Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 140. Sitzung / Seite 43

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Was stört Sie daran? Glauben Sie, dass irgendjemand in Österreich versteht, dass man Umweltförderungen für die Landwirtschaft auch bekommen soll, wenn man mit Gentechnik verändertes Saatgut anbaut? Wollen Sie solche Dinge aus der Umweltför­derung fördern? Ist das Ihr Ansatz? (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Meiner ist das sicher nicht. Aber Sie lehnen das seit Jahren ab. (Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ein dritter Punkt: Kollege Grillitsch hat von Haftungsfragen gesprochen. Das war auch einer der Punkte, weswegen wir dem Umweltminister, Landwirtschaftsminister nach langen Überlegungen das Misstrauen ausgesprochen haben. Nach dem Gentechnik­gesetz, das verabschiedet worden ist, ist alles zu unternehmen, dass die Haftungslage gerade für kleine Bauern und Bäuerinnen in Österreich eindeutig ist, nämlich mit einer ganz strikten Beweislastumkehr, wie wir es aus vielen strengen Haftungsregimen ken­nen. – Sie haben das nicht gemacht.

Unterm Strich bleiben damit für die Österreicherinnen und Österreicher eine Reihe von offenen Fragen, wo man sich mittlerweile überlegen muss, ob das mit der Gentechnik­freiheit, die Sie auf der Fahne vor sich hertragen, auch tatsächlich ernst gemeint ist. Ich glaube es mittlerweile nicht mehr! Ich glaube es nicht mehr, weil Sie nicht alles tun und vor allem nicht das tun, was Sie im Inland tun können, um diesen Weg weiterzugehen.

Um noch einmal auf das Thema WTO zurückzukommen: Jammern ist jetzt zu wenig. Ich habe es ehrlich gesagt satt, dass sich die österreichische EU-Ratspräsidentschaft immer auf solch einen diplomatischen Standpunkt zurückzieht. Das machen andere Länder ganz anders. Das ist keine moderierende Ratspräsidentschaft, die wir uns vor­stellen.

Ich würde mir erwarten, dass der Umweltminister, Landwirtschaftsminister hergeht und sagt: Ich möchte eine Weiterführung des Moratoriums auf europäischer Ebene! Ich möchte dafür einen Vorschlag machen, ich möchte das diskutiert haben! – Auch wenn das kontroversiell ist, aber sich immer dahinter zu verstecken ... (Abg. Donabauer: Sie beschaffen die Mehrheit!) – Das ist ja einmal eine Frage des Versuchs, aber es über­haupt nicht zu versuchen?! (Abg. Donabauer: Das ist eine Illusion, die Sie da schaf­fen!) Ich glaube, die Franzosen, die Briten und Vertreter vieler anderer Länder lachen uns aus, wenn man sich hinter dieser moderierenden Präsidentschaft versteckt. (Zwi­schenrufe bei der ÖVP.) Wir versuchen, unsere Positionen in dieser Zeit möglichst nicht nach vorne zu tragen. Ich halte das für den völlig falschen Weg, das machen andere Länder ganz anders! (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Deutschland, zum Beispiel!) Das ist ein Mythos, der in der österreichischen Innenpolitik vorherrscht: Man kann in einer Präsidentschaft heikle Fragen nicht ansprechen und schon gar keine Vorschläge, Direktiven oder irgendwelche Programme dafür vorlegen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Letzte Frage an Sie, Herr Minister: Warum machen Sie jetzt keinen Vorstoß in Rich­tung Aufrechterhaltung der europäischen gentechnikfreien Landwirtschaft? Warum schlagen Sie nicht ein Moratorium vor, warum machen Sie das nicht als Tour-des-Capitales-Schwerpunkt, sondern warum reden Sie über Koexistenz? – Das ist auch wichtig, aber warum gehen Sie nicht einen kleinen Schritt, ein bisschen mutiger, ein Stückchen weiter voraus, so wie es sich, so denke ich, die Österreicherinnen und Ös­terreicher erwarten würden? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

10.31


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Scheuch. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

 


10.31.58

Abgeordneter Dipl.-Ing. Uwe Scheuch (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine geschätzten Damen und Herren! (Abg. Dr. Glawischnig-


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