Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 49. Sitzung / Seite 31

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Ich glaube, es waren nicht die Bequemen und die Angepassten, es waren auch nicht die Eifrigsten und Emsigen, die Schnellen und Glatten, die bloßen Geschäftemacher, die die Machthaber stören, sondern gerade dieser Gruppe von Menschen hat es bedurft, um in der Universität so etwas heranzubilden wie Kritikfähigkeit, Neugier, spannende Fragen und Verantwortung. (Abg. Dr. Martin Graf: Herr Kollege Grünewald, wir sind schon kritikfähig!)

Ich streite aber nicht ab, dass Universitäten, viele ihrer Lehrer und Studenten sich auch den Moden der Zeit unterworfen und ihre Karrieren diesen Moden angepasst haben. Das gefällt mir auch nicht. (Abg. Dr. Martin Graf: Wir sind für jede Kritik offen!) Ich glaube aber, Kollege Graf, und Sie werden mir ein bisschen beistehen, dass Universitäten immer noch Ort der Unruhe, des Zweifels und zugleich auch der Fragen sein sollten. Das halte ich für viel spannender, als sich einzig und allein zuzuspitzen in der Erzeugung immer schnellerer Schaltkreise oder Mikrochips. (Abg. Dr. Krüger: Aber das ist schon mehr eine Predigt als eine Rede!)  – Wenn Sie Predigten hören wollen, gehen Sie in die Kirche. Ich habe nicht vor, Sie zu bekehren.

Ich glaube, dass Ihr Ideal der sicheren Erkenntnis – ich weiß nicht, Kollege Krüger, wie sicher Sie sich sind – irgendwo auf schwachem Boden steht (Abg. Jung: Nichts Apodiktisches!)  – nein, das ist nicht apodiktisch! –, und daher schaut Ihr Wissen ein bisschen alt aus. Aber es kann sein, dass wir uns da treffen könnten; ich nehme mich da nicht aus.

Ich will damit eigentlich nur sagen, dass Fragen notwendig sind, notwendiger als billige, rasche und unsensible Antworten. (Beifall bei den Grünen.) Die entscheidende Frage – und da entferne ich mich jetzt vom Budget – ist aber nicht die Budgetdebatte in der Politik, sondern das sind die Menschen, und die fragen sich: Lohnt sich das Leben oder nicht? Das klingt jetzt wieder sehr nach Predigt, aber vielleicht denken Sie einmal eine Minute nach. Halten Sie einmal eine Minute still und fragen Sie sich, ob die Leute draußen Budgetkolonnen interessieren oder das, was wir mit Bildung und Forschung anstellen. (Abg. Dr. Krüger: Sie haben sich dem Schwarzbuch und den Mönchen sehr angenähert!) Dem Schwarzbuch angenähert? – Ja, okay.

Ich glaube, dass Politik und Universitäten Respekt vor diesen Fragen vermitteln sollten, und wenn Sie und wenn wir Verantwortung tragen müssen, müssen wir der Universität den Raum geben, die Zeit, die Weite geben und die Hast nehmen und vor billigen Lösungen warnen.

Und da sehe ich wenig Signale. Ich wünsche es mir aber, und ich bitte die Frau Ministerin und andere darum, da den Dialog aufzunehmen. Darüber lässt sich sprechen, darüber lässt sich streiten, und vielleicht lässt sich darüber auch einmal Konsens finden. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

10.40

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 10 Minuten. – Bitte.

10.40

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Das von meinem Vorredner Gesagte kann ich nicht alles unkommentiert lassen, vor allem nicht die Kloster-Metapher. Anlässlich dieser Bildungsdebatte ist mir eingefallen, dass es zur Kompetenz des Oberstufenschülers, der Oberstufenschülerin gehört, Textsorten identifizieren, Metaphern zuordnen zu können. Also: Die Kloster-Metapher in einem Werkstattbericht ist zulässig. Da würde sich Präsident Welzig, der auch gerne in klassischen Metaphern denkt und spricht, wahrscheinlich sehr freuen. Ich finde darin noch nichts Obszönes – abgesehen davon, dass ich mir gut vorstellen kann, in einem gemischten Kloster Äbtissin zu sein, mit klugen Studenten um der Wahrheit willen unterwegs zu sein. Das ist ein schönes Universitätsbild. Ich habe kein Problem damit, Herr Professor. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich habe mehr Probleme mit der anderen Metapher, die Sie verwendet haben, nämlich jener der "Mächtigen und Unterdrückten". Immer wieder sprechen Sie von den Mächtigen und Unterdrückten, von den Mächtigen, die den Unterdrückten das Denken verbieten würden. Das ist doch schon eine sehr verstaubte Metapher. Sie erinnert mich an einen längst überholten Kunstbegriff, wonach Kunst nur das ist, was weh tut, und Veranstaltungen umfasst, zu denen eigent


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