Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 46. Sitzung / Seite 37

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Sonderfinanzierung der Atomkraft auf EU-Ebene gibt, solange werden auch neue Atomkraftwerke gebaut werden. Dass Österreich da jetzt mittun will, aus welchen strategischen Gründen auch immer, halten wir einfach für eine falsche Entscheidung. (Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)

Bei Ihrem Antrag ist auch die Fertigstellung von Atomkraftwerken nicht ausge­schlos­sen. Das war einer der Punkte, an denen eine mögliche Einigung gescheitert ist. Denn wir halten es auch für einen schweren Fehler, die Finanzierung der Fertigstellung von Atomkraftwerken nicht auszuschließen. Wir kennen ja die Projekte, die bereits in der Warteschleife für EURATOM sind, das heißt, bei denen man davon ausgehen kann, dass sie als Nächstes finanziert werden. 300 Millionen € sollen etwa in das russische AKW Kalinin 3 gesteckt werden, 250 Millionen € sind für den bulgarischen Reaktor Cernavoda 2 vorgesehen. Das heißt, wir wissen auch ungefähr, was an Finan­zie­run­gen auf uns zukommt. Es gab auch Pläne der EU-Kommission, sechs weitere rus­sische Reaktoren an vier Standorten zu finanzieren.

Ich glaube also, dass die Entwicklung in eine völlig falsche Richtung geht, und kann mir nicht vorstellen, dass Österreich die Finanzierung dieser Reaktoren wirklich unter­stützen will, auch wenn man sich anschaut, wofür die EURATOM-Gelder in der Ver­gangenheit verwendet wurden. (Abg. Kopf: Das haben wir ja geändert!) 680 Mil­lionen € wurden für die Tschernobyl-Ersatzreaktoren K2/R4 zumindest zugesagt und werden auch noch ausbezahlt werden, 213 Millionen für die Nachrüstung der Blöcke 5 und 6 in Kosloduj. Ich glaube, dass das einfach in die völlig falsche Richtung geht. Wenn man sich das anschaut, sieht man, dass bisher auch kein Euro in die Stilllegung von Atomkraftwerken geflossen ist, und eine Änderung dieser Politik ist nicht absehbar.

Ein Punkt, über den wir auch sehr lange diskutiert haben, war die aus meiner Sicht frag­würdige Finanzierung von Sicherheitsaufrüstungen. Das ist immer ein zwei­schneidiges Schwert. Einerseits bedeutet es natürlich meistens, dass ein Atomkraft­werk sicherer wird, auf der anderen Seite wird allerdings auch die Lebenszeit und die Laufzeit eines Atomkraftwerkes verlängert. Deswegen ist immer die Gefahr gegeben, dass Laufzeitverlängerungen unter dem Deckmantel der Sicherheitsaufrüstung durch­geführt werden.

Herr Bundesminister! Mit der EURATOM-Finanzierung, der Sie zustimmen wollen, finanzieren wir letztendlich die Atomkraftwerke, die wir als Österreicher morgen be­kämp­fen werden. Das ist für uns einfach ein Widerspruch und ein Grund, weshalb wir hier nicht zustimmen werden. Wir sind vielmehr für einen anderen Ansatz, wie wir ihn schon im Umweltausschuss diskutiert haben. Österreich zahlt laut einer Anfrage­beant­wortung des Bundeskanzlers jährlich 40 Millionen € an Beiträgen für EURATOM. Das ist aus unserer Sicht wirklich eine Geldverschwendung, denn: Warum sollten wir den Neubau, die Fertigstellung oder was auch immer an Atomkraftwerken unterstützen?

Anstatt der Aufstockung zuzustimmen, wie Sie es vorhaben, sollten wir uns lieber über den Ausstieg aus dem EURATOM-Vertrag, den Ausstieg aus diesem einseitigen För­dervertrag unterhalten. Ich weiß, Sie sind nicht dieser Meinung, aber ich halte es trotzdem für die bessere Strategie. (Beifall bei der SPÖ.)

11.19

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Kopf. Die Uhr ist auf 8 Minuten gestellt. – Bitte.

 


11.20

Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP): Meine Damen und Herren Abgeordneten! Ich glaube, es gibt kaum ein Thema in diesem Land wie die Atompolitik, wo sich die vier Parteien im Grundsatz so einig sind. Österreich vertritt auch – und ich glaube, das


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