Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 139. Sitzung / Seite 52

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studieren. Die ganze Debatte um Elite-Uni oder Exzellenz wird zu einer Farce und Hoch­stapelei, wenn man weiß, dass wir in allen Bildungsparametern, was Abiturien­tenzahl, also MaturantInnenzahl betrifft, was Übertritte nach der Matura auf die Universität betrifft, was Akademikerquote betrifft, weit unter dem EU-Schnitt liegen. Und dann beginnen wir, das Pferd am Schwanz aufzuzäumen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wenn wir allein den EU-Schnitt erreichen wollen, bräuchten wir 100 000 Studierende mehr. Wenn die Regierung sagt, dass sie das heute nicht bezahlen kann, verstehe ich das noch irgendwie, aber sie muss ja ein Ziel haben, zu dem sie sich bekennt, das nicht „Weltklasse“ heißen kann, sondern: Erreichen wir wenigstens den europäischen Schnitt. Wenn ich die Interpretationen des Chefs der Rektorenkonferenz Badelt höre, muss ich schon sagen, dass an seiner Uni die schlechtesten Betreuungsverhältnisse in Österreich gegeben sind. Da trifft auf 209 Studierende ein Professor oder eine Professorin! Das muss er halt sagen, und man muss auch von der Regierung etwas verlangen! Von selbst und vom Schweigen wird Bildungspolitik nicht besser! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Zum neuen Doktorat mit drei Jahren im Sinne eines PhD, der allenfalls vielleicht einmal dieses altgermanische Weiheritual der Habilitation ablösen könnte, kann ich mich bekennen und werde in zweiter Lesung zustimmen.

Den Abänderungsvorschlag, dass der Zusatztitel „FH“ bei Masterstudien und Bache­lors vom Fachhochschulrat weggenommen werden oder belassen werden kann, und die Regierung nicht den Mut hat, zu sagen, den brauchen wir nicht, weil niemand in Großbritannien, Amerika und Argentinien weiß, was „FH“ heißt, halte ich für ein biss­chen müde und wenig mutig. Da werden wir jetzt auch nicht zustimmen. (Abg. Dr. Brinek: Was heißt „wenig mutig“?)

Vielleicht noch ein kleines Schmankerl für Herrn Präsidenten Khol. Mich hätte Folgen­des interessiert: Es gibt Quoten, durch die 70 Prozent der Studienplätze für Inhaber von österreichischen Maturazeugnissen reserviert sind. Südtiroler haben bekanntlich kein österreichisches Maturazeugnis, außer es wäre noch eines aus der Monarchie, aber die gibt es nicht mehr, so denke ich. In welche Quote fallen diese? – Ich plädiere jetzt nicht für eine Südtirollösung, aber muss man die Zahl der Südtiroler noch dazu addieren, um die Zahl der ÖsterreicherInnen konstant halten zu können, oder werden diese den ÖsterreicherInnen zugerechnet, und wir kommen drauf, dass wir in Inns­bruck keine Quote von 70 Prozent, sondern plötzlich nur eine von 50 Prozent Öster­reicherInnen haben? – Das ist jetzt nichts Chauvinistisches, sondern eine reine Frage der Neugier an einen Südtirol-engagierten Präsidenten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

11.40


Präsident Dr. Andreas Khol: Ich gehe davon aus, dass das ganze Haus für Südtirol engagiert ist. Ja, Kollege Van der Bellen stimmt mir auch zu; wir zwei Tiroler.

Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Dr. Bleckmann. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 


11.40.21

Abgeordnete Mag. Dr. Magda Bleckmann (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Frau Ministerin! Hohes Haus! Zum jetzigen Thema stehen mehrere Bereiche in Diskussion.

Punkt 1: Wieso war die Änderung betreffend Hochschulzugang notwendig? – Wie wir schon gehört haben: auf Grund der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs. Es wurde, Herr Kollege Broukal, so rasch als möglich reagiert. Es ist ja wohl klar, dass wir,


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