Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 22. Sitzung / Seite 21

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Jetzt, in dieser Situation gehen Sie her – nächster Punkt, den ich kritisieren muss – und reden von Eigenkapitalstärkung – super, das sagen wir schon seit 20 Jahren –, reden davon, dass jetzt etwas geschieht. Wieder falsch! (Zwischenbemerkung von Bundeskanzler Dr. Schüssel.) Herr Bundeskanzler, Sie wissen es ohnehin! Es ist kei­ne Eigenkapitalförderung, wenn die Möglichkeit besteht, nach sieben Jahren das so auf die Seite gelegte Geld – sagen wir es einmal so – de facto steuerfrei zu entneh­men. (Abg. Dr. Trinkl: Sie haben noch weniger Ahnung als der ...!)

Das ist doch ganz klar, welche Anreizmechanismen Sie da schaffen: Möglicherweise wird vorübergehend die Betriebsbilanz aufgebessert, aber Sie schaffen einen massiven Anreiz, dass das Geld am Ende herausgenommen wird. Und das ist in meinen Augen Steuerprämiensparen für Unternehmer, das hat mit Investitionsanreiz, den Sie hier verkünden, nichts zu tun. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.) Es werden auch die Zukunftsparolen des Herrn Finanzministers, die wir bald wieder werden entgegenneh­men dürfen, nichts an dieser simplen Einsicht ändern. (Rufe bei der ÖVP: Keine Ah­nung von der Wirtschaft! – Abg. Dr. Mitterlehner: Das war Schwachsinn!)

Letzter Punkt: Kollege Molterer hat hier wieder die Ökologisierung strapaziert. Das, was Sie hier in diesem Budget mit dem ihm zugrunde liegenden Budgetbegleitge­setz ...

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Herr Abgeordneter Missethon, das Wort „Schwachsinn“ habe ich nicht gehört! (Abg. Dipl.-Ing. Missethon macht eine abwehrende Handbewe­gung. – Abg. Dr. Mitterlehner: Das war ich!) Bitte, Herr Kollege Mitterlehner! (Abg. Dr. Mitterlehner: Aber es war Schwachsinn! – Abg. Dr. Trinkl: Aber es war nicht be­sonders klug, Herr Präsident!)

Bitte fortzusetzen, Herr Abgeordneter Kogler.

 


Abgeordneter Mag. Werner Kogler (fortsetzend): Ich sage Ihnen: Die Ökologisierung des Steuersystems wäre eine sinnvolle Sache. Darin besteht vollkommene Einigung. Das Problem bei dem Vorschlag, den wir hier vorliegen haben, ist, dass der Idee nicht nur nichts Gutes getan wird, sondern sie in Wahrheit sogar geradezu verraten wird. Und das haben Sie auch mitzuverantworten. Das, was wirklich ausgelöst wird, ist die besondere Besserstellung des Agrardiesels. Das ist eine Nonsens-Maßnahme, seien Sie mir nicht böse, das hat mit Ökologisierung nichts zu tun, sondern das ist das Ge­genteil davon.

Auch sonst werden Sie keine besonderen Lenkungseffekte erzielen mit Ihren Maß­nahmen, weil Sie sich gar nicht in das Thema hineinwagen. Ökologische Steuerreform heißt, wie der Name sagt, Strukturreform. Und dafür müsste man, auf mehrere Jahre angekündigt, ganz klar, ein größeres Volumen avisieren, in Etappen einführen und im Gegenzug – jetzt hören Sie zu, Herr Kollege Mitterlehner! – die Lohnsummensteuern senken, und zwar so, dass das spürbar wird. (Abg. Dr. Trinkl: Aber es gibt keine Lohn­summensteuern mehr!) Das geht dann, wenn man es gegenfinanziert. (Abg. Dr. Trinkl: Herr Kollege, es gibt keine Lohnsummensteuern mehr!)

Mit unseren Maßnahmen sind wir der Wirtschaftskammer schon voraus, weil unser Volumen hier wesentlich mehr vorsieht, als das, was Sie überhaupt noch propagieren. Aber man muss gegenfinanzieren, das ist der Punkt. (Abg. Dr. Trinkl: Ah, Sie wollen sie einführen!) Und da lassen Sie einfach aus, da lassen Sie aus, ebenso in vielen an­deren Bereichen, wo es wirklich um Zukunftspolitik geht! (Beifall bei den Grünen.)

Wir werden uns wieder einmal darüber unterhalten, und irgendwann am Ende der Etappe wird man sehen, dass die Grünen Recht behalten haben. In Zukunft wird es halt immer wichtiger werden, dass die Grünen auch Recht bekommen und das umset­zen können. Man wird ja sehen, wie das weitergeht. Es wird möglicherweise nicht so


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