Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 51

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Ich komme auf das Interview mit Peter Weibel zu sprechen und möchte auf drei Dinge eingehen. Weibel sagt:

"Drei Punkte wollte und will ich durchsetzen: Spitzenförderung, Akzeptanz der eingereichten Verträge ohne Etikettenschwindel und Förderung ungewöhnlicher Projekte."

Herr Staatssekretär, Peter Weibel gesteht sein Scheitern ein. Bitte geben Sie dazu Auskunft. Sie wissen, was gemeint ist: Etikettenschwindel bezieht sich auf höhere Angaben in den Ansuchen, als ernsthaft dahintersteht, um wenigstens die Hälfte – ist gleich das Tatsächliche – zu bekommen; weiters keine Möglichkeit, Spitzenprojekte und ungewöhnliche Projekte zu fördern.

Das zweite: Peter Weibel sagt, ein Teil des Scheiterns einer – ich sage das in graduellem Sinn – noch gerechteren, gemäßeren Kulturpolitik liegt darin, daß sich der gesamte Beirat aus Wienern zusammensetzt.

Der dritte Punkt – auch in der sommerlichen Kulturdebatte angesprochen –: "Nachdem der Beirat" – so Peter Weibel – "österreichintern gut funktioniert, sollten Kuratoren ihre Mittel vermehrt für den Kunstexport einsetzen." Wie hat Franz Morak gesagt? – Die Leistungsbilanz stimmt nicht. Wir sind Importeure.

Das kann nicht sein! Peter Weibel verweist darauf, daß wir auch – natürlich gilt das nicht für den Katalog und für das Berichtsjahr 1995 – schon aktives EU-Mitglied sind, und ich denke, daß im nächsten Kunstbericht viel darüber zu berichten sein wird, wo unsere Achse zu anderen Ländern ist, warum nur England und Frankreich Exporteure von Kunst in Europa sind. – Viele Fragen, hoffentlich einige Antworten.

Und noch einmal ein Hinweis auf die nächste Ausstellung des Kindermuseums ab 7. Oktober: "Schall und Rauch". – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

11.51

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Öllinger. – Bitte.

11.51

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nachdem Herr Kollege Schweitzer hier ans Rednerpult gekommen ist und den österreichischen Katalog der "Wiener Gruppe" präsentiert hat und ich jetzt erkennen kann, daß offensichtlich noch niemand von den freiheitlichen Mandataren diesen Katalog gelesen, man sich aber vorher schon entrüstet hat (Abg. Jung: Das war kein Versäumnis! – Abg. Scheibner: Ich habe ihn gelesen!)  offensichtlich hat ihn niemand gelesen, sonst würden Sie diesen Katalog nicht so eifrig studieren –, hätte ich auch noch eine Frage an den Kollegen Schweitzer (Abg. Scheibner: Hat er dir gefallen?) : Warst du eigentlich bei der Biennale, hast du dir das selbst angeschaut? (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das ist ja unwesentlich!) Hättest du dir die Biennale nämlich angeschaut, dann müßtest du nicht nur wegen des österreichischen Beitrags, sondern deinem Kunstverständnis nach offensichtlich wegen vieler Beiträge permanent in Ohnmacht gefallen sein. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Es geht nicht um die Biennale! Wir sind hier im österreichischen Parlament!)

Offensichtlich besteht von seiten der Freiheitlichen ja überhaupt kein Interesse daran, sich mit Kunst, mit moderner Kunst auseinanderzusetzen.

Um auf diese Debatte noch einmal einzugehen, Kollege Schweitzer: Ich habe mir die Biennale angeschaut, auch den österreichischen Pavillon, und ich kann dir sagen: Ich hätte auch etwas zu kritisieren an der österreichischen Darstellung bei der Biennale. (Abg. Haigermoser: In welche Richtung?) Ich hätte zu kritisieren, daß Österreich mit einem Beitrag präsent war, der eigentlich schon Geschichte ist (Abg. Haigermoser: Ja!) , Vergangenheit. Ich glaube, daß es Österreich eigentlich besser angestanden hätte, sich mit Künstlern zu präsentieren, die jetzt im Land – vielleicht von seiten der Freiheitlichen – verfemt werden. (Abg. Kiss: Das glaube ich auch!) Das wäre eine Möglichkeit gewesen. (Abg. Haigermoser: Mit wem zum Beispiel? – Abg. Dr. Partik-Pablé: Beispiele!)


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