Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 102. Sitzung / Seite 110

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Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung wird aufgefordert, im Sinne des Art. 74 Abs 3 B-VG dem Herrn Bundespräsidenten mitzuteilen, dass sie wünscht ihres Amtes enthoben zu werden.

Begründung:

Bei den Nationalratswahlen vom 24. 11. 02 hat die österreichische Bevölkerung über die Zusammensetzung des Nationalrates entschieden. Dabei erhielt die FPÖ 18 Mandate. ÖVP und FPÖ zusammen verfügten über eine Mehrheit im Nationalrat. Die neuerliche Bildung einer schwarz-blauen  Bundesregierung kam zwar – nach den Ereignissen von Knittelfeld – für viele (insb auch ÖVP-WählerInnen) überraschend, an ihrer demokratischen Legitimation kann aber selbstverständlich nicht gezweifelt werden.

Hingegen hat sich ein „Bündnis für die Zukunft Österreichs“ 2002 nicht zur Wahl ge­stellt. MandatarInnen, die den FPÖ-Klub verlassen, um sich dem BZÖ anzuschliessen, „verdanken“ ihr Mandat dem Wahlergebnis der FPÖ vom November 2002.

Das Regierungsübereinkommen, das Grundlage der derzeitigen Bundesregierung ist, wurde zwischen ÖVP und FPÖ geschlossen. Diese beiden Parteien verfügen seit gestern über keine Mehrheit im Nationalrat. Die AntragstellerInnen fordern daher den Rücktritt der derzeitigen Bundesregierung, damit nach Abhaltung von Neuwahlen eine neue Regierung gebildet werden kann, die auch durch die Wahlentscheidung der ÖsterreicherInnen demokratisch legitimiert ist.

In formeller Hinsicht wird die dringliche Behandlung gemäß § 74a iVm § 93 Abs. 2 GOG verlangt.

*****

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Ich erteile Herrn Abgeordnetem Dr. Van der Bellen als Antragsteller zur Begründung des Dringlichen Antrages das Wort. Gemäß § 74a Abs. 5 der Geschäftsordnung darf die Redezeit 20 Minuten nicht über­schrei­ten. – Bitte. (Präsident Dr. Khol übernimmt wieder den Vorsitz.)

 


15.00.34

Abgeordneter Dr. Alexander Van der Bellen (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Leitmotiv meiner Rede, wenn man so will, nehme ich vorweg. Es ist: Die ÖVP macht sich lächerlich, wenn sie an ihren Beschwörungen einer stabilen und professionellen Partnerschaft mit der FPÖ oder einer neuen Gruppierung festhält. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Na geh!) Das ist absurd und lachhaft. Wir werden genug Gelegenheit haben, das zu belegen.

Meine Damen und Herren! Wir haben heute Dienstag, wenn ich nicht irre. Ich muss an den Freitag letzter Woche zurückdenken. (Zwischenruf des Abg. Dr. Mitterlehner.) Am Freitag letzter Woche versuchte ich klarzustellen, was aus der Sicht der ÖVP eine stabile, professionelle Partnerschaft ist, so wie es Herr Kollege Molterer nicht müde wird, uns zu erklären. (Abg. Mag. Molterer: Genau!)

Eine solche „professionelle Partnerschaft“ beinhaltet einen Partner, der sich erstens in der Regierungszusammenarbeit unterwirft und der sich zweitens bis zum Wahltag schleichend auflöst. (Abg. Dr. Stummvoll: Ist das die Rede von Freitag?) Drittens ist, solange der Nationalratsklub – unter Anführungszeichen – „hält“, das heißt die Mehr-


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