Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 132. Sitzung / Seite 57

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Eltern. Ein vernünftiges und konstruktives Miteinander geht über eine gemeinsame Sprache. Als Bürgermeister der Marktgemeinde St. Nikola an der Donau in Oberöster­reich weiß ich, wovon ich spreche.

Wir haben in unserer Gemeinde eine zweiklassige Volksschule, in der rund 40 Prozent der Schüler Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache sind. Für die Lehrkräfte bedeutet dies eine besondere Herausforderung und sehr viel Engagement. Neben dem Bedarf, mehrstufig in einer Klasse zu unterrichten, müssen sie auch zusätzlich dafür sorgen, dass die sprachliche Förderung nicht zu kurz kommt. Seit zwei Jahren haben die Leh­rer im Rahmen eines Schulversuches die Möglichkeit, diesen Bedarf an Sprachförde­rung ausschließlich mit den außerordentlichen Schülerinnen und Schülern im Ausmaß von 13 Wochenstunden zu decken. Lehrer, Schüler und Eltern stehen zu dieser Initia­tive. Aber auch die Integration dieser Familien in das Gemeindeleben war und ist durch diese sprachliche Förderung von großer Bedeutung.

Mit dem heutigen Beschluss des zweiten Schulrechtspaketes wird diese hervorragende Leistung der Lehrer auch finanziell und personell abgesichert. Vor allem für kleinere Schulen mit einer großen Zahl an zu fördernden Kindern ist dies ein wichtiger Schritt zu einer weiteren Qualitätsverbesserung und Individualisierung des Unterrichts.

Ich könnte jetzt auch noch Beispiele aus dem Kindergartenbereich und Vorschulbe­reich anführen, die zeigen, wie wichtig die sprachliche Frühförderung ist. Ich begrüße jede Maßnahme, die in diese Richtung geht, und bedanke mich bei Unterrichtsminis­terin Elisabeth Gehrer, die sehr viel für diesen Bereich übrig hat. (Beifall bei der ÖVP.)

13.46


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Sburny. Ich erteile es ihr.

 


13.46.52

Abgeordnete Michaela Sburny (Grüne): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Da das lebenslange oder lebensbegleitende Lernen immer wieder ein Thema auch im Zusammenhang mit dem Lissabon-Prozess ist, möchte ich erwähnen, dass dieser Terminus lebensbegleitendes oder womöglich lebenslanges Lernen für viele Leute mehr eine gefährliche Drohung als eine Hoffnung ist, und das hat viel damit zu tun, dass viele Menschen während ihrer Schulzeit Erfahrungen gemacht haben, die tat­sächlich nicht geeignet sind, Neugierde und Lebensfreude zu fördern.

Ich habe Glück gehabt, kann man sagen. Es gibt eben ein paar, die Glück haben, vielleicht sitzen einige hier, die zufällig in einem ganz guten Umfeld in die Schule gehen konnten und deswegen nicht unter diesem großen Druck gestanden sind, unter dem viele Kinder jetzt stehen. Ich glaube nämlich, dass es zwei zentrale Ziele bei der Schule gibt:

Das erste zentrale Ziel ist, dass die Kinder und Jugendlichen den Spaß am Lernen nicht verlieren. Diese Freude haben sie nämlich in aller Regel, bis sie in die Schule gehen. Das, was die Kinder lernen, bis sie sechs Jahre alt sind, ist eine große Latte, die man gar nicht aufzählen kann. Doch auf einmal wird das Lernen ein Problem. Das heißt, ein Ziel ist es jedenfalls, dass sie den Spaß am Lernen behalten.

Das zweite zentrale Ziel ist, dass es eine qualitätsvolle Ausbildung gibt. Das heißt, dass die Ausbildung auch das erfüllen soll, was für die Menschen, für die einzelnen Persönlichkeiten wichtig ist, sie soll aber auch durchaus im Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Erfordernissen stehen.

Mich bedrückt oder irritiert manchmal, dass es nicht den Mut gibt, die Schule in Öster­reich so grundsätzlich zu verändern, dass diese zwei Ziele erreicht werden können. Es ist schon gesagt worden, dass es Maßnahmen gibt, die in einzelnen Schritten auch


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