Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 137. Sitzung / Seite 57

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sage Ihnen offen, dass ich – auch aus den Erfahrungen und der Sensibilität, die ich mit dieser Sache jedenfalls habe – gar nicht um den Preis verhandeln möchte, denn da kommt dann sofort der Vorwurf, dass die Republik wiederum versucht, einen „Rabatt“ herauszuholen und die Erben der Opfer um ihren wohlverdienten Preis zu bringen. – Andere sagen wiederum, der vorliegende Preis sei nicht vertretbar. – Ich verstehe davon zu wenig, ich sage das offen, die Ministerin ebenso; wir alle, so denke ich, sind keine Experten auf diesem Gebiet. Das kann wahrscheinlich nur in einem Markt­zusammenhang entschieden werden. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glocken­zeichen.)

Daher war der einzig richtige und transparente Weg jener, den wir heute beschlossen haben: Wir geben die Bilder zurück, und sie werden dann vielleicht auktioniert – dann können sich private Sponsoren beteiligen, und diese werden dann von uns die Möglichkeit bekommen, steuerliche Vorteile in Anspruch zu nehmen. (Präsidentin Mag. Prammer gibt neuerlich das Glockenzeichen.) – Ein anderer Weg wäre meiner Überzeugung nach nicht tragbar gewesen. (Anhaltender Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Bravorufe bei der ÖVP.)

16.04


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Gusenbauer. 5 Minuten Redezeit. – Bitte. (Abg. Scheibner – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Dr. Gusenbauer –: Wieso lassen Sie die Frau Wurm nicht sprechen?)

 


16.05.23

Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer (SPÖ): Frau Präsidentin! Mitglieder der Bun­desregierung! Meine sehr verehrten Damen und Herren, das war wieder einmal symptomatisch, oder? (Rufe bei der ÖVP: Richtig!) – Es war symptomatisch, Dinge zusammenzuwerfen, die nichts miteinander zu tun haben!

Natürlich sind die Menschen in Österreich stolz auf die Sammlungen und auf die Museen, aber ist das Grund genug, zu sagen: Ich verschließe die Augen davor, dass diese Kunstgegenstände nicht ausreichend geschützt sind!? Ist das Grund genug, zu sagen: Ich verschließe die Augen davor (Abg. Dr. Stummvoll: Das stimmt ja nicht! Es schließt niemand die Augen!), dass es dort einen verantwortlichen Museumsdirektor gibt, der nicht imstande ist, die Sicherheit zu garantieren!? Ist das Grund genug, die Augen zu verschließen und zu sagen: Man kann dort Gerüste aufstellen, die gegen alle Warnungen nicht gesichert werden!? Ist das Grund genug, die Augen davor zu verschließen, dass es dort offensichtlich einen Museumsdirektor gibt, der Privates und Öffentliches nicht trennen kann? (Zwischenruf des Abg. Ledolter.)

Ist das Grund genug, die Augen davor zu verschließen, dass dieser Museumsdirektor hier in Österreich mit der privaten Entnahme von Kunstgütern eine „Unkultur“ ein­geführt hat? – Für all das ist das nicht Grund genug, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Ich finde es einigermaßen unverfroren – einigermaßen unverfroren! (Abg. Scheibner: Solange es nur „einigermaßen“ ist!) –, sich hierher zu stellen und zu sagen: Applaudiert doch alle dazu, dass die „Saliera“ wieder da ist, dass das Glück uns hold war und sie wieder zurückgekommen ist! (Abg. Hornek: Na sicher! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die „Saliera“ hätte nie gestohlen werden dürfen, wenn dieses Museum wirklich ein Bollwerk wäre, Herr Molterer, und kein Stollwerk, wo jeder hinein kann – das ist das Problem! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Es handelt sich dabei um einen eklatanten Fall von Inkompetenz!

 


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