlung ist. (Weiterer Zwischenruf des Bundesministers Dr. Scholten .) Das ist schon richtig, aber Sie müssen zugeben, daß diese Relation nicht im Lot ist und daß Sie die Verantwortung dafür tragen, daß wir die Instrumentarien stärken, die einen wichtigen Beitrag leisten für ein Klima in diesem Land, in dem Kunst überhaupt möglich gemacht wird. Darum geht es doch! Wir wissen alle, wovon wir reden, ich will mich jetzt gar nicht mehr darauf einlassen. Ich habe die Unterlagen gar nicht bei mir, die sich mit dem Kulturverständnis der Freiheitlichen auseinandersetzen, weil mir wirklich um zwei Uhr nacht die Zeit dazu zu schade ist.

Dieses Kulturservice könnte zum Beispiel einen wichtigen Beitrag zur Erstellung von Programmen für die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst und aktuellen Tendenzen der Jugendkultur und all das leisten. Daher glaube ich, daß vor allem der Kunstvermittlung auch in Ihrem Bereich ein höherer Stellenwert zugemessen werden sollte. In diesem Sinne bitte ich, daß Sie Ihr Kopfnicken auch in Taten umsetzen! – Danke. (Beifall beim Liberalen Forum.)

1.52

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zum Wort gelangt als nächste Frau Abgeordnete Dr. Petrovic. Ich erteile es ihr.

1.52

Abgeordnete Mag. Dr. Madeleine Petrovic (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Trotz der vorgerückten Stunde möchte ich einige Worte zum Kunstbericht sagen.


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