Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 45. Sitzung / Seite 192

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Präsident Dr. Werner Fasslabend: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Wenitsch.

Ich erlaube mir anzumerken: Wenn die Taferln noch größer werden, wird man bald das Gesicht des Redners nicht mehr erkennen können. (Heiterkeit.) Das kann möglicherweise als Umgehung des Vermummungsverbotes aufgefasst werden, und das sollte es nicht sein.

Aber jetzt ist Herr Abgeordneter Wenitsch am Wort. – Bitte.

20.33

Abgeordneter Robert Wenitsch (Freiheitliche): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Pirklhuber, Herr Brix, die These, dass heute ein Privater seinen Wald oder seinen Betrieb im Allgemeinen schlechter bewirtschaftet als der Staat, habe ich überhaupt noch nie gehört. Ich kenne nämlich niemanden, der, wenn ihm etwas gehört, das nachhaltig ruinieren möchte. Im Gegenteil! Ich bin überzeugt davon, dass die österreichischen Waldbauern – ob das große Stifte sind, ob das große Grafen, Adelige, sind oder ob das der kleine Bauer ist – sich bemühen werden, ihren Wald so nachhaltig wie möglich zu bewirtschaften. Ich glaube, Sie wollen dadurch die Bevölkerung nur verunsichern. Es steht wirklich nicht dafür, auf dieses Thema näher einzugehen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, wir sind diesen Klassenkampf seit der letzten Regierungsbildung eigentlich schon gewohnt. Es wird hier Klassenkampf auf Kosten der österreichischen Bauern betrieben. Ich habe diesen Begriff heute wieder gehört: Großbauern. Kollege Brix, bitte, was ist ein Großbauer? Ich habe das schon einmal von diesem Rednerpult aus gesagt: Ist ein Großbauer einer über zwei Meter Größe, ist es einer unter zwei Meter? Oder wie groß muss man sein, dass man heute ein Großbauer ist? – Ich sage: Wir müssen dafür Sorge tragen, dass wir es den Bauern in Österreich überhaupt ermöglichen, in Zukunft auf ihren Höfen zu überleben und zu bestehen.

Herr Kollege Brix, es wird auch immer wieder eine Umverteilung gefordert. Ich frage Sie allen Ernstes, meine sehr geehrten Damen und Herren von der Sozialdemokratie: Was soll man in dieser Republik, nachdem Sie 30 Jahre den Finanzminister gestellt haben, noch verteilen? Was haben wir noch zu verteilen? Ich frage Sie allen Ernstes: Was können wir jetzt noch verteilen? Soll man die 2 500 Milliarden Schilling Schulden verteilen, die Sie der österreichischen Bevölkerung zugemutet haben? 2 500 Milliarden Schulden! Das sind über 300 000 S pro Kopf, meine sehr geehrten Damen und Herren, vom Säugling bis zur Urgroßmutter. Und das sollen wir verteilen? An wen sollen wir das verteilen, die 300 000 S? Das frage ich Sie allen Ernstes. (Abg. Edlinger: Herr Abgeordneter, wie setzen sich die zusammen, diese 2 500 Milliarden? Ich kenne diese Zahlen nicht! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ. – Präsident Dr. Fasslabend gibt das Glockenzeichen.)

Herr Ex-Finanzminister! Sie haben sehr großen Anteil daran, dass das Budget heute so schlecht ausschaut. Sie sind da nicht unschuldig. Auch betreffend Bank Burgenland sind Sie nicht ganz unschuldig. Das können Sie vielleicht Ihren roten Genossen erzählen, aber mir sicherlich nicht. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Edlinger: Sagen Sie, wie es sich zusammensetzt! Sie haben ja keine Ahnung!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich nehme nur den Zinsendienst dieser Republik her. Diese Republik muss im Jahr über 100 Milliarden Schilling an Zinsen für Ihre inflationäre Misswirtschaft der letzen 30 Jahre leisten. Über 100 Milliarden! Das sind 12 500 oder 13 000 S pro Kopf, natürlich auch wieder vom Säugling bis zur Urgroßmutter, die jeder Österreicher jährlich bezahlen muss, um Ihre Misswirtschaft der letzen 30 Jahre auszugleichen. Das ist ein Zumutung, meine Damen und Herren! Da könnten wir von Umverteilung sprechen, denn die größte Umverteilung seit 1945, die jemals in diesem Lande stattgefunden hat, hat die Sozialdemokratie zu verantworten.

Sie haben es geschafft, eine Umverteilung des Steuergeldes der fleißigen österreichischen Arbeitnehmer, Unternehmer, Beamten, mehr oder weniger aller Österreicher (Abg. Brix: Bauern!)  – selbstverständlich auch der Bauern! –, die in Österreich ihren Beitrag dazu leisten,


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite