Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 72. Sitzung / Seite 173

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sichtlich alle gesund sind, sehr wohl. Ich habe kein Problem damit, dass ich ein bisschen langsamer die Treppe hinuntergehe. Würde man mich heute aber in eine Gemeinschaft inkludieren, in der das Leistungsziel ist, sportlich zu sein, schnell zu sein, flott zu sein, und wenn die auch noch so lieb, gut, nett und verständnisvoll zu mir wären, ich müsste Ihnen sagen: Ich würde trotzdem darunter leiden, an diesem Unterschied nämlich. Das gebe ich auch zu bedenken, meine Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Herr Dr. Antoni hat in einer seiner Presseaussendungen von einer Sackgasse gesprochen. Ich bitte Sie! Eine Erweiterung, eine Überführung dieses Schulversuchs in das Regelschulwesen kann doch keine Sackgasse sein! Im Gegenteil: Es ist ein weiterer Schritt hin zu dem, was Sie zwar anstreben, was aber im Moment – auch aus erziehungspolitischen Gründen – noch nicht möglich ist! Vielleicht kann das einmal kommen, vielleicht kann man auch wirklich in Schulversuchen neu testen, ob das möglich ist oder nicht. Es gibt allerdings einen Unterschied: Einfach zu sagen, man müsse sonderpädagogische Förderung in allen Schultypen zulassen, das geht mir denn doch um ein Vielfaches zu weit! (Beifall bei den Freiheitlichen und des Abg. Schwarzenberger. )

Herr Dr. Antoni, Sie haben in einer Ihrer Presseaussendungen ausgeführt, dass es Ihnen bei der Förderung mehr um soziale Integration als um Erreichung von Lehrplanzielen gehe. Natürlich, da stimme ich Ihnen absolut zu, dass soziale Integration sehr wichtig ist, sei es nun in der Schule oder im Leben. Zugleich damit plädieren Sie aber auch für eigene Lehrpläne und andere Inhalte. Dazu muss ich wieder sagen: Geht das nicht ein bisschen zu weit weg von sonderpädagogischer Förderung und eigentlich viel zu sehr hin zu einem Herausnehmen aus der Gemeinschaft? Was hat denn ein Jugendlicher davon, wenn er zwar in einer Klasse sitzt, aber trotzdem ganz anders unterrichtet wird und erst wieder nicht das Ziel erreichen kann, das von den anderen zu erreichen ist, um dazuzugehören? Ich meine, das tut mehr weh als alles andere.

Daher appelliere ich zum Abschluss nochmals an Sie: Bedenken Sie bitte, was Sie der Jugend, den Kindern antun, die sonderpädagogische Förderung brauchen und diese überlegtermaßen und wissenschaftlich fundiert in den Polytechnischen Lehrgängen bekommen, wenn Sie Ihre Stimme zu dieser Vorlage verweigern! – Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.46

Präsident Dr. Werner Fasslabend: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Heinisch-Hosek. – Bitte.

19.46

Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Ich denke, nur wer Integration nicht lebt und Integration nicht kennt, und viele Wortmeldungen ... (Abg. Ing. Westenthaler: Wie viele Gehälter beziehen Sie jetzt: zwei oder drei?) Schnee von gestern, Herr Abgeordneter, längst erledigt! Das können Sie sich sparen, alles nicht wahr!

Viele Wortmeldungen von Ihnen haben mir gezeigt: Nur wer Integration nicht kennt und nicht lebt, kann sich so äußern. Besonders betroffen gemacht haben mich die Ausführungen der Kollegin, die vor mir gesprochen hat. Abgeordnete Wochesländer hat in meiner Schule unterrichtet. Sie weiß es vielleicht nicht mehr, aber ich weiß es noch, und Sie müsste es eigentlich auch wissen, was gelebte Integration bedeutet. Aber leider hat sie auch das vergessen! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Haigermoser: Wie oft kassieren Sie jetzt wirklich ab, oder wissen Sie das nicht mehr? – Abg. Ing. Westenthaler: 180 000 S aufs Handerl!)

Des Weiteren macht mich betroffen, dass die Frau Bundesministerin auf die Ausführungen der Abgeordneten Haidlmayr, einer Betroffenen, leider überhaupt nicht eingegangen ist. (Anhaltende Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) Des Weiteren macht mich betroffen, Frau Kollegin Brinek, dass Ihr leistungsorientierter Begriff von Schule dermaßen einseitig ist, dass ich das überhaupt nicht mehr nachvollziehen kann. Ich bin Sonderschullehrerin, und ich weiß, was es heißt, mit solchen Kindern zu arbeiten. – Aber bitte! (Beifall bei der SPÖ.)


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