Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 145

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darüber verbreiten darf, dass sein "traurigster Tag" seine "Abwahl als Landeshauptmann im 91’er Jahr" war, weil er "dies als tiefes Unrecht empfunden habe." (Abg. Dr. Petrovic: Unglaublich!)

Abgeordneter Pirker verbreitet sich ebenfalls auf zwei Seiten darüber – ich zitiere –: "Alles Gute, das uns über die Liberalisierung erzählt wird, sind Märchen – und nichts anderes!"

Und dann kommt es noch zum Mainstreaming, nämlich zu einem breiten Artikel mit dem bezeichnenden Titel: "Sex ist nicht genug!" Darin heißt es – ich zitiere –:

"Was macht mich glücklich? Um also beim Thema zu bleiben und es klar vorweg zu sagen: Sex ist es nicht. Wie der Umgang mit Genussmitteln aller Art ist die Sexualität ein Lebensbaustein, der viel Verantwortung und reifes Bewusstsein erfordert ..." Und mehrere Absätze weiter heißt es: "Einige erzählten uns sogar Dinge von ,mich kriegt keiner, nur der, den ich mal heiraten werde ...‘. Dies offen darzulegen, beeindruckte uns. Wie sehr überholt erscheint doch solch frommer Lebenswandel, einem mittelalterlichen Heldenepos ähnelnd, wenn du gerade aus Jahren des Arrangements offener Betten und tabuloser, aufgeklärter Sexualität ins nächste Jahrtausend stolperst?"

Weiters liest man – ich zitiere –: "Jungs, die sich trotz massivem Druck in der Lendengegend in die Wogen der Vernunft begeben und Verantwortung in Stilechtheit leben, scheinen clever. Sie genießen später weit intensivere Beziehungen, auch intensivere Sexualität."

Und zum Abschluss: "In unserem Kopf bewegen sich schlussendlich zwei Modelle gegensätzlicher Moral. Auf der einen Seite steht der nüchterne Junge, der täglich seine kalte Dusche nimmt und unentwegt Ausschau nach seiner Prinzessin hält. Auf der anderen Seite wackelt uns der absolute ,Stecher‘, meinetwegen der Zuchthengst der Schule, halblässig entgegen. Wer denn letztendlich die besseren Karten hat, wenn’s darum geht, irgendwann mal ... eine verbindliche, glückliche Partnerschaft einzugehen? Die Herz-Ass befindet sich beim holden Prinzen, der in seinem Edelmut die alte Schule des Herzenseroberers versteht und sein Mädchen glücklich machen wird. Und ... irgendwie hat mir dies alles schon mal meine Großmutter erzählt, wusste damals aber nicht, wie recht sie hat ..." – Zitatende.

Ist das die neue Zeit, die jetzt mit Ihnen anbricht: die neue Zeit, der neue Geist, den Sie uns mit Ihrer Regierung bescheren? Ich nehme an, dass Sie das Ganze nicht gelesen haben, als Sie das Vorwort verfasst haben. Ich nehme auch an, dass dieses Vorwort jemand anderer für Sie verfasst hat. Denn ich kenne Sie aus der Vergangenheit und glaube daher nicht, dass Sie diesen Unsinn der Landesschulräte von Oberösterreich und Kärnten offiziell dulden, durchsetzen, tolerieren oder was auch immer. Ich denke nicht, dass Sie hinter diesem Unsinn stehen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Dr. Martin Graf: Was hat das mit dem Hochschulbericht zu tun?)

20.35

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesministerin Gehrer. – Bitte, Frau Ministerin.

20.36

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Ich möchte diese Gelegenheit wahrnehmen, hier einige Sachen klarzustellen. Der Landesschulrat für Oberösterreich hat vollkommen korrekt gehandelt. Der Landesschulrat hat den Schulen mitgeteilt, dass parteipolitische Werbung und Agitation jeglicher Art verboten sind. Ich halte das für richtig. Das war die Aufgabe des Landesschulrates für Oberösterreich. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Lieber Herr Kollege Posch, Ihre Anregung, genauer zu schauen, wofür man ein Vorwort schreibt, nehme ich gerne auf. Es werden von mir sehr viele Vorworte zu sehr vielen Publikationen verlangt, und ich werde mir dieses Heft sehr genau anschauen.


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