Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 152

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den Verleger Peter Weiß vorgeschlagen, der Autoren beschäftigt, die sich selbst als Faschisten bezeichnen.

Sie und die Beamten Ihres Hauses hätten das nicht gewusst, sagten Sie in Ihrer Antwort an meine Kollegin Bettina Stadlbauer. Das mag sein; Herr Graf wird Ihnen das schon ver­schwiegen haben. Aber jetzt wissen Sie es, und damit wird aus dem Fall Weiß der Fall Gehrer.

In einem dritten Fall, dem des früheren FPÖ-Ministers Helmut Krünes, sehe ich überhaupt nicht, wie Sie es gegenüber dem Nationalrat vertreten können, dass Krünes immer noch als Uni-Rat der Technischen Universität im Amt ist. Was besagt das Universitätsgesetz 2002? – Es besagt: Universitätsrat darf nicht werden, wer in den letzten vier Jahren eine Funktion – keine leitende Funktion, sondern eine Funktion – in einer politischen Partei ausgeübt hat.

Nun wissen alle interessierten Menschen in Österreich, dass Herr Krünes bis zum März 2002 stellvertretender Obmann der FPÖ-Niederösterreich war. (Abg. Dr. Bleckmann: Fragen Sie einmal die anderen Universitätsräte! Die wollten das alle!) – Also wenn wir jetzt in Österreich in einem Land sind, wo wir die Gesetze außer Kraft setzen, Frau Dr. Bleckmann, nur weil ein paar Leute das wollen, dann gute Nacht! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Sie wissen, Frau Dr. Bleckmann, dass Ihre Zwischenrufe nicht immer mit Hochachtung ent­gegengenommen werden. Ich bin aber ein so höflicher Mensch, das nicht zu qualifizieren, wiederhole aber gerne mein Argument: Das von Ihren Parteien beschlossene Gesetz verbietet, dass jemand, der in den letzten vier Jahren eine politische Funktion innehatte, Universitätsrat wird. – Haben Sie mich verstanden? – Können Sie sich daran erinnern, dass Herr Krünes bis März 2002 sogar eine leitende Funktion in Ihrer Partei innehatte? Er war stellvertretender Obmann der FPÖ-Niederösterreich.

Was aber sagt Frau Gehrer, konfrontiert mit dieser Sache, dazu? – Sie sagt uns: Das stimmt schon, aber er hat bei keiner Sitzung den Obmann vertreten. (Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen. – Abg. Scheibner: Die Redezeit gilt für Sie auch!) Er hat die Funktion sozusagen nicht ausgeübt.


Präsident Dr. Heinz Fischer: Bitte den Schlusssatz!


Abgeordneter Josef Broukal (fortsetzend): Das wäre so, als würde man sagen: Herr Haupt ist nicht Vizekanzler, weil bisher immer Herr Schüssel den Vorsitz im Ministerrat geführt hat. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

18.11


Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Brosz. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

18.11


Abgeordneter Dieter Brosz (Grüne): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Die Anfrage­beantwortungen aus dem Bildungsministerium haben ja mittlerweile einen gewissen Ruf erlangt. Es gibt kaum ein Ministerium, bei dem es dermaßen oft vorkommt, dass man nichts sagende Antworten erhält. Ich kann mich erinnern, wir haben das voriges Jahr einmal bei einer Be­sprechung einer Anfragebeantwortung gehabt. Damals ist der jetzige Präsident Khol lachend zu den Grünen herübergekommen und hat mit einem Schmunzeln gesagt: Gelt, eigentlich könnte draufsteh’n: Schmeck’s, Kropferter! – So würde man das in Tirol sagen. Irgendwie wundert es mich auch gar nicht, dass das diesmal quasi auch formal in dieser Anfragebeantwortung drin­nen steht, denn auf die ersten acht Fragen, die genau nach diesen parteipolitischen Be­setzungen fragen, geben Sie überhaupt keine Antwort, Frau Bundesministerin, Sie gehen nicht einmal auf die Fragen ein. – Eine typische Antwort aus dem Hause Gehrer!

Frau Bundesministerin! Kollege Broukal hat das jetzt schon ausgeführt, aber die Argumentation, die Sie und die Abgeordneten der Regierungsparteien hier aufziehen, ist schon bemerkenswert. Ich habe mir gedacht, dass in diesem Gesetz deshalb drinnen steht, dass keine Funktionäre von politischen Parteien, dass keine Abgeordneten, keine Regierungsmitglieder oder auch nie-


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