Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 82. Sitzung / Seite 233

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Dieses Gesetz wurde lange erwartet, in vielen Gremien erarbeitet und ist deshalb ausgezeichnet. – Zu den Ausführungen meines Vorredners möchte ich noch bemerken, daß wir Gesundheitsdebatten sehr oft zu besseren Tageszeiten führen und ich keine Absicht darin erblicke, daß die Debatte um diese Tageszeit stattfindet. – Eine Volksvertreterin muß versuchen, jede Auswirkung eines Gesetzes zu beachten, und ich möchte Ihnen deshalb erklären, was mir, die ich vom Gesundheitswesen unmittelbar betroffen bin, Sorgen bereitet.

Zu Beginn meiner Berufslaufbahn hatten zirka 50 bis 70 Prozent meiner Tätigkeit mit direkter Zuwendung zu den Patienten zu tun. Im Laufe der Jahre wurde dieser Prozentsatz immer geringer, obwohl heute die zu betreuenden Patienten wesentlich schwerer erkrankt sind und sich in wesentlich schlechteren Krankheitsstadien befinden als früher, denn früher konnten sie diese Stadien gar nicht erleben. Dieser Schlüssel findet auch auf das Personal Anwendung: Die Schwestern, die Pfleger und die Ärzte betreuen heute wesentlich schwerer erkrankte Patienten als früher, weshalb der Personalschlüssel nicht so gut ist, wie es von den Kollegen dargestellt wurde.

Bedingt durch Gesetze und Verordnungen hat mit den größeren Möglichkeiten der Medizin auch die Schreib- und Verwaltungsarbeit massiv zugenommen: Die natürlich äußerst wichtige Dokumentationspflicht wurde immer aufwendiger, und die Kommunikation mit den PatientInnen wie auch jene der Berufsgruppen untereinander leidet dadurch massiv. Bedingt durch Einsparungsmaßnahmen ist Personal nicht im nötigen und optimalen Ausmaß vorhanden. Bei einem großen internationalen Kongreß in der Vorwoche wurden Studien referiert, die besagen, daß bei Patienten in Infektionsbereichen, welche von Personaleinsparungen betroffen sind, die kostenintensiven nosokomialen Infektionen massiv zunehmen, was, abgesehen vom persönlichen Leid, wiederum zu einer massiven Verteuerung führt.

Dieses Gesetz regelt sowohl die Ausbildung als auch die Kompetenz in ausgezeichneter Weise. Gut ausbilden und fortbilden kann man jedoch nur dann, wenn genügend Pflegekräfte und MitarbeiterInnen vorhanden sind und nicht alle an einem Burn-Out-Syndrom leiden. Gerade die tragischen Ereignisse der letzten Tage zeigen, wie gefährlich der Druck ist, der auf dem Personal und allen im Gesundheitssystem Arbeitenden lastet. Konzentrationsübungen wie für Piloten sind gut, wir können allerdings nicht auf einen Autopiloten umschalten, sondern haben immer für die Kranken und für Verwaltungsarbeiten dazusein. Wir werden ständig gefordert. (Beifall bei der SPÖ.)

Während der Arbeitszeit ist die Kommunikation sowie auch die Erörterung von Problemen fast unmöglich, wird häufig aber auch als unnötige Zeitverschwendung und mangelnder Arbeitseinsatz gedeutet. Durch dieses Gesetz sollen derartige gravierende Fehler unmöglich gemacht werden, da zum Beispiel jede Pflegekraft von verantwortlichen, eigenberechtigten ÄrztInnen pro Patient und Medikament schriftlich dazu ermächtigt werden muß, Infusionen oder andere Tätigkeiten durchführen zu dürfen.

Auch bei klarer Regelung der Kompetenzen wie durch dieses Gesetz, darf es nicht zu einzelnen Säulen der Berufsgruppen kommen: Ein gemeinsames Netz muß unser Ziel sein, ein Netz, das PatientInnen wie Arbeitende verbindet, eines, das Miteinander und Geborgenheit bedeutet.

Leider schätzen viele die am Gesundheitssystem Teilnehmenden, ob aktiv oder passiv, nur als Kostenfaktor auf zwei Beinen ein. Im Gesundheitswesen muß man zwar Unkosten vermeiden, aber das Hauptziel Qualität und Humanität muß immer bestehen bleiben können. Dieses Gesetz ist ein probates Mittel, das Qualitätsziel zu erreichen. – Arbeiten wir doch daran, auch die Humanität zu gewährleisten! (Beifall bei der SPÖ.)

23.49

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Steibl. Ihre Redezeit beträgt kraft freiwilliger Beschränkung 5 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

23.49

Abgeordnete Ridi Steibl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Neben der Beschäftigung ist heute wie auch in Zukunft die Gesundheit das zentrale Thema. Die


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